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You Need to Hear This

Wie man so ziemlich alles in ein Instrument verwandelt (inklusive Bananen und Alufolie)

Scheiß auf die drei Akkorde, Krokodilklemmen reichen völlig aus.

Wolltest du schon immer deine komplette kreative Energie an einem Grave-Wave-Konzeptalbum vergeuden, aber dir fehlte bislang das musikalische Talent? Für alle, die kaum bis gar keine musikalische Begabung vorweisen können, gibt es das Ototo. Nimm es einfach aus der Packung und verbinde es mit Krokodilklemmen an dem nächstbesten Leiter (Banane, Papier oder so ziemlich alles, was in Folie eingepackt ist), schon hast du ein funktionstüchtiges Instrument. Das Ototo lässt sich zu jedem leitenden Material verbinden (dass heißt alles, durch das Strom fließen kann) und erzeugt Klänge, wenn diese Materialen mit Objekten in Berührung kommen. Dazu gibt es noch zusätzliche Sensoren, mit denen man andere Parameter (wie zum Beispiel die Tonhöhe) verändern kann.

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Wie schon bei der revolutionären Einführung von Synthesizern in den späten 70ern wird das Ototo die bescheuerte Vorstellung widerlegen, dass es erst Zehn Millionen Stunden Übung braucht, bevor man überhaupt daran denken kann, Musik zu machen. Kurz gesagt ist das Ototo ein "Musik für Idioten"-Gadget, das es wirklich jeder Person ermöglicht, mit alltäglichen Materialen einzigartige Klänge zu erzeugen – ausgestattet mit unzähligen Anpassungs- und Veränderungsmöglichkeiten. Es wird nicht lange dauern, bis die ersten DJs nur mit Leiterplatine, Krokodilklemmen und einer Kartoffel ausgestattet ganze Stadien zum Ausrasten bringen.

Erfunden wurde das Gerät von der Creative-Design Firma Dentaku—den gleichen Leuten, die auch schon die Oreo Maschine und afrikanische Musik mit Handys kreiert haben. Weil das nach einer sympathischen Firma klingt und ich herausfinden wollte, ob man wirklich mit Papier und Pflanzen Musik erzeugen kann, hab ich mich mit Yuri Suzuki, dem Mitbegründer von Dentaku, und Joseph Pleass, dem Designer des Ototo, getroffen.

Noisey: Was ist das Ototo genau?
Joseph: Das ist eine sehr kleine Leiterplatte, etwa so groß wie ein Tape. Alles, was du mit ihr über die Krokodilklemmen verbindest, wird in den Stromkreis eingeschlossen. Es ist für Leute gedacht, die keine Ahnung vom Programmieren haben und trotzdem elektronische Musik machen wollen, eigentlich ist es wie Lego.
Yuri: Ich würde aber nicht sagen, dass es nur ein Spielzeug ist. Wir wollen schon, dass die Leute richtige Musik mit dem Ototo machen.
Joseph: Die analogen Anschlüsse und Sensoren erlauben dir schon eine gute Kontrolle des Sounds. Die Anwendungsmöglichkeit für Musiker ist auf jeden Fall gegeben.

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Was hat es mit dem Namen auf sich?
Joseph: OTO bedeutet 'Klang' auf Japanisch und Ototo bedeutet übersetzt 'kleiner Bruder'. Ich wollte, dass der Name einen freundlichen Eindruck bei den Menschen hinterlässt.

Wie seid ihr auf die Idee für das Gerät gekommen?
Yuri: Ich war Dozent an dem RCA (Royal College of Arts) und eine Studentin bat mich darum, ihr einen musikalischen Baukasten anzufertigen und die Pläne dafür waren sehr kompliziert. Ich sah einfach diese Wissenslücke zu technischem Know-How bei künstlerischen Menschen.

Kannst du für die Künstler da draußen erklären, wie das Ototo funktioniert?
Joseph: Du kannst es mit allem verbinden, was irgendwie Strom leitet, und mit den analogen Anschlüssen hast du die Möglichkeit, Konfigurationen am Klang vorzunehmen. Du kannst es sogar an Menschen anschließen! Wenn irgendetwas nicht wirklich leitet, wickelst du es einfach in Alufolie ein und es funktioniert.

Wie einfach ist das in der Praxis?
Joseph: Einfach auspacken und schon kann es losgehen. Es gibt aber unzählige Erweiterungs- und Modifikationsmöglichkeiten.

Das stimmt. Zu welcher Art von Musik würde das Teil am besten passen?
Joseph: Es eignet sich wohl am besten für experimentelle Musik. Wir haben eine Show mit 15 Teilnehmern organisiert, um das Ototo vorzustellen. Wir haben das Ototo an Pflanzen, Pappe, eigentlich an alles, was wir finden konnten, angeschlossen.
Yuri: Wir wollen aber auf jeden Fall auch, dass das Gerät in anderen Bereichen angewendet wird. Ich fände es super, wenn Zooey Deschanel oder Ok Go damit arbeiten würden.

Glaubt ihr, es wird irgendwann Ototo-Bands geben?
Joseph: Nach der ersten Show glaube ich, dass alles möglich ist.

Geil, danke Yuri und Joseph!

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