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Ein paar Gedanken zu Jason Stathams Zeit als "Heißer Typ" in 90er-Jahre Musikvideos

Bevor er zu Großbritanniens beliebtestem Tough-Guy wurde, legte sich Mr. Transporter als eingeölter Backing-Dancer für Erasure und The Shamen so richtig ins Zeug.
Emma Garland
London, GB
Screenshot von Vevo aus dem Video "Run to the Sun“ von Erasure

Jason Statham ist für "echte Männer“ das, was Leonardo DiCaprio in den 90ern für Haare war: eine Inspiration, ein Erlöser, ein Phänomen, das sich zur richtigen Zeit unangekündigt seinen Weg in die Popkultur bahnte, als wollte es sagen: "Ich bin das, was ihr die ganze Zeit gebraucht habt, ohne es zu wissen.“

Statham, der hauptsächlich für seine Rollen in äußerst gewalttätigen Actionthrillern wie Snatch, Bube, Dame, König, grAS, The Italian Job und ein paar weiteren Filmen, die im Grunde genau wie The Italian Job sind, aber nicht The Italian Job heißen, bekannt ist, ist der wahrscheinlich beliebteste Tough-Guy Großbritanniens. Nein, sein Haar ist nie besonders voll gewesen, aber hält ihn das davon ab, einen Haufen Models zu daten? Nicht wirklich. Er macht seine Stunts alle selbst, hat einen Nacken so dick wie drei Reifen und sieht immer so aus, als würde er dich gleich den Bordstein fressen lassen, weil du ihm sein Snickers aus dem Kühlschrank geklaut hast.

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In der Vergangenheit bezeichnete er sich selbst als "James Bond des kleinen Mannes—ein Bond, der Heineken und nicht Dom Perignon trinkt.“ Im Prinzip spielt Statham auch keine Rollen. Er biegt sich die Rollen zurecht, bis sie Jason Statham sind. Er ist der Archetyp britischer Männlichkeit, der Männer im ganzen Land emotional gespalten hinterlässt. Sie wolle entweder so sein wie er oder wünschen sich, er wäre ihr Vater.

Dass er seine ersten Erfahrungen vor der Kamera als eingeölter Go-Go-Tänzer in den 90ern in Pop-Videos gemacht hat, tut unserem Bild von Statham keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil!

Beweisstück A: The Shamen – "Comin’ On“, 1993

Das Beste an diesem Video ist für mich die Tatsache, dass Jason Statham nur mit einer Leoparden-Unterhose bekleidet ist, die aus dem Bestand eines Tarzan-Pornos stammen dürfte. Obwohl, vielleicht ist es auch sein gründlich enthaartes Auftreten—fast wie eine Nacktkatze, die man in der Spüle gebadet hat. Nun, vielleicht ist es auch die Vorstellung, dass irgendein Praktikant losgeschickt wurde, um fünf Flaschen Baby-Öl zu besorgen, um unseren Actionhelden derartig glänzen zu lassen. Nein, am allertollsten finde ich an diesem Video eigentlich, wie VERDAMMT GUT Jason Statham in dem ist, was nichts anderes als unchoreographiertes, "leg einfach los“-Club Dancing sein dürfte.

Nein, ich werde dir nicht sagen, wann er in dem Video auftaucht. Der Überraschungseffekt ist hierbei nämlich nicht ungemein wichtig. Mal abgesehen davon: Du wirst so oder so nicht darauf vorbereitet seine—weder mental, noch körperlich. Man kann darauf einfach nicht vorbereitet sein. Es ist unmöglich! Auf der ganzen Welt liegen just in diesem Moment Menschen wegen gnadenloser Selbstüberschätzung in Krankenhausbetten. Sie alle dachten, sie wären vorbereit. Gut, atmen wir erst mal einen Moment durch, um die aufwühlenden Ereignisse der letzten Minuten zu verarbeiten. Nach dieser kleinen Unterbrechung geht es sofort weiter:

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So, bist du wieder bei mir? Hast du diesen Hüftschwung gesehen? Diese Geschmeidigkeit? Diese kurze Abfolge von Fist-Pumps, in denen so ein Elan, so viele Emotionen stecken, dass jede einzelne Bewegung davon einen Oscar verdient hätte? Auch wenn dieses Musikvideo vielleicht das albernste Resultat eines fehlgeleiteten Acid-Trips aller Zeiten ist—für sich schon eine beachtliche Leistung—, gibt sich Jason Statham keine Blöße und ist ganz der Profi. Es hat sich wahrscheinlich noch nie jemand so viel Herzblut in etwas gesteckt, wie Jason Statham in diese Tanzeinlage. Prädikat: Beeindruckend!

Beweisstück B: Erasure – "Run to the Sun“, 1994

Nachdem ich mir das erste Video wohl öfter angeschaut habe, als ich gerne zugeben möchte, bekam ich etwas Angst, dass mich nichts auf der Welt mehr so schockieren, beeindrucken oder mitreißen würde wie der eingeölte Statham in Leopardenunterwäsche. Tja, zu dem Zeitpunkt wusste ich auch noch nicht, dass Jason Statham auch noch einen großartigen Auftritt in Erasures Video zu "Run to the Sun“ hat, wo er als eine Art futuristischer Go-Go-Tänzer—unterstützt von allem, was die Tricktechnik anno 1994 zu bieten hatte—auf der Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz herumturnt.

Schau dir nur mal an, wie Statham wie ein ravender Silver-Surfer auf den Planeten der Urania-Weltzeituhr posiert. Hier ist ein Bursche aus der Arbeiterschicht, aufgewachsen mit Wochenmärkten und Pub-Mahlzeiten, der später in Filmrollen als Box-Promoter, Hochsicherheitshäftling und beliebter Fluchtwagenfahrer bekannt werden sollte—also quasi als die Art von Typ, die dich sofort in den Boden stampft, wenn du seine Freundin eine Sekunde zu lange anschaust. Statham ist die Art von Kerl, auf die dein Vater einen heimlichen "Man-Crush“ hat. Ein Mann, der so hart ist, dass er eine Rolle als Charles Bronson abgelehnt hat. Und hier legt er nun bekleidet in knappen Ledershorts und Superman-Stiefeln heiße Tanzeinlagen hin und erfindet nebenher auch noch das Duckface.

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Screenshot von Vevo aus dem Video "Run to the Sun“ von Erasure

So, was haben wir jetzt aus der ganzen Sache gelernt?

Nun, als allererstes können wir wohl zu Jason Stathams Lebenslauf kultureller Errungenschaften "der Adonis des House“ hinzufügen. Außerdem sollten wir ihn von nun an als silberne David-Statue im Gedächtnis behalten, die sich, wenn wir ehrlich sind, viel besser in der Berghainhalle machen würde als dieser komische Pan. Wir können ihn auch für die Existenzkrise loben, in die er nun die britische Macho-Blockbuster-Maskulinität nachträglich stürzen wird. Ernsthaft, Stetham in diesen Videos ist in etwa das Äquivalent zu irgendwelchen amerikanischen Dudes, die herausfinden, dass Bruce Willis mal einen Pole-Dance-Auftritt in einem Cindy Lauper-Video hatte. Es ist ungefähr das gleiche, wie wenn dein älterer Bruder plötzlich checkt, dass Liam Neeson in Showgirls mitgespielt hat.

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Ja, indem er hier seine Moves und Muskeln mit einem solchen Verve präsentiert, hat es schon etwas sehr Schönes, dass Mr. Transporter persönlich das Image des britischen Tough-Guys schon subversiv unterwanderte, bevor er das Image des britischen Tough-Guys eigenhändig erfand. Klar, er ist der Heineken-schlürfende Bond, keine Frage, aber er ist auch heimlich der wahrscheinlich beste Striptease-Tänzer, den Großbritannien je hervorgebracht hat.

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