Ich werde dir nicht erzählen, was ich am liebsten mache. Ich kenne dich nicht, wir haben uns noch nie getroffen und lass mich dich wenigstens zuerst auf einen Drink einladen und dir belanglose Anekdoten aus meinem Leben erzählen. Was ich dir jetzt schon erzählen kann, ist, dass ich Musikvideos liebe. Sie gehören ähnlich wie Mittagsmenus und frische Socken in die Kategorie von Dingen, die gerne mal übersehen werden, und das, obwohl sie einen sehr glücklich machen—tief aus dem Inneren.Das einzige Problem ist, dass die Mehrzahl der Musikvideos langweilige Klischees bedient. Mir ist klar, dass nicht jedes Video, das herauskommt, so revolutionär wie „Drop“ von The Pharcydes oder „Da Funk“ von Daft Punk sein kann. Oder so atemberaubend wie „Born Free“ von M.I.A und „Stress“ von Justice. Die Wahrscheinlichkeit, dass Romain Gavras, Spike Jonze oder Hype Williams zusammen einen Fünfteiler aus meiner Lieblings-EP machen, ist so nicht-existent wie die Möglichkeit, dass eine der Girls-Darstellerinnen meine Tweets findet und beschließt, dass ich echt cool bin. Wir betrinken uns und putzen bis an das Ende unserer Tage gemeinsam die Zähne. Es wird einfach nicht passieren. Das heißt aber noch lange nicht, dass jede Anfangsszene jeder anderen Anfangsszene gleichen muss.Hier sind ein paar Musikvideo-Klischees, die sterben müssen, bevor das neue Jahr anfängt.Deine Platte wurde nicht n den 60ern aufgenommen. Trotzdem benutzt du eine Handkamera, um deinen nostalgischen Indie-Pop vor deinem Publikum zu rechtfertigen, das Coolness in direkte Verbindung zu einer niedrigen Farbsättigung setzt. In wenigen Fällen funktioniert das Retro-Video wirklich, wirklich gut. Frank Oceans „Lost“, das im April dieses Jahres herauskam, ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man eine Tour in eine Ansammlung faszinierender Schnappschüsse zusammenschneiden kann. Falls du allerdings nur mit ein paar Freunden am Strand abhängst, während eine Sommer-Romanze läuft, die von einer Fender Telecaster komponiert wurde, dann wirst du wahrscheinlich sowieso nur eine einzige Bandcamp-EP veröffentlichen, bevor alle Bandmitglieder zum Studieren wegziehen.
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