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Wir waren in der Arena bei Sizarr

Und haben jemanden mitgenommen, der die Jungs noch nie gehört hat.

Ich bin ja einigermaßen experimentierfreudig. Gestern habe ich wieder einmal musikalische Feldforschung betrieben: Kurzerhand hab ich mir jemanden geschnappt, der Sizarr gar nicht kannte, und ihn zum gestrigen Konzert in die Wiener Arena (genauer gesagt in den Dreiraum) mitgenommen.

Mein Kumpel kannte die Band also nicht und hat einmal dezent geschmunzelt, als ich ihm von den drei blutjungen Musikern aus dem Saarland erzählt habe. Ist ja nicht die spannendste Gegend, hat er mir erklärt. Ich bin spätestens seit dem zweiten Album, Nurture auf Wolke 7, wenn die Sprache auf Sizarr kommt. Ganz, ganz große Liebe. Ich könnte hier also nicht einmal objektiv meinen Senf abgeben, also war’s gut, einen kompletten Sizarr-Frischling mitzuhaben.

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Spoiler: Es war super. Entweder meine Überzeugungskraft schlägt endlich die Wellen, die ich gerne hätte, oder aber—was ich leider oder natürlich eher glaube—sie sind einfach live noch einmal überzeugender als auf Platte. Dass sie nach dem wochenlangen Touren schon ein bisschen müde und ausgelaugt sind, wie sie mir vorher erzählt haben, hat man eigentlich nicht wirklich gemerkt (ich will es, dieses Aufputschmittel). Sizarr haben die überaus feine Gabe, ein knackiges Set zu spielen, das goldrichtig die einzelnen Stücke wählt und somit einfach mal gar keine Langatmigkeit aufkommt. Auch wenn ihre Musik ja teilweise von Schmerz, Schwermut und Drama nur so trieft. Aber wenn Sänger Fabian sich so offensichtlich und hinreißend auf der Bühne quält, seine schlauen Texte zu vermitteln, will man eigentlich nur noch mitleiden. No pain, no gain, so war das doch.

Sizarr waren—wie erwartet—wirklich super gestern. Zurück aber zur Fallstudie, die Geschichte geht ja noch weiter. Nicht nur, dass meinem Kumpel gefallen hat, er hat sich kurzerhand beide Platten der Band gekauft (und sie brav in Fanboy-Manier signieren lassen), sie zuhause neben Stones und Co eingereiht (Ehre, Ehre) und last but not least sein Notizbuch gezückt, um die Gedanken zum Konzert aufzuschreiben. Ja, richtig gehört. Als ich schon im Träumeland war und diesen Bericht eigentlich hätte tippen sollen, hat er mir den Job abgenommen. Proof:

Was heißt das also für mich? Sizarr betreiben perfektionierte Überzeugungsarbeit, ich muss da gar niemanden überreden, sie super zu finden. Aber: Ich darf nicht so naiv sein. Wenn das so ausartet, dass ihre Großartigkeit meine Begleiter sogar zur Feder greifen zu lässt, muss ich ja um meinen Job fürchten. Also, Sizarr. Das nächste Mal vielleicht doch wieder nur ihr, ich und ganz viel „Timesick“.

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