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Chicago

Thurston Moore, Ariel Pink's Haunted Graffiti und White Mystery spielen beim Station to Station-Event in Chicago

Auf der Suche nach einem Platz für ein Schläfchen schlendere ich in den Güterzugbegleitwagen mit den vielen Fenstern und kauere mich auf der halbmondförmigen Couch im letzten Wagon zusammen. Der Raum ist mit Ottomanen ausgestattet und sogar die Decke...

Es gibt keine Betten im Zug. Und falls doch, dann sind sie nicht für mich. Sie sind für die wichtigen Leute wie Doug Aitken. Leute, die sich ausruhen und dafür sorgen müssen, dass alles glatt läuft. Alles, was ich zu tun habe, ist schreiben. Dafür verdient man keinen Platz im Schlafwagen.

Auf der Suche nach einem Platz für ein Schläfchen schlendere ich in den Güterzugbegleitwagen mit den vielen Fenstern und kauere mich auf der halbmondförmigen Couch im letzten Wagon zusammen. Der Raum ist mit Ottomanen ausgestattet und sogar die Decke besteht aus einem Fenster, wodurch ich eine 180-Grad-Aussicht habe.

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Wir haben Pittsburgh heute morgen verlassen und haben die Hälfte unserer zehnstündigen Tour nach Chicago schon hinter uns. Jetzt fahren wir gerade durch Cleveland, Ohio. Ich sehe mir die verlassenen Fabriken an und schlafe dann ein.

Als ich aufwache, sehe ich Ariel Pink, der auf der Couch gegenüber schläft, eingewickelt in eine gelbe, fusselige Decke. Ryan Sawyer, der Schlagzeuger von YOSHIMIO und Hisham Akira Bharoocha, liegt bewusstlos auf der Couch neben mir. Die Handflächen seiner Hände sind zusammengelegt, stützen seinen Kopf und er sieht fast aus, als würde er schlafen. Er hat keine Decke, aber sein 30 cm langer Bart reicht ihm fast bis zum Bauch. Deshalb wird ihm wahrscheinlich auch nicht kalt.

Plötzlich reißt Ryan seine Augen auf und setzt sich hin. Sein langer Bart ist an einer Seite ganz verfilzt. Er dreht sich zu mir um und schaut mich mit wirrem Blick an. Ich denke, vielleicht habe ich einen großen Fehler gemacht. Vielleicht sind das hier Couchen nur für Künstler, und für die Mittagsschläfchen der Musiker reserviert. Ryan starrt mich mit großen Augen an und sieht dabei irgendwie wie Zeus aus, wäre Zeus ein proggy Schlagzeuger mit einem Raglan-Shirt. Er öffnet seinen Mund, um zu sprechen, und ich zucke zusammen.

"Dieses Buch ist genial."

Ich sehe nach unten auf meine Brust, wo der aufgeschlagene Roman liegt. Ich habe noch gelesen, bevor ich eingeschlafen bin.

"Äh, ja," antworte ich ihm.

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Underworld, Mann. Das Buch ist Amerika.”

"Absolut."

Dann formt sich sein Bart zu einem Lächeln, und er schlendert zurück zum restlichen Zug. Ohio rollt außen an dem gewölbten Fenster vorbei. Ariel Pink schmatzt ein paar Mal im Schlaf. Ich nehme mein Buch und lese weiter.

Als ich Ryan wiedersehe, spielt er Schlagzeug im Aufnahmewagen. Ein Typ namens Chris, der die Peitschen bei den Events knallen lässt, spielt hinreißend auf der Mundharmonika. Das ist eine interessante Kollaboration, aber davon gibt es jede Menge im Zug.

Als ich Ariel Pink wiedersehe, stiehlt er mir gerade meinen Drink.

Um 17:01 Uhr (5:01 p.m.), Eastern Standard Time, füllt sich der Levi's Wagen für die 501-Happy Hour. Wir sind immer noch anderthalb Stunden von Chicago entfernt. Der Barkeeper bereitet auf die Schnelle Jalapeno Tequila Cocktails auf der einen Seite des Waggons zu, aber die Barschlange ist so lang, das ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank nehme.

"Hat jemand einen Flaschenöffner?"

"Ariel hat ein Feuerzeug," antwortet Tim Koh, der Bassist von Ariel Pink's Haunted Graffiti. "Gleich hier drüben."

Ich drehe mich um, und da steht Ariel Pink, wach und ohne seine Decke.

"Feuerzeug?" frage ich ihn und halte ihm mein Bier hin.

"Danke," antwortet Ariel und nimmt das Bier. Er schnappt sich einen scharfen Tequila Cocktail von der Bar und macht sich mit jeweils einem Getränk pro Hand davon. Ich schnappe mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank.

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Irgendwann, während der Happy Hour, kommen wir in die nächste Zeitzone. Plötzlich ist es wieder 17:01 Uhr und die zweistündige Happy Hour bringt uns bis nach Chicago.

No Age eröffnet den Chicago-Event im Union Square Bahnhof mit einem dreißig-minütigen Auftritt. Ein Zwillingspärchen im Grundschulalter setzt sich hin und sieht sich No Age an. Ich knie mich neben sie. Randy Randall lehnt seine Gitarre an seinen Verstärker. Es gibt eine Rückkopplung, und er hockt sich hin, um ein paar Knöpfe auf seiner Pedalklaviatur zu drücken. Eine der Zwillinge schaut zu mir rüber.

"Ist das der Refrain?"

"Absolut," antworte ich.

Das orange-mähnige Duo White Mystery beginnt zu spielen. Im Zug haben sie schon auf der alten Gibson herumexperimentiert und die Lieder dann auf Soundcloud hochgeladen. Eigentlich hat nur Alex, die Frontfrau, rumexperimentiert. Ihr Bruder, der Schlagzeuger von White Mystery, war für den Takt zuständig, indem er seine Handflächen zusammendrückte und quietschende Geräusche machte. Die Lieder hören sich mit einem Schlagzeug ein bisschen anders an.

Ihr Auftritt endet und Thurston Moore schlendert auf die Bühne. Er trägt die Jeans, bei deren Anprobe ich ihn vor ein paar Tagen im Levi's Wagen gesehen habe. Ich nutze meinen Presseausweis, um in den Fotografen-Bereich vor der Bühne zu gelangen, aber sehe mir dort lieber Thurston und den Schlagzeuger John Moloney an, die durch eine Version von "Schizophrenia" rasen.

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Sie sind mitten in einem Lied, das sie am Vortag im Zug geschrieben haben, als Thurstons Verstärker erst stottert und dann völlig versagt.

"Sicherung ist durchgebrannt," sagt Thurston.

"Erzähl eine Geschichte," ruft jemand aus der Menge.

Thurston wirft seine Gitarre hin und zieht ein Stück Papier aus seinem Notizbuch aus seiner Tasche. "Okay, ich erzähle euch eine Geschichte." Er fängt an, seinen handgeschriebenen Liedtext zu singen.

Ein paar Höhepunkte:

"Wie ich mir wünschte, auf dir zu sein/ der vom Regen zerdrückten Wiese / Ein Sturm ist natürlich genug / Das hat alles mit dir zu tun und jedem winzigsten Haar / sei ein Krieger / liebe das Leben."

"Das ist ein Lied für Kurt Cobain," sagt er. Dann bringt ihm ein Roadie einen neuen Verstärker und die Show geht weiter.

Die Black Monks of Mississippi spielen, Gospel-Sängerin Mavis Staples tritt als letztes auf. Ich gehe zurück zum Zug und warte dort auf den Beginn der Aftershow-Party. Es dauert nicht lange.

Ein paar Stunden später setzt sich Ariel Pink neben mich auf die Couch im Levi's-Wagen. Er packt einen Viertelpfünder aus einer McDonald's-Tüte aus und nickt mir zu. Ich nehme meinen halbleeren Drink und gehe sicher, dass er sich damit nicht aus dem Staub macht.

"Nimm ein paar Pommes," sagt Ariel und hält mir die McDonald's-Tüte hin.

Ich stelle meinen Drink hin und schiebe mir eine Handvoll Pommes in den Mund. Ich denke, jetzt sind wir quitt.

Wenn du mehr über die restlichen Kollaborationen und Mitwirkenden erfahren willst, dann gehe auf  http://levi.com/makeourmark