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Luke Abbott hat Spaß am Löten, an Modularsynthesizern und New Age-Musik

Auf Border Community ist gerade Luke Abbotts zweites Album ‚Wysing Forest‘ erschienen, wir haben ihn dazu an die Strippe geholt.

Luke Abbott hat sich schon immer etwas abseits von ‚Dance Music' bewegt. Während seine ersten Veröffentlichungen—auf dem Label von Trevor Jackson—wie eine lebhaftere, Circuit-Bending-artige Version von Autechre klangen, sind seine neueren Arbeiten eine insgesamt etwas fragilere Angelegenheit, bei denen pastellfarbige Strukturen mit schönen, melancholischen Melodien vermischt werden—um mal im Klangbild zu bleiben. Es ist inhaltlich nicht wirklich Dance Music, aber in seiner Form passt es trotzdem in den Club. Mit seinem zweiten Album ist Abbotts Arbeit jedoch noch abstrakter geworden.

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Aufgenommen während einer Künstlerresidenz im Kulturzentrum von Wysing, Cambridgeshire ist Wysing Forest eher von Synthesizer-Experimentalisten wie Charles Cohen oder Steve Hauschildt beeinflusst, als von seinen Kollegen auf Border Community, denen Holkham Drones noch eher geähnelt hat. Josh Hall sprach mit Abbott über seine Zeit in Wysing und die Feinheiten seiner beliebten Modularsynthesizer, während er durch einen Sturm irgendwo zwischen Glasgow und Manchester fuhr.

THUMP: Lass uns über das Wysing Arts Centre sprechen. War das deine erste Erfahrung in Sachen Künstlerresidenz?
Luke Abbott: Es war nicht die erste, aber die erste seit langer Zeit. Sie sind mit mir über das Kulturzentrum in Norwich in Kontakt getreten, da sie eine Musikerresidenz anbieten wollten, das aber noch nie zuvor getan haben—und ein Typ, der dort gearbeitet hat, stellte den Kontakt her.

Gibt es dort auch Residenzen für Autoren oder visuelle Künstler?
Sie haben dort viele Residenzen und meistens sind das Leute aus der Welt der visuellen Künste, aber sie hatten auch eine Autorenresidenz während ich dort war. Sie scheinen sehr an spartenübergreifenden Aktivitäten interessiert zu sein, versuchen sich nicht nur in die Richtung eines einzigen Mediums zu bewegen—es ist ein ziemlich offenes Kulturzentrum. Sie sind sehr darauf bedacht, alle unterschiedliche Leute aus verschiedenen Welten da zu haben.

Es gibt auch Vorträge von Personen von außerhalb. Während ich dort war, gab es Vorträge der Ärzte aus der Klinik, die sich in der gleichen Straße befindet. Das waren Leute, die in der Embryoforschung Pionierarbeit geleistet haben und Babys aus dem Reagenzglas ermöglicht haben. Das hat gleich um die Ecke des Kulturzentrums stattgefunden. Sie versuchen das zu vermischen und versuchen, Leute in Verbindung zu setzen, die unterschiedliche Sachen machen, um zu sehen was passiert.

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Hast du mit dem Autor zusammengearbeitet?
Wir haben tatsächlich ein wenig kollaboriert und ich komme auch in einem Buch vor, das er als Ergebnis seines Aufenthalts geschrieben hat. Er hat sich mit Leuten unterhalten und später über sie geschrieben.

Vieles von der Platte ist live vor einem kleinen Publikum entstanden. Es scheint als wäre Improvisation schon immer ein wichtiger Teil deiner Arbeit gewesen, aber wie verändert sich dieser Prozess, wenn ein Performance-Element involviert ist?
Wenn du Sachen in einem Live-Setting aufnimmst—egal ob jemand zusieht oder nicht—wird das sowieso immer unterschiedlich. Ich nehme an, das vor Publikum zu machen hatte vielleicht eher den Sinn, das Ganze irgendwie zu strukturieren.

Wie viel von dem, was wir hören, stammt vom Originalmaterial—und wie viel davon wurde später am Computer gemacht?
Am Computer ziemlich wenig—im Prinzip nur ein wenig Bearbeitung und EQ. Mit Ausnahme eines Teils auf der zweiten Seite—wo es diesen langen Crossfading-Teil gibt—gab es eigentlich keine wirkliche Veränderung des Audiomaterials. Es ist eine wirklich geradlinige Aufnahme, es gibt ein paar kleine Stellen, die geloopt wurden, um eine Einleitung zu erschaffen. Aber hauptsächlich geht es darum, die Dinge zu finden, die so passiert sind und auf natürliche Weise passen und sie so zu überlagern, dass es einen Übergang zwischen den Ideen gibt.

Du sprachst in der Vergangenheit über deine Frustration bezüglich der Vorstellung, dass alles, was du tust, auf dem Modularsynthesizer basiert. Ist die Spontanität, die es bei der Arbeit mit Modularsynthesizern benötigt, ein wichtiger Teil deines Prozesses?
Es gibt definitiv etwas an dieser Art zu arbeiten, das ich als Musiker besonders faszinierend finde. Aber ich habe schon immer sowohl mit Computern als auch mit Hardware gearbeitet: Du baust dir ein kleines System aus verschiedenen Dingen und das ganze System wird zu der Sache, die du spielst. Du hörst nicht auf, mit einer Sache zu interagieren, nur weil es auch eine andere Sache gibt. Es geht darum wie das alles zusammenarbeitet.

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Ich weiß, dass du für dein Modularsystem deine eigenen Instrumente gebaut hast. War das ein Ding der Notwendigkeit, weil es die Instrumente, die du wolltest, nicht gab?
Das ist eher eine Art Hobby, etwas, das ich gerne mache—aus Spaß am Löten. Ich bin kein Experte was Elektronik angeht, aber all die Informationen gibt es da draußen, wenn du was lernen willst. Es macht ziemlichen Spaß. Die meisten der Sachen, die ich der Vergangenheit gebaut habe, waren nicht besonders zuverlässig. Also werden sie meistens nicht besonders lange benutzt. Im Moment habe ich einfach keine Zeit, aber es sind auch gerade sehr fruchtbare Zeiten für Hersteller von Modularsynthesizern. Wenn du also lang genug wartest, wird sowieso irgendwann jemand das machen, was du willst. Es gibt keine wirkliche Notwendigkeit.

Es gibt also eine gewachsene Begeisterung unter Herstellern und Künstlern?
Es hat eine gewisse Art von Herstellern dazu ermutigt, auf aufregende Art kreativ zu sein. Das ist ein echtes Heimgewerbe. Es gibt viele Leute, die Einmannbetriebe haben und wirklich interessante und einzigartige Module machen, das ist das Spaßige. Das ist eine tolle Situation, die wir da haben.

Du hast darüber gesprochen, dass du viel spirituellen Jazz gehört hast, während du Wysing Forest gemacht hast. Welche Platten waren das im Speziellen?
Viel von den Alice Coltrane-Sachen, die ich wirklich mag. Auch Sun Ra, Don Cherry, Pharoah Sanders, all das. Aber im Moment höre ich viel New Age-Musik. Es gibt diesen Blog namens Sounds Of The Dawn und da findest du Unmengen an alter Meditationsmusik, die es auf Kassette gab. Das ist eine wirklich tolle Quelle für diese Musik, die ich zuvor noch nie gehört habe. Wirklich aufregend.

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Viele Musiker scheinen ihren Lebensunterhalt eher durch DJ-Sets als Live-Konzerte zu verdienen. Ist das etwas, an dem du auch interessiert bist?
Ich wäre nicht besonders gut darin. Ich bin ein bisschen zu mürrisch. Ich mag es, stumpfsinnige Sachen mit Musik anzustellen, solche Sachen macht man besser in einer Livesituation als in einem DJ-Set. DJ-Sets müssen für die Zuhörer befriedigend sein. Es ist eine andere Art von Dialog beim Auflegen und ich würde die Leute einfach nerven, wenn ich DJ wäre.

Vor kurzem hast du in einem Interview über „Free Migration" als dein „Anti-UKIP"-Statement gesprochen. Gehe ich recht in der Annahme, dass das mit einem Augenzwinkern gemeint war?
Ha, na ja, den habe ich vor den Europawahlen geschrieben, aber zu der Zeit schien das ziemlich relevant zu sein. Ich bin ziemlich Anti-UKIP, aber es war Zufall, dass ich den Track gemacht habe. Ich versuche nicht, politische Musik zu machen. Ich bin nicht Billy Bragg.

Und das ist auch gut so. In vielen der Artikel über Holkham Drones geht es um die Herstellung einer Verbindung mit Norfolk. Denkst du, dass die Leute sich mit Wysing Forest davon lösen?
Mir hat diese Verbindung, die die Leute gemacht haben, als mein erstes Album herauskam, nicht gefallen. Aber diese Platte hat viel mehr mit dem Ort Wysing zu tun, als alles was ich vorher gemacht habe. Diese Verbindung ist für mich wirklich sichtbar, während das bei der ersten Platte nicht auf diese Art der Fall war. Das ist schon in Ordnung. Wenn du etwas veröffentlichst, dann wird das von anderen Leuten aufgenommen und sie schreiben das für sich um—wenn die Platte also draußen ist, musst du loslassen. Es wird dann zu dem, was die Leute haben wollen.

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Luke Abbott, Wysing Forest, Border Community, Vinyl / CD / Digital

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