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Ramadan ist für Musliminnen mit Essstörung echt hart

Für Muslime mit Essstörungen ist die heilige Fastenzeit der einzige Monat, in dem sie damit davonkommen, zu hungern, weil es nicht nur ermöglicht, sondern sogar belohnt wird. Das weiß ich aus erster Hand.

Für junge Musliminnen, die mit einer Essstörung kämpfen, kann Ramadan eine furchtbare Zeit sein. Das weiß ich aus erster Hand.

Als junges Mädchen hungerte ich immer wieder in unregelmäßigen Abständen und trainierte wie verrückt. Ich nahm 500 Kalorien am Tag zu mir. Keine Kohlenhydrate, kein Zucker. Ich radelte zu einem der tausend Seen in Minnesota. Ich fuhr neun Mal um den See herum. Dann ging ich nach Hause und wiederholte die Prozedur eine Woche lang. Länger wäre es nicht auszuhalten. Deshalb aß und trainierte ich danach wieder (oder trainierte nicht), wie ein normaler Mensch. Zwischen dem Normal sein und der Version von mir, die unter dem litt, was Mediziner als „Nicht näher bezeichnete Essstörungen" (NNB) bezeichnen, verbrachte ich unfassbar viel Zeit auf Pro-Anorexie- und Pro-Bulimie-Websites. Während des Sommers und während Ramadan wurde das noch schlimmer. Also weiß ich, wie sich junge muslimische Mädchen fühlen, die das gerade durchmachen. Viele von ihnen wissen nicht, ob sie für Allah oder für die Anorexie fasten.

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„Nur während des Ramadan frage ich mich, wofür ich eigentlich faste. Es wird zu einem Kampf in meinem Kopf, als müsste ich mich zwischen Gott und der Essstörung entscheiden.", sagt H., die nicht wollte, dass ich ihren richtigen Namen verwende. „Ramadan war immer schon ein Auslöser. Früher aß ich nichts, um Gewicht zu verlieren. Aber es gefiel es mir auch. Der Gedanke, wie alle anderen nichts zu essen."

Bei H. begann die Essstörung auf die gleiche Art wie bei Demi Lovato. „Meine Essstörung begann, als ich 10 Jahre alt war. Ich wurde in der Schule gehänselt und seit diesem Zeitpunkt, habe ich eine schwierige Zeit durchgemacht, weil es eine Art Bewältigungsmechanismus ist."

Für manche, die an Essstörungen leiden, ist Ramadan der Monat, in dem sie damit davonkommen, weil nichts essen nicht nur ermöglicht, sondern sogar belohnt wird. Das Fasten ist im Islam von zentraler Bedeutung und gilt als einer der fünf Säulen. Das bedeutet, dass es für alle Gläubigen, die körperlich in der Lage sind, verpflichtend ist am heiligen Monat teilzunehmen.

Junge Frauen wie Aelya Salman—eine ehemalige Bulimikerin und derzeit ausgezeichnete Englisch-Studentin an der McMaster University in Kanada—schaffen es, jahrelang mit ihrem Körper und ihrem Essverhalten extrem ungesund umzugehen, periodisch zu brechen und exzessiv zu essen, ohne, dass es jemand mitkriegt. „Seit der achten Klasse litt ich relativ konstant an Bulimie bis zum zweiten Jahr an der Uni, wo es am schlimmsten war.", sagt sie. „In diesem Jahr passierte einfach so viel und ich sah mich immer noch als eine dieser Leute, die ihre Essstörung im Griff hatten."

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Wie ich, ließ sich Salman von Web MD leiten: „Ich stieß auf diese offiziellen Namen von Essstörungen. Ich hatte meine ungesunde Beziehung zu Essen nicht wirklich verstanden und verwendete diese Krankheitsbeschreibungen als Ratgeber."

Salman fand auch Trost in Romanen. „Ich las Bücher über das Thema, als Ratgeber, aber auch weil es tröstlich war, über andere Leute zu lesen, die von Essen besessen sind. Kein Brot oder keine Kartoffeln zu essen oder sich heilig fühlen, weil man essen ablehnt, fühlte sich plötzlich nicht mehr wie etwas an, zu dem keiner einen Bezug hat."

Bulimie, Esssucht und NNB sind einfacher zu verstecken als Magersucht. Genau genommen musst du einen BMI unter 18,5 haben, um als magersüchtig zu gelten. Für andere Essstörungen gibt es solche Bedingungen nicht, was es schwieriger macht, sie zu erkennen.

Aelya, H. und andere muslimische Frauen wie sie können Jahre lang unbemerkt immer schwächer werden—ihr „Girl Pain" und ihre Hungerschmerzen bleiben von der muslimischen Gemeinde, von ihrer Familie oder ihnen selbst unbemerkt. Es ist ein interessanter Raum, in dem man sich ohne große Hilfsmittel bewegen kann. Der Koran nimmt die Mutterrolle ein, wenn es um Essstörungen geht.

Zu Ramadan werde ich junge Frauen wie Aleya und H. in Gedanken behalten, während ich an alle denke, die auf dieser Welt leiden. Ich werde die muslimischen Mädchen denken, die für die Gemeinschaft, die Solidarität, die Unterstützung und die Sorge anonym bloggen und tweeten. Ich werde geheime Du'as für sie sprechen, oder vielleicht ist ein Versprechen besser als ein Du'a: Ich kann fast mit absoluter Sicherheit sagen, dass Mädchen, die sich bemühen, mit sich selbst zufrieden zu sein, es auch schaffen können. Aber mit sich selbst zufrieden sein, kann nicht ohne die richtige Unterstützung erreicht werden. Unterstützung, die sich nicht um eine Krankheit dreht.

Sich gut zu fühlen, hängt von der grundlegenden Einstellung ab, dass wir es auch verdienen, uns gut zu fühlen und Essen sollte niemals das Gegenteil bewirken.