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Warum der deutsche Olympia-Kader so enttäuschend ist

Weil sich der Fußball nicht für Olympia interessiert, fährt das deutsche Nationalteam mit einem weitaus unbekannten Kader nach Rio. Das ist genau so gut, wie enttäuschend.
Foto: Imago

Der Olympia-Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wurde heute veröffentlicht und ist durchaus eine Überraschung. Das Team erinnert eher an „Golden Boy"-Award, statt an „Mission Gold". Neben den Routiniers Lars und Sven Bender, dem Leverkusener Shootingstar Julian Brandt und Weltmeister Matthias Ginter tummeln sich auch einige unbekannte Namen wie Mainz-05-Keeper Jannik Huth oder KSC-Profi Grischa Prömel.

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Sebastian #Kerk steht auf Abruf für den #Olympia -Kader! #FCN #SCF #Rio2016 #WirfuerD pic.twitter.com/vRSHyFzZl7
— Steffen (@2_steffen) 15. Juli 2016

Trotz der ersten deutschen olympischen Turnierteilnahme im Fußball seit 1988 (!) hatte Trainer Horst Hrubesch so seine Mühen einen wettbewerbsfähigen Kader zusammen zu stellen und konnte ihn erst mit einem Tag Verspätung präsentieren. Beim olympischen Fußballturnier sind ohnehin neben drei Routiniers—die Benders und der 27-jährige Nils Petersen—nur nach dem 31. Dezember 1992 geborene Spieler spielberechtigt. Vorab wurden Hrubesch jedoch noch weitere Stolpersteine in den Weg gelegt.

DFB und Vereine einigten sich vorab, dass pro Verein nur zwei Spieler berufen werden und die EM-Nominierten zu Hause bleiben dürfen. Zudem gab es keine Abstellungspflicht für die Vereine. Klubs wie Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC Berlin erteilten ihren Spielern wegen ihrer Europapokal-Qualifikationsspiele im August keine Freigabe. Auch Spieler, die gerade ihren Verein gewechselt haben, wurden wegen der Integration ins neue Team nicht berücksichtigt. Zudem nehmen die eigentlich so prestigeträchtigen olympischen Spiele im Fußball eher eine untergeordnete Rolle ein.

Inmitten von Champions League, Bundesliga und der EM geht Olympia etwas unter. Die Bedeutung des olympischen Fußballturniers nahm seit den ersten Weltmeisterschaften vor mehr als 60 Jahren immer weiter ab. Die besten Spieler bleiben schließlich zu Hause und seit 1992 ist es sowieso nur noch ein U-23-Turnier. Vor allem der deutsche Kader und die eigentlich spielberechtigten Spieler veranschaulichen diesen Trend: Mit Joshua Kimmich, Leroy Sané, Julian Weigl und Jonathan Tah fehlen Hrubesch vier EM-Fahrer, mit Timo Werner und Yannick Gerhardt zwei Vereinswechsler und Mahmoud Dahoud sowie Niklas Stark und Mitchell Weiser müssen in die Champions-League- bzw. Europa-League-Quali. Maximilian Arnold fällt wegen einer Blinddarm-OP aus. Einige Fans wünschten sich zudem andere Routiniers, die für Deutschland die Mission Gold angehen.

Der ungünstigen Termin zwischen Europameisterschaft und Saisonstart sowie der (finanziell) kaum relevante Wert von Olympia macht das olympische Fußballturnier zu einer enttäuschenden Randgeschichte. Vielleicht ist das aber auch gut so für den sonst kaum in der Öffentlichkeit stehenden Breitensport. Bleibt zu hoffen, dass der junge deutsche Kader dennoch auftrumpft und diese tolle Erfahrung genießt. Die deutschen Gegner (Titelverteidiger Mexiko, Südkorea und Fidschi) haben zumindest auch alle keine internationalen Superstars dabei—nur Gastgeber Brasilien nimmt diesen Neymar mit.