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Popkultur

Nicht mal der Bachelor-Kommentator ist so originell behämmert wie Vujo

Beim neuen Bachelor arbeiten sie mit dem Bananen-Motiv und alten Vujo-Methoden.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von 3+

Mein Montagabend hat nun schon zwei Episoden lang wieder einen Inhalt, auch wenn die neue Bachelor-Staffel in Sachen Entertainment niemals an die letzte rankommt. Bis ich einen solchen Fakt aber wirklich verinnerlicht hab und ich 3+ generell meide, muss aber Schlimmeres passieren.

Ein bisschen Bachelor ist immer noch besser als kein Bachelor. Und die verzweifelten Versuche an Vujo anzuknüpfen, errieche ich durch die buttrigen Popcorn-Schwaden aus der Mikrowelle, egal wie angesäuselt ich bin. Und diese Verzweiflung macht das Ganze fast wieder zur Super-Staffel.

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Jedem ist klar, dass nach einem Vujo, kein dahergelaufener Beau aus dem Emmental unterhalten kann. Super-Vujo ist fleischgewordenes Assi-Fernsehen und lässt Fabienne Louves-Ex, einen dauergrinsenden Ex-Mister-Schweiz-Failure, wie ein graues Kirchenmäuschen aussehen. Das kompensiert Rafa auch nicht mit Muckis, Dackelblick und optimierter Bieber-Frisur.

Bei keinem hat das Fremdschämen so hemmungslos wenig wehgetan wie bei Gavric und niemand wird mehr so herrlich bescheuert aussehen, nachdem er fünf Minuten in der Sonne gelegen hat. Der Vujo-Tomaten-Teint war geboren. Und trotzdem schmolzen die Kandidatinnen wie Wachs dahin, wenn extra für sie ein romantischer Sonnenuntergang organisiert wurde.

Supervujos Superwaffe war, trotz der charmant unvollkommenen Zahnstellung, sein Mundwerk. Sprüche wie „Ihri Auge hend blinked" oder „Wenn ich mich entscheide, denn passiert's au" haben dem Sender einen Megahype beschert. Naja, und jetzt wird uns ein flacher Rafa vorgesetzt, mit dem Auftrag gleich zu beglücken.

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Der neue Bachelor hat leider keinen so blindlings-intuitiven Umgang mit Sprache wie Gavric. Er versteht sich aufs Artikulieren und der Satz „Sofia ist eine Powerfrau. Eine Mietzi-Katzi-Tatzi. Sie hat es dickfaust hinter den Ohren" fällt so sehr aus der Reihe und lässt vermuten, dass die Regie kurzerhand Vujo zum Einflüstern und Aufpeppen herbestellt hat.

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Weil man wohl gerafft hat, dass Vujo die totale verbale Dummheit zur Unique Selling Proposition der Schweizer Bachelor-Show gemacht hat, kompensiert der Kommentator dort, wo Rafa versagt. Die Brücken, die er von Thema zu Thema schlägt, wirken offensichtlich gesucht und passen wunderbar zum Gesamteindruck der Sendung. Sätze wie „Charme trifft auf Rafi-nesse" zum Einleiten eines Einzeldates oder „Morena. Eine Schriftstellerin, die man noch nicht abschreiben darf." machen mich durch ihre Absehbarkeit zum glücklichsten Assi-TV-Konsument.

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Geschlagen wird der Kommentator nur von Sofia. Von der Sofia, die kurz vor Staffelbeginn überfahren wurde. Die unbeschwerten Äusserungen der 40-Jährigen erscheinen so in einem völlig anderen Licht und man weiss nicht so genau, wie man mit der Situation umgehen soll. Über sie lachen möchte ich nicht.

Ich fühle mich unwohl, wenn sie Sachen sagt wie: „Ja, die Mädels, die haben alle so einen Trick und Track. Das habe ich schon gemerkt. Aber ich habe keine Angst. Ich werde nicht warten, bis er mich nimmt oder so. Ich weiss es nicht. Ich werde wirklich dran bleiben. Mhm."

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Oder: „Alle haben erwartet hier, dass ich jetzt komme und Popo shake, latinamässig, wie Jennifer Lopez. Ich bin auch so. Aber ich bin nicht nur einfach so: Puum, pop, pop Popcorn, sondern ich bin auch ganz romantisch."

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Als Rafa wissen will, was Sofia an einem Mann toll findet, sagt sie ihm direkt, was sie von ihm denkt: „Ausstrahlung, Ausstrahlung! Und das hast du gestern Abend gehabt bei mir. Diese Ausstrahlung, das hat mich total fasziniert. Egal, du hättest da wahrscheinlich in Unterwäsche stehen können, aber deine Ausstrahlung war einfach riesig." Anscheinend findet sie Rafa angezogen besser als in Unterhosen, aber das ist auch gar nicht der Punkt, denn der Punkt ist, dass die neue Bachelor-Staffel mit unseren Gefühlen spielt, in dem sie Szenen peinlicher Lebensenergie ausstrahlt, die von den Sprüchen einer Verstorbenen zehren.

Sofia möchte ihr Zimmer auch nicht mit einer weiteren Kandidatin teilen und das kann sie auch begründen: „Wir sind zu viert. Ich habe Tasha gesagt, das ist mein Zimmer, das gehört mir. Machen wir eine demokratische Diktatur. Ich bin Königin Sofia." Als die Zimmerlose droht, bei Rafa zu schlafen wird Sofia nervös: „Ja, das weiss ich nicht, ob das gut geht. Okay? Morgen hast du Kaugummi in den Haaren." Richtig bösartig ist aber Solen, die bei der Skorpion-Challenge einer Konkurrentin den Vortritt lässt: „Ich wünsche mir, dass es ihr auf's Gesicht fällt und in die Nase beisst."

Um irgendwie an den Vujo-Entertainment-Faktor ranzukommen, fährt 3+ härtere Geschütze als dokumentierte Bewerbungen für die Kleinklasse auf: Die Banane. In der zweiten Folge gibt es eine ganz fiese Challenge, in der sich die mutigsten Kandidatinnen aus dem zweiten „Stock" (der Kommentator meint hier eigentlich vom Deck, möchte aber keinen Intellekt beleidigen) stürzen und zu einer aufgeblasenen Riesenbanane kraulen.

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Der Kommentator beschreibt die Situation mit supertiefer Stimme so: „15 Ladies und nur eine Banane. Das klingt nach Krieg." Und: „Wer Banane will, muss einen Affenzahn draufhaben." Den Krieg gibt's dann auch, als eine Kandidatin der anderen ihren Platz auf der Banane streitig macht. Dem Bachelor gefällt's und er erklärt mit selbstgefälligem Grinsen, dass man so halt das Interesse an ihm bekundet.

Ganz toll ist auch, dass die beiden Bananen reitwilligen Zimmergenossinnen sind und sich ein Bett teilen. Das Stilmittel Banane wird die ganze Folge weitergezogen, so dass die Kamera jedes Mal reinzoomen musste, wenn eine Kandidatin genüsslich am gelben Früchtchen knabbert.

Rafa wird in Punkto natürlicher Dummheit wohl nie ganz an seinen Vorgänger rankommen, auch wenn er sich für seine Einzeldates geniale Dinge auf Vujo-Niveau einfallen lässt, wie den romantischen Sonnenuntergang.

Beim Einzeldate schleppt er eine Kandidatin zu einer Feuerschale: „Du siehst vielleicht das schöne Feuer. (Ist er sich an dem Punkt noch nicht sicher, ob sie vielleicht blind ist?) Etwas Romantisches, bei dem ich dachte, das passt zu dir." Das Mädel bedankt sich auch ganz brav bei ihm.