FYI.

This story is over 5 years old.

Popkultur

Fragen, die '50 Shades of Grey 2' aufwirft

Am Valentinstag startet der zweite Teil der Reihe in den Kinos. Wir hätten da noch ein paar Fragen.

Alle Screenshots via YouTube

Achtung, dieser Artikel enthält Spoiler!

Pünktlich zum Valentinstag startet der zweite Teil der 50 Shades of Grey-Reihe in den österreichischen Kinos und ihr alle könnt endlich wieder darüber sprechen, wie schlecht ihr die Geschichte findet, aber euch den Film trotzdem heimlich ansehen. Nachdem die Verfilmung des ersten Teiles der weichgespülten und ein bisschen zu dramatischen SM-Romanze – Achtung, Sexmetapher – quasi das Vorspiel war, folgt nun ein ziemlich vorhersehbarer und flacher zweiter Akt. Aber keine Angst: Die Sex-Szenen sind gar nicht mal so schlecht.

Anzeige

Mit 50 Shades Darker wird die Reihe endgültig zum modernen Märchen darüber, dass die richtige Frau einen unzähmbar scheinenden Mann doch ändern kann und uns allen wird wieder einmal klar: Wenn du dich nur lange genug selbst aufgibst, kannst du alles schaffen! Der Film legt nahe, dass sich sogar der verschlossenste, geheimnisvollste und unheimlichste Mann irgendwann der Liebe öffnet und dir seine erschütternde Lebensgeschichte inklusive Crack-Mutter offenbart. Ja, auch aus dem gestörten Sadisten deiner Wahl kann ein Vorzeige-Ehemann werden, wenn du nur fest genug daran glaubst! You go Girl!

Jedenfalls: Shades of Grey ist wieder da und auch der zweite Teil der Buchreihe mit den Orchideen-Vagina-Covers bietet alles, was im Leben wirklich zählt: Verrückte Stalker und Stalkerinnen, demolierte Autos, Liebeskugeln, Menschen, die so verliebt sind, dass sie sich gegenseitig beim Schlafen zusehen und Helikopter-Unfälle. Aber ein paar Fragen hätten wir dann doch noch.

Warum tut sich Ana das an?

Das ist wohl eine der wichtigsten Fragen, die dieser Film aufwirft. Zu Beginn des Filmes ist Ana noch vollkommen überzeugt davon, dass Christian nicht der Richtige für sie ist und sie seinen Ansprüchen niemals gerecht werden kann. Kaum hat er ihr einen Blumenstrauß und ein rosa iPhone gekauft und ist wie ein Stalker wieder einmal aus dem Nichts aufgetaucht, ist sie wieder all his. Er versucht, sie davon zu überzeugen, dass er sich für sie geändert hat und in ihrer Beziehung ab sofort keine Regeln mehr gelten sollen. Man erinnere sich: Im ersten Teil ließ er Ana einen Vertrag unterschreiben, in dem genau definiert war, ob er sie fisten darf und wie ihre Ernährung auszusehen hat.

Ana lässt sich ziemlich schnell von ihm überzeugen und natürlich ist jedem Zuseher im selben Moment klar, dass das Unheil – in welcher Form auch immer – unweigerlich auf sie zukommen wird. Das stört sie jedoch recht wenig, denn ihre gesamte Rolle lebt quasi von ihrem Dasein als Opfer. Erst ist sie Opfer ihres fehlenden Selbstbewusstseins, dann ist sie Opfer von Christian Greys Sexgelüsten, die sie nicht teilt, dann ist sie Opfer ihres neuen Bosses und ihrer unbeugsamen Liebe zu Christian.

Anzeige

Die wenigen Momente der Selbstbestimmung, die sie in diesem Film durchlebt, machen einem zwar kurz Hoffnung, zeigen letzten Endes aber nur, wie tief die Latte hier liegt: Als sie Christian zurechtweist, weil er ihr verbietet, eine Dienstreise anzutreten, denkt man: JA, SCHWESTER, JETZT HAST DU ES IHM GEGEBEN! Nein, hat sie nicht. Sie hat einfach nur nicht zugelassen, dass er über ihr Leben und ihren Beruf bestimmt. Als sie mit ihm schläft (was in diesem Film zum Glück relativ oft passiert), und sich im Gegensatz zum ersten Teil der Reihe einfach holt, was sie will, staunt man als Zuseher. Und das ist eigentlich ziemlich traurig.

Was passiert eigentlich?

Obwohl ich knapp eineinhalb Bücher der berüchtigten Reihe gelesen und natürlich den ersten Film gesehen habe, hatte ich keine Ahnung mehr, was zur Hölle eigentlich passiert war. Warum ist Anastasia zu Beginn des Filmes nochmal traurig und will einen riesigen Strauß Rosen in einen viel zu kleinen Mülleimer werfen? Hat ihre innere Göttin an diesem Tag nicht genug Power, um sie davon abzuhalten, permanent zu weinen? Oder sah sie einfach nur wieder einmal ein, dass ihre Beziehung zu Mr. Grey nichts werden würde?

Zur Erinnerung: Der erste Film hörte damit auf, dass Ana alles zu viel wurde und sie sich nicht mehr von Christian verhauen lassen wollte. Der will sie nun jedoch selbstverständlich zurück, weil sie sein Leben verändert hat und ihn zu einem besseren Menschen macht. Aber wer soll sich das alles eigentlich zwei Jahre lang merken? Und warum gibt es bei Filmen eigentlich keine "Was bisher geschah"-Rückblenden – vor allem dann, wenn der Inhalt so nichtssagend ist, dass man ihn bis zum nächsten Teil garantiert vergessen hat?

Anzeige

Ist Christian immer noch ein Stalker?

Gleich vorweg: Ja. Denn obwohl sich Christian grundlegend geändert zu haben scheint, stellt er Ana immer noch gerne nach. Christian Grey weiß so gut wie alles über Ana, kauft plötzlich die Firma, in der sie gerade neu angefangen hat und hat eine Akte mit allen wichtigen Informationen über sie anlegen lassen. Kann eigentlich endlich mal jemand die Polizei rufen oder sich zumindest ein bisschen Sorgen um Ana machen?

Als Anas Freund José Fotografien von Ana in einer Galerie ausstellt, taucht Grey plötzlich auf und kauft alle der Bilder – mit der Begründung, dass er nicht wolle, dass jemand anderes Ana anglotze. Christian sieht Ana noch immer als seinen Besitz an, fragt sie auch permanent, ob sie denn voll und ganz ihm gehöre. OK, vielleicht ist das diese große Liebe, von der alle sprechen. Vielleicht ist es aber auch eine fragwürdige Verknüpfung von großer Liebe und damit verbundener Kontrolle über den Partner.

Warum hassen sich immer die Frauen?

Es ist ein altbekanntes Klischee, das immer wieder in der Popkultur ausgeschlachtet wird: Frauen hassen sich und ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, sich gegenseitig fertig zu machen und sich um einen Mann zu streiten. Dieses Muster findet in 50 Shades Darker gleich zwei Mal Eingang und der Kreis des Konkurrentinnen-Hasses schließt sich: Ana Steele hasst die alte Elena alias Mrs. Robinson, die Christian vor vielen Jahren als Sex-Mentorin zum SM-Liebhaber machte und Ana wird wiederum von Leila gehasst, einer von Christians Verflossenen, die ebenfalls in ihn verliebt war, für ihn jedoch nicht mehr war als eine Untergebene. Die geht sogar so weit, dass sie Ana auflauert, ihr Auto demoliert und sie schließlich in ihrer eigenen Wohnung mit einer Waffe bedroht.

Wie in so vielen Filmen wird auch im zweiten Teil der Shades of Grey-Reihe der Hass einer Frau auf "die andere" als logische Folge einer Trennung dargestellt, während der Mann, in dem Fall Christian, in keiner Weise Objekt der Auseinandersetzung ist, sondern lediglich als der dasteht, der seine Ana vor einer vermeintlich Verrückten rettet.

Anzeige

Warum wird BDSM immer noch als gestört dargestellt?

Als Ana ein Foto von Christians Mutter sieht, die an einer Überdosis starb, als er noch ein kleiner Junge war, wird ihr klar, dass er ausschließlich solche Frauen als seine Subs auswählt, die ihr ähnlich sehen. Diese Verknüpfung lässt Christians Vorlieben als etwas Gestörtes und Düsteres erscheinen, das nur Menschen nach traumatischen Erlebnissen entwickeln.

Mindestens so viel wie der Film auch zur Enttabuisierung von BDSM-Praktiken beitragen mag, weil er ihnen einen Platz im Mainstream verschafft, vermittelt er, dass das alles im Kern doch noch immer ein bisschen krank ist. Dabei gibt es sogar Studien, die genau das widerlegen und Menschen mit derartigen Vorlieben eine stabilere Psyche attestieren.

Wie oft haben Menschen Sex?

Wenn es nach der Autorin von Shades of Grey geht, ziemlich oft und das ist wahrscheinlich auch das einzige, das man sich von diesem Film für sein eigenes Leben abschauen sollte. Jedenfalls treiben es Ana und Christian im zweiten Teil der Softporno-Reihe ziemlich oft und vor allem zu jedem Anlass.

Wenn sich die beiden streiten, haben sie Versöhnungssex. Wenn sich die beiden lieben und es Grund zu feiern gibt, haben sie feierlichen Sex. Und wenn es dramaturgisch einfach mal so gut reinpasst, haben sie auch Sex. Aber machen wir uns nichts vor. Der einzige Grund, warum sich Menschen diesen Film ansehen, ist genau das.

Verena auf Twitter: @verenabgnr

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.