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Bukarests Polizei hat die Tunnelmenschen in der Kanalisation hochgenommen

Die Razzia holte die vergessene Untergrund-Gesellschaft ans Licht, die zu großen Teilen aus Kindern besteht, die 1989 aus den Waisenhäusern entlassen worden waren und nirgendwo anders hinkonnten als unter die Straße.
Foto: Vladim Ghirda/AP

Die Polizei hat eine Razzia in dem verzweigten Kanalsystem von Rumäniens Hauptstadt durchgeführt, in dem schätzungsweise Hunderte Menschen—darunter viele Kinder—leben.

Der Großeinsatz, der als Schlag gegen den Drogenhandel Anfang dieser Woche ausgeführt worden war, war das Ergebnis monatelanger Überwachungsarbeit, wie Channel 4 berichtete. Dutzende Menschen wurden wegen des Verdachts auf den Handel mit Drogen festgenommen.

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„Eine ganze Generation von Kindern ist in diesen Kanälen aufgewachsen", ergaben Nachforschungen von ABC News letztes Jahr—ein tragisches Erbe des kommunistischen Regimes.

Die buchstäblich im Untergrund lebende Gemeinschaft, besteht schätzungsweise zum größten Teil aus Kindern, die 1989 aus den berüchtigten Waisenheimen des Landes entlassen worden waren und keinen Zufluchtsort finden konnten—bis auf diese Welt unter den Straßen der Stadt.

Unter Nicolae Ceaușescus Herrschaft waren sowohl Abtreibungen als auch Empfängnisverhütung verboten. In den Heimen lebten „mehr als 100.000 verwahrloste und oft in ihrer Entwicklung zurückgebliebene Kinder."

Diese Kinder—inzwischen Erwachsene—, noch immer heimgesucht von den unvorstellbaren Erlebnissen ihrer Jugend, „verbleiben weiterhin an den Rändern der Gesellschaft—alkohol- und drogenabhängig", so die BBC. Einige von ihnen haben auch selbst Kinder.

Gerade erst hat Max Daly für VICE über die Abhängigen von Bukarest berichtet, viele von ihnen Roma, die „sich selbst überlassen werden."

„Dieser Teil der Gesellschaft wird regelmäßig vom Tod durch Drogenmissbrauch heimgesucht", schrieb Daly. „Die rumänische Regierung macht sich aber noch nicht mal die Mühe, die Zahl der Drogentoten zu zählen."

Am Dienstag haben sich Beamte der Rauschgiftbekämpfung und Ermittler für organisiertes Verbrechen in die Kanalisation begeben, wo einige der mutmaßliche Drogenhändler leben sollten. Diverse Gebäude in der Nähe wurden ebenfalls durchsucht.

In einem Statement teilten die Ermittler mit, dass die Untersuchung der Zerschlagung eines aus 23 bekannten Mitgliedern bestehenden Rings von Drogenhändlern galt, der Methadon, Heroin und andere Drogen verkaufte.

Die Polizei fand außerdem Gemälde, Fernsehgeräte, Drogen und Geld in den Kanalsystemen, aber laut Associated Press konnten die Ermittler diese Information noch nicht bestätigen.

Dutzende wurden zur Befragung festgenommen—darunter auch der 41-jährige mutmaßliche Anführer der Bande, Bruce Lee, der auch „König der Kanalisation" genannt wird und oben im Bild zu sehen ist.

Die Festnahme von Lee „wird für die Menschen in Bukarests Tunneln aber wahrscheinlich nichts ändern", folgerte Channel 4.