Popkultur

Britney Spears beschreibt schockierende Details der Vormundschaft ihres Vaters

Ihre Vormünder zwangen sie demnach, sich eine Spirale einsetzen zu lassen, damit sie keine weiteren Kinder bekommen kann.
Die Pop-Ikone Britney Spears in einem roten Kleid auf dem roten Teppich einer Filmpremiere; Spears hat sich zum ersten Mal öffentlich kritisch zu der Vormundschaft ihres Vaters geäußert, die ihr Leben sehr einschränkt
Britney Spears 2019 bei einer Filmpremiere | Foto: Jordan Strauss/Invision/AP

Britney Spears hat die Schnauze voll.

Die Pop-Ikone erschien am 23. Juni virtuell vor einem Gericht, um zum ersten Mal öffentlich über die Vormundschaft durch ihren Vater zu sprechen, der seit 13 Jahren quasi ihr komplettes Leben kontrolliert.

"Es ist mein Wunsch und Traum, dass das alles vorbei ist", sagte Spears. "Ich will mein Leben zurück."

Spears' Wut über die Situation war greifbar. Und ihr Ton klang so gar nicht nach ihrem oft zuckersüßen Auftreten bei Instagram, wo eher flauschige Kätzchen, Schmetterlinge, Rosen und Tanzchoreografien vorherrschen. Dieser Diskrepanz schien sich Spears aber bewusst.

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"Ich habe der ganzen Welt immer gesagt, dass es mir gut gehe. Das war eine Lüge", sagte sie. "Ich bin nicht glücklich, ich kann nicht schlafen, ich habe Depressionen, ich weine jeden Tag."

Spears sagte während des Gerichtstermins weiter, dass sie ihre Familie gerne verklagen würde. Außerdem habe ihr Anwalt – den sie nicht selbst ausgesucht hat – ihr nie gesagt, dass es ihr möglich wäre, das Ende der Vormundschaft zu beantragen.

"Ich bin wirklich davon überzeugt, dass diese Vormundschaft missbrauchend ist", sagte Spears. "Ich fordere deshalb, diese Vormundschaft zu beenden – und zwar ohne eine weitere Beurteilung."


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Spears sagte zudem, dass ihre Vormünder ihr die Freiheit nähmen, selbst zu entscheiden, ob sie noch mehr Kinder haben will. "Mir wurde eine Spirale eingesetzt, durch die ich nicht schwanger werden kann. Meine Vormünder erlauben mir nicht, zum Arzt zu gehen und die Spirale rausnehmen zu lassen", so der Popstar.

Ihr Vater, James Spears, beantragte 2008 eine temporäre Vormundschaft, weil Britney zu dieser Zeit wegen überwältigender medialer Aufmerksamkeit, Gerüchten über Drogenmissbrauch und des Sorgerechtsstreits um ihre zwei Söhne schwere psychische Probleme hatte.

Eine Vormundschaft ist eine gerichtlich angeordnete Vereinbarung, die normalerweise nur in extremen Fällen zum Tragen kommt, wenn eine Person nicht mehr in der Lage ist, sich um sich selbst zu kümmern und die eigenen grundlegenden Bedürfnisse abzudecken – etwa bei älteren Menschen mit Demenz.

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Wie die New York Times berichtet, war Britney Spears von Anfang an dagegen, dass ihr Vater – mit dem sie früher noch zerstritten war – die Kontrolle über die Vormundschaft übernahm. Aber trotz ihres Widerwillens kam ein Richter zu dem Schluss, dass Spears' Vater am besten dafür geeignet sei.

In dem einen Tag vor dem aktuellen Gerichtstermin veröffentlichten Artikel der New York Times heißt es unter Berufung auf vertrauliche Gerichtsdokumente, dass Spears schon seit Jahren versuche, die einschränkende Vormundschaft zu beenden. Obwohl sie durch ihre extrem erfolgreichen Alben und Touren weiterhin Millionen Dollar verdiente, hatte sie keine Kontrolle über ihre eigenen Kreditkarten und musste für die grundlegendsten Entscheidungen – zum Beispiel, ob sie ihre Küchenschränke neu streichen darf – zuerst die Erlaubnis ihres Vater einholen. Ihr soll es ohne das Einverständnis ihres Vater nicht mal erlaubt gewesen sein, neue Freundschaften zu schließen.

"Er liebte hunderttausendprozentig die Kontrolle, die er über mich hatte", sagte Spears während der virtuellen Anhörung über ihren Vater, der Berichten zufolge nicht anwesend war.

Zudem gab Spears an, dass sie nicht verstehe, warum sie durch eine Vormundschaft eingeschränkt werde, wenn sie doch arbeitet. Die New York Times deckte auf, dass ihr Vater als Vormund monatlich 16.000 Dollar bekommt. Das ist doppelt so viel wie das "Taschengeld", das Spears jeden Monat bereitgestellt wird. Außerdem verdient er an den Welttourneen des Popstars mit.

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"Ich sollte nicht bevormundet werden, wenn ich arbeite und in der Lage bin, andere Leute zu bezahlen", sagte Spears.

Die Anhörung ist im Grunde der lang erwartete Befreiungsschlag, den sich Spears' treue Fans – die inzwischen vor allem als die #FreeBritney-Bewegung bekannt sind – so sehr gewünscht haben. Die Probleme des Popstars sind dabei erst seit wenigen Jahren wirklich bekannt: Dass sie ein so eingeschränktes Leben führt, kam eigentlich erst 2019 richtig ans Licht, als eine Reihe an bizarren Instagram-Posts von Spears die Alarmglocken ihrer Anhängerschaft schrillen ließen. Dann folgte eine Dokumentation der New York Times über die Vormundschaft, und die #FreeBritney-Bewegung kam richtig ins Rollen.

Kurz vor der Anhörung postete Spears' Freund Sam Asghari, mit dem sie seit fünf Jahren zusammen ist, bei Instagram ein Selfie, auf dem er ein #FreeBritney-Shirt trägt. Asghari machte aber schon im Februar deutlich, was er von der Situation seiner Freundin hält, als er ihren Vater in einem Instagram-Post als "richtiges Arschloch" bezeichnete. 

Ein junger Mann mit schnittiger Frisur und Dreitagebart trägt ein #FreeBritney-Shirt und blickt lasziv in die Kamera

Nur wenige Stunden vor Spears' Gerichtstermin postete ihr Freund Sam Asghari dieses Foto bei Instagram| Screenshot: Instagram

Die Website des Gerichts in Los Angeles, auf der die Anhörung live gestreamt werden sollte, brach wegen des vielen Traffics komplett zusammen und war nicht mehr erreichbar. So groß war das Interesse an Spears' Aussage.

Während die Pop-Ikone nur virtuell im Gericht erschien, versammelten sich einige ihrer Fans im echten Leben vor dem Gerichtsgebäude. "Wir sind hier, um sie zu unterstützen, damit sie diese Vormundschaft endlich beenden kann", sagte einer der Fans gegenüber einem Guardian-Reporter. "Dann kann sie wieder frei und glücklich sein."

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