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Musik

Zürich: Hands Solo und Zürichs größter Ghettoblaster

Alle die wissen, warum „Der Bleistift" das verbreitetste Ad-Hoc- Reparaturwerkzeug der Musikgeschichte war, sollten diesen Samstag zu Hands Solo ins Plaza gehen.

Was „alt" ist, lässt sich dank der technischen Revolution sehr einfach graduell abgrenzen: Jede/r der/die heute etwas mit dem Handy machen kann, für das er oder sie früher noch ein spezifisches Utensil benötigte, ist schon ein Grad Oldschool. Selbstverständlich gibt es noch Menschen die eine ganze Reihe an Gerätschaften für denselben Zweck genutzt hatten. Als Beispiel mag uns die Heimkinoentwicklung dienen: Von Betamax über VHS und DVD bis hin zu Blue-Ray werden am Ball gebliebene Heimkinofreunde in den Vierzigern bereits zu Oldschool-Filmeschauern des 4ten Grades. Was das Musikhören unterwegs betrifft, hat uns das Handy die Sache auch deutlich zu einfach gemacht: Jeder Spassti kann heute sein Handy auf laut stellen und uns im Tram mit Idiotenelektropoprock volldröhnen. Für alle die nach dieser Rechnung mindestens einen Oldschool Grad erreicht haben, war es früher noch eine aktive und bewusste Entscheidung ob und wie man seine Umwelt belästigt. Damals konnte man sich nicht einfach ein MP3 runterladen und über die Freisprechanlage scheppern lassen. Nein, man ging erst in einen Plattenladen, holte sich dort ein Mixtape von einem DJ den man mochte und steckte dieses in seinen, eigens zu diesem Zweck mitgeschleppten, Ghettoblaster. Es war also verdammt aufwändig anderen mit Musik auf den Sack zu gehen. Zudem war die Tonqualität deutlich besser.

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Hands Solo darf sich nach dieser Rechnung gut und gerne als Oldschool bezeichnen, denn er hat in seinem Leben phasenweise mit Vinyl aufgelegt und auch schon Mixtapes auf Kassette rausgegeben. Er muss das allerdings nicht, da er stilmäßig recht elegant auf den Gezeiten reitet. Seit gut zehn Jahren gehört er zum guten städtischen Ton, wenn es darum geht einen Club voller glitzernder halbnackter Mädchen und stiernackiger junger Herren, mit Flaschen auf den Lounge Tischchen und teuren Uhren am Handgelenk, in epileptische Zustände zu rocken. Das macht der wohl technisch versierteste aller Schweizer Open Format DJs auch im Ausland mit zunehmendem Erfolg.

Wir haben uns zum Lunch getroffen. Anhand der Speisekarte sprachen wir dann erst mal über die Notwendigkeit gesunder Ernährung, genügend Schlaf und das mysthische richtige Mass an Alkohol. Unter den Um-die-Dreißig-jährigen professionell nachtaktiven ist dieser Gesprächsteil bereits Routine. „Man wird ja bekanntlich nicht jünger" lautet übrigens die rituelle Endung. Ich nahm anschließend das Cordon Bleu, er die Hacktätschli und das Gesprächsthema verlagerte sich nach Asien.

Hands Solo macht einmal pro Jahr auf eine kleine Asientour und dort Fotos von hübschen Hotels und Nachtclubs in denen er sich aufhält. Er hat ganz allgemein eine Schwäche für schöne Dinge. Hands Solo spielt darum auch vorzugsweise in Clubs die er unter dem Sammelbegriff „Bottle Service" zusammenfasst. Diese Bilder und vieles mehr kann man dann auf seinem Blog anschauen, der ist übrigens auch sonst recht lustig, regelmässig aktualisiert, prägnant und durchaus einen Klick wert. Die Partys in diesen „Bottle-Service- Clubs" sehen weltweit recht ähnlich aus; ob in Zürich oder Hong Kong, überall sind es dieselben Highrollers und die entsprechenden Entouragen. Für Hands Solo selbst bleibt derweil der grösste Luxus "Sein Hobby zum Beruf machen zu können" und somit herzlich immateriell.

Trotz zunehmenden internationalen Erfolgs hat er sich ein paar hübsche lokale Residencies erhalten. Eine unter diesen strotzt förmlich vor Oldschool und heißt auch so: „Ghettoblaster" im Plaza. Dort ist der Hands Solo neben den Smash FX und Muri noch der jüngste DJ auf dem Line up und die Discometic haben den wohl größten Ghettoblaster der Stadt gebaut. Selbstverständlich verlosen wir 2x2 Tickets für diese Huldigung einer besseren Zeit. Einfach ein Foto von Deinem Ghettoblaster an: info@viceland.ch schicken.