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Und ex geht der Pontifex

Wie die Nachrichtenagentur ANSA meldet, zieht sich Papa Benedikt in den Pope-Cave zurück. Er hinterlässt 34 Tweets und eine Sitzmulde.

"Als Benedikt XVI. eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem Joseph Ratzinger verwandelt." So würde wohl eine Neuauflage von Kafkas Die Verwandlung beginnen, wenn sie heute von einem Lektor der BILD-Zeitung überarbeitet werden würde. Wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA Montag Vormittag mitteilte, wird Papst Benedikt XVI. nämlich mit 28. Februar von seinen Würden zurücktreten. Warum weiß man nicht so genau und es ist auch eigentlich gar nicht so elementar für all diejenigen, die nicht Benedikt oder Joseph oder Imperator Palpatine sind, obwohl man munkelt, es habe etwas damit zu tun, dass der Kirchenkopf in Ausübung seines Amtes ganz plötzlich vom fortschreitenden Alter überrascht wurde. Viel wesentlicher sind da schon diese drei Fakten:

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1. Ja, der Papst kann zurücktreten

Egal, was euer Studienkollege oder eure Büronachbarin gerade vor sich hin schreien: Der Papst kann zurücktreten. Er hat es schließlich gerade getan. Wer sich noch an Papst Johannes Paul II. erinnert — oder wie ich ihn nenne: den ECHTEN Papst —, der weiß vielleicht auch noch, dass es damals, als der alte Pole zu sabbern anfing, bereits ähnliche Diskussionen um einen möglichen Amtsrücktritt gab. Dass Karol Wojtyła es nicht getan hat, heißt nur, dass er uns für sich mitleiden lassen wollte. Oder dass er für uns leiden wollte. Oder dass er wollte, dass wir ihm beim Leiden, das er schließlich für uns auf sich genommen hat, zuschauen. Es ging jedenfalls um Leiden, damit das zumindest mal klar ist.

2. Nein, man konnte es nicht kommen sehen

Auch wenn der gestrige Tweet der Ratze sich so las: "Wir dürfen der Kraft der Barmherzigkeit Gottes vertrauen. Wir sind alle Sünder, doch seine Gnade verwandelt uns und macht uns neu.", heißt das nicht, dass wir daraus irgendwelche Schlüsse ziehen hätten müssen. Schuldgefühle bringen uns jetzt allen nichts. Immerhin ist er ein Mann des Glaubens, was bedeutet, dass es sein Vollzeitjob ist, kryptische Dreizeiler aus der Welt von gestern über die Welt von heute zu stülpen, damit sie wie ein Kondom die Spermien der Aufklärung und des Humanismus auffangen mögen, bevor die Dummen und Einfachen noch davon schwanger werden.

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3. Ja, es ist vollkommen scheißegal

Viel faszinierender, als die Tatsache, dass Benedikt XVI. zurücktritt, ist doch der Umstand, dass die Meldung von seinem Rücktritt so große Wellen in der sozialmedial geprägten Unter-80-Generation schlägt, die eigentlich damit beschäftigt sein müssten, die Hochwassermarken im vollgekotzten Partyklo von Samstag auf Instagram zu posten. Dabei will ich mich selbst gar nicht ausnehmen: Auch ich muss gestehen, dass der reine News-Flash mir erstaunlich wenig wurscht war, als er mir vor knapp einer Stunde als Push-Benachrichtigung aufs iPhone gespült wurde. Mehr als über die Nachricht bin ich also darüber verwundert, dass mich diese Nachricht so verwundert. Und das an sich ist, wenn auch nicht im katholischen Sinn, das eigentliche Wunder.

Der Papst hinterlässt übrigens 34 Tweets und einen leeren Sessel in Rom. Mit seinem Twitter-Profil haben wir uns schon befasst, als @Pontifex selbst noch nicht mal wusste, wie man auf der Tastatur einen Klammeraffen macht (den Artikel findet ihr HIER). Nachfolgend findet ihr, quasi als In Memoriam, die letzten Zwitscherer vom Ratzinger, bevor er sich hoffentlich auf echte Ornithologie stürzt und anderen Vögeln beim Geräuschemachen lauscht. Mahalo!

Markus auf Twitter: @wurstzombie