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Nach 500.000 illegalen Downloads hat Kanye West heute sein Versprechen gebrochen

„The Life Of Pablo" ist auf einmal nicht nur auf allen Konkurrenz-Plattformen von Tidal streambar, sondern auf Kanyes Website sogar komplett zu kaufen.
Foto: Imago

The Life of Pablo is now available for purchase https://t.co/xYu7lGJR7z pic.twitter.com/mNTAUiie2V
— KANYE WEST (@kanyewest) 1. April 2016

Nur sechs Wochen nachdem Kanye West mit der Veröffentlichung seines aktuellen Albums „The Life Of Pablo" angekündigt hatte, dieses ausschließlich über Tidal und nur zum Streaming anbieten zu wollen, hat er dieses Versprechen heute gleich zweiermaßen gebrochen.

Denn „The Life Of Pablo" findet sich ab sofort nicht nur auf Spotify, Apple Music und Google Play Music, sondern kann darüber hinaus auch käuflich erworben werden—natürlich über Kanyes eigene Website. Genau das—so hatte Kanye noch am 15. Februar auf Twitter posaunt—würde niemals passieren.

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My album will never never never be on Apple. And it will never be for sale… You can only get it on Tidal.
— KANYE WEST (@kanyewest) 15. Februar 2016

Durch die sechswöchige Exklusivität von „The Life of Pablo" auf Tidal hat der von Jay-Z gegründete Streaming-Dienst, der elitär als „Künstler für Künstler"-Service angetreten war, in der Tat vielfach neue User gewonnen. Pünktlich zum einjährigen Geburtstag kann Tidal stolze drei Millionen zahlende Nutzer vorweisen, von denen viele sicherlich aufgrund der dreist-penetranten Werbung Kanye Wests, der Anteile an Tidal hält, gekommen sind. Zwar ist es noch ein weiter Weg zu den 30 Millionen zahlenden Abonnenten, die Marktführer Spotify vorweisen kann, doch ist Tidal nach einem Jahr bereits fünftgrößter Streamingdienst und hat es geschafft, eine hohe Anzahl an Premium-Kunden zu akquirieren. Rund 1,35 Millionen der Tidalnutzer zahlen das deutlich teurere Abo mit höheren Übertragungsraten.

Wests Ankündigung, die Tidal-Exklusivität von „The Life Of Pablo" zu beenden, kommt also nur zwei Tage nach der Veröffentlichung beeindruckender Nutzerzahlen, die auch erstmals konkrete Zahlen zu „The Life Of Pablo" preisgaben. Allein in den ersten zehn Tagen nach Release sei das Album über Tidal 250 Millionen Mal gestreamt worden.

Wests Rechnung, dem im Jahr 2015 schwächelnden Tidal mit „The Life of Pablo" etwas auf die Beine zu helfen, ist also mehr als aufgegangen. Dass er viele seiner Fans mit seiner damaligen Entscheidung vor den Kopf gestoßen hatte, verdeutlichen nicht nur erboste Äußerungen auf allen sozialen Netzwerken, sondern auch ein Blick auf die nackten Zahlen illegaler Torrents: Nach nur 24 Stunden war das Album über 500.000 Mal raubkopiert worden. Zwar erklärte Kanye daraufhin der bekanntesten Torrentseite The Pirate Bay juristisch den Krieg, doch „The Life of Pablo" führt die Torrent-Charts im Bereich Musik bis heute mit deutlichem Vorsprung an.

Für Kanye gibt es nun also keinen Grund mehr, die Exklusivität aufrecht zu erhalten. Tidal hat die dringend benötigten neuen User bekommen und Fans, die nicht einsehen, nur wegen des Albums einen Tidal-Vertrag abzuschließen, laden das Album so oder so herunter.

Und da interessiert Kanye West sein Geschwätz von gestern auf einmal nicht mehr sonderlich—und er verkauft seine Fans ein zweites Mal für dumm.

ich glaub kanye west übrigens gar nichts mehr, pablo ist auf spotify.
— #icaneateverything (@saytine) 1. April 2016

Während Kanye mit dem Beginn des Verkaufs von „The Life of Pablo" nun nicht mehr wie bisher nachträglich an einem bereits veröffentlichten Album herumbasteln kann, ist Tidal-Besitzer Jay-Z anscheinend dabei, die schwedische Firma zu verklagen, die ihm den Dienst verkauft hatte, der schließlich zu Tidal wurde. Grund: Zu geringe Nutzerzahlen.