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Wie sehr sie diese Kommentare, die ständigen Vorwürfen von Fanseite aus zermürbt haben, schlug sich irgendwann nicht nur dahingehend nieder, wie sie bei Interviews aussah—sondern auch, wie sie Interviews führte: „Ich glaube, bei mir hat das dazu geführt, dass ich Angst davor hatte, mein Gesprächspartner glaubt, es könnte mehr bedeuten, wenn ich für eine Stunde ein intimes Gespräch mit ihm führe und vielleicht auch emotionale Fragen stelle. Das hat mich definitiv daran gehindert, manchmal noch schönere Interviews zu führen. Weil ich immer daran denken musste: Wenn ich mich zu einem Thema auch mal ein bisschen öffne, könnte mir das am Ende negativ ausgelegt werden."Diese Negativauslegung, gerade in Bezug auf das Äußere der 28-Jährigen, erreichte zwischenzeitlich regelrecht absurde Höhen. So absurd, dass sich Visa Vie irgendwann nicht mehr nur darum Sorgen machen musste, wie sie selbst mit solchen Situationen umging, sondern auch, wie sich der tief verwurzelte Sexismus auf junge Zuschauerinnen auswirken könnte. „Ich war von Natur aus immer eine ziemlich schlanke Person und habe mich dennoch der Situation ausgesetzt gesehen, dass ich in Zeiten, in denen ich mal ein bisschen mehr gewogen habe und man deshalb an der Seite vielleicht auch mal eine Speckrolle gesehen hat, fertig gemacht wurde. ‚Boah, hat die Rettungsringe', ‚Alter, ist die fett geworden'—ich habe mir wirklich Gedanken darüber gemacht, was mit einer 14-Jährigen passiert, die das gerade sieht und vielleicht zehn Kilo mehr wiegt als ich. Als ich angefangen habe, Sport zu machen, was wirklich rein gesundheitliche Gründe hatte, habe ich fünf bis acht Kilo abgenommen, man hat es mir sehr angesehen und da stand dann wiederum plötzlich überall ‚Alter, diese magersüchtige Slut' oder ‚Wenn ich die ficken würde, würden ihre ganzen Knochen sofort zerbrechen, das ist doch keine Frau mehr'."Dass Visa Vie zwar nicht mehr bei 16bars, aber trotzdem noch vor der Kamera aktiv ist, ist nicht der Tatsache zu verdanken, dass die Beschimpfungen und Kommentare irgendwann weniger geworden sind—das sind sie nämlich nicht. Die Berlinerin hat mittlerweile nur gelernt, damit umzugehen, wenn sich Wildfremde online über ihren Hintern auslassen: „Ich habe irgendwann irritiert festgestellt, dass es mich gar nicht trifft, sondern nur langweilt und ich für mich selbst entschieden sagen kann: ‚Ich mag meinen Arsch und der passt zu mir und ich muss mit ihm klarkommen—und das ist das Einzige, worum es geht.' Diese Kommentare können mir und auch meinem Arsch überhaupt nichts anhaben. Wenn sie es könnten, müsste ich mich fragen, ob mein Arsch mir wirklich wichtiger ist als das, was mich als Mensch ausmacht. Ich bin bald 30—es wäre albern, wenn so etwas Einfluss auf mein Leben hat. Es hat lange gedauert, aber ich weiß mittlerweile, wer ich bin."Das komplette Interview, andere großartige Frauen und alles, was junge Frauen in Deutschland betrifft, findet ihr auf broadly.tv.Diese Kommentare können mir und auch meinem Arsch überhaupt nichts anhaben.