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Kronen Zeitung

Der falsche Terrorplan der 'Krone' zeigt, was an der Berichterstattung über Terror falsch läuft

Am Freitagmorgen schrieb 'krone.at' von versteckten Maschinenpistolen auf der Donauinsel. Kurze Zeit später stellte sich das Ganze als Falschmeldung heraus.
Screenshot via krone.at

Am Freitagmorgen fand sich auf krone.at ein Bericht mit dem Titel "Kurz vor Donauinselfest entdeckt – Zwei Maschinenpistolen in Versteck auf Donauinsel!" Im Artikel stand, dass nur wenige Stunden vor der Eröffnung des 34. Donauinselfestes zwei Maschinenpistolen und eine Faustfeuerwaffe im Umfeld des Geländes entdeckt worden seien. Es war von einem Fund bei "routinemäßigen Kontrollen" die Rede und davon, dass noch nicht klar sei, "ob es einen Zusammenhang mit dem größten Open-Air-Festival Europas gibt". Die Quelle der Information war nicht klar ausgewiesen.

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Nur wenige Stunden später führt der ursprüngliche Link zu einem Artikel mit dem Titel "Anzeiger nervös – Fehlalarm um Maschinenpistolen auf Donauinsel", in dem steht, es habe sich um eine Fehlinformation eines "nervösen Anzeigers" gehandelt. Im Detail wird nicht auf die ursprüngliche Falschmeldung eingegangen. Kurze Zeit darauf schrieb die Wiener Polizei auf Twitter, dass Berichte über den Waffenfund nicht bestätigt werden könnten und es keine entsprechende Amtshandlung gab:

Schnellschüsse können passieren – auch wenn es nicht unbedingt zur guten journalistischen Praxis gehört, Meldungen trotz fehlender Bestätigung der Ermittlungsbehörden zu bringen. Dass so ein Schnellschuss jedoch bei einem Thema wie diesem passiert, ist fatal – und das nicht nur, weil es taktisch gesehen unklug wäre, Menschen, die Maschinenpistolen in der Nähe des Donauinselfestes verstecken, vorzuwarnen. Es ist auch fatal, weil Terror viele Menschen nervös macht und besonders die empfänglicheren Kandidaten in ihrem Glauben bestätigt, dass die Islamisierung des Abendlandes näher bevorsteht als jemals zuvor.

Und da reden wir noch nicht mal davon, dass nachträgliche Änderungen solcher Nachrichten natürlich weit weniger Verbreitung finden als die ursprüngliche Schreckensmeldung – oder davon, dass derartiges Ändern im Nachhinein für Verschwörungstheoretiker gern als Bestätigung für Komplotte und Maulkorb-Journalismus gewertet werden.

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Wenn Massenmedien unsere Ängste weiterspinnen, spielt das denen, die uns Angst einjagen wollen, nur weiter in die Hände.

Dass man in Zeiten, in denen ein versuchtes Attentat in Brüssel eher zu den weniger schlimmen Dingen gehört, rational bleibt, ist zugegeben eine manchmal nicht ganz einfache Aufgabe. Und auch, wenn die folgende Botschaft schon öfter geschrieben wurde als es nötig sein sollte, ist sie an dieser Stelle nicht weniger wichtig: Terroristen wollen, dass wir uns fürchten. Terroristen wollen, dass wir uns nicht auf Veranstaltungen wie das Donauinselfest trauen und uns stattdessen Gedanken darüber machen, was uns und unseren Liebsten dort passieren könnte. Wenn Massenmedien diese Ängste weiterspinnen und unbestätigt vorantreiben – auch, wenn das Ganze ohne böse Absicht passieren mag –, spielt das denen, die uns Angst einjagen wollen, in die Hände.

Der Artikel auf krone.at zeigt wieder einmal, was mit der reißerischen Berichterstattung über Terror falsch läuft. Auch andere Boulevardmedien wie die Tageszeitung Österreich setzen oft auf Schnellschüsse und voreilige Schlussfolgerungen; als im August des letzten Jahres Terrordrohungen gegen mehrere Polizeieinrichtungen eingingen, entschied sich oe24 gegen journalistische Verantwortung – und für Klicks.

Auf Anfrage nach einer Stellungnahme von krone.at heißt es gegenüber VICE: "Wir haben die offizielle Stellungnahme der BPD Wien sofort in die Berichterstattung übernommen."

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