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Sex

Nate Hill trägt nackte weiße Frauen als Schals

Ich habe Nate dabei begleitet, wie er ein paar nackte weiße Frauen in Modeaccessoires verwandelte, und ihm ein paar Fragen zu seinem Projekt „Trophy Scarves“ gestellt.

Via Instagram

An einem Nachmittag im späten Oktober stand Nate Hill mit einem nackten weißen Mädchen um die Schultern im Wohnzimmer eines hübschen Apartments im Norden von Brooklyn. Ich zog mein iPhone und schoss ein Bild. Daraufhin nickte er und fing an, langsam durch die Wohnung zu gehen. Es herrschte Stille, nur der Holzboden knackte ein wenig. Etwa eine Minute später ließ er das Mädchen sanft hinunter. Sie lächelte, bedankte sich und wies uns den Weg zur Tür.

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Diese merkwürdige Vorführung war Teil von „Trophy Scarves“, dem neuesten Projekt des 36-jährigen Performancekünstlers. Dafür besucht Nate weiße Frauen, die sich ausziehen und sich von ihm als Schal tragen lassen. So seltsam es sich auch anhören mag—es ist nicht das erste Mal, dass Nate im Namen der Kunst und der Gesellschaftskritik komische Ideen umsetzt. 2008 brach Nate mit Taxidermie-Touren in die Kunstwelt ein, bei denen er im Müll von Chinatown nach toten Tieren suchte und diese in Kunstpräparate verwandelte. Darauf folgte sein Projekt „Death Bear“, für das er sich—im Bärenkostüm—mit zufällig ausgewählten Menschen traf, um von ihnen Besitztümer entgegenzunehmen, die mit negativen Erinnerungen besetzt waren. Außerdem warf er beim Fahrradfahren halb aufgegessene Cheeseburger auf Fußgänger, lieferte im Delfinanzug falsches Crack aus und schickte all seinen Pressekontakten einen Computervirus. Zuletzt beschäftigte er sich mit dem Konzept der Rasse. Zum Beispiel betreibt er im Zusammenhang mit seinem Projekt „White Power Milk“ eine Website, auf er man Milch bestellen kann, die von hübschen weißen Mädchen mit College-Ausbildung gegurgelt wurde.

Ich habe Nate durch Brooklyn begleitet, wo er ein paar weiße Frauen in nackte Modeaccessoires verwandelte, und ihm auf dem Weg ein paar Fragen gestellt. Hier kannst du lesen, was er zu sagen hatte.

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VICE: Worum geht es bei „Trophy Scarves“? 
Nate Hill: Nun, es gibt Leute, die bestimmte Rassen als Statussymbole betrachten—das musste mal von jemandem kommentiert werden.

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Ist der Tenor dabei ein ähnlicher wie bei deinem Projekt „White Power Milk“?
Ja, so ungefähr. Bei „White Power Milk“ wollte ich darüber sprechen, inwiefern einige Leute weiße Frauen als Statussymbol betrachten. Bei „Trophy Scarves“ wollte ich auf einem anderen Weg zu dieser Frage gelangen. Ich denke, es ist der gleiche satirische, augenzwinkernde Zugang, den ich gern wähle. Es gefällt mir, in einer leichteren, albernen Weise über ernsthafte Sachen zu reden.

Tust du das in einer bestimmten Rolle, so wie bei „Death Bear“?
Ich weiß nicht. Vielleicht spiele ich eine Rolle, oder vielleicht denke ich auch, dass weiße Frauen einfach besser sind! Und ich denke, es wäre gut, wenn man sich an mir ein Beispiel nehmen würde. Aber so oder so, wen interessiert das? Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich wichtig ist.

Wie lange interessierst du dich schon für Kunst?
Auf dem College hing ich in den Kunstateliers auf dem Campus ab. Ich zog mit den Künstlern rum, sah mir ihre Werke an und dachte: Wenn ich wollte, könnte ich das auch. Das waren eher Konzeptkünstler, Verrückte, Minimalisten … Meine erste Ausstellung fand 1999 zusammen mit ein paar Freunden statt, ich war damals Anfang 20.

Wie warst du so auf der High School? 
Nun, in meinem ersten Jahr auf der High School hatte ich noch keine wirklich eigene Identität. Ich stand auf HipHop. Also versuchte ich, mich wie einer dieser coolen HipHop-Typen anzuziehen, aber man sah gleich, dass das nicht echt war. Es war alles zu neu, es stand keine Persönlichkeit dahinter. Die anderen haben sofort gesehen, dass ich einfach nur etwas nachgemacht habe. Dann wurde ich überfallen—mir wird immer gesagt, dass ich meine Überfall-Geschichte in Interviews erwähnen soll—, der Typ griff meine Kette und schlug mir ins Gesicht. Ich versuchte, ihn zu erwischen, aber er war zu schnell … Er war Quarterback in der Junior-Football-Mannschaft unserer Schule.

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Wie auch immer, ich bin also zusammengeschlagen worden. Letztlich bin ich in einer Schule für Jugendliche gelandet, die sich nicht anpassen konnten, da gab es eine Klasse mit ungefähr 20 Jugendlichen. Dort wurde ich noch introvertierter und habe angefangen, mich für Musik zu interessieren und auf meinem Zimmer Jazz-Platten zu hören. Ich wurde ein sehr zurückgezogener Typ. Ich hatte das Gefühl, dass ich nirgendwo dazugehöre.

Wenn jemand Karriere macht, sagen die Leute manchmal: „Ich habe es kommen gesehen“. Gibt es Leute aus deiner Kindheit, die deine Laufbahn „kommen sahen“?
Ich habe ja schon ein paar Andeutungen gemacht. Ich war immer ein sonderbarer Typ. Selbst bei den Jazz-Platten habe ich mir immer seltsamen Scheiß und experimentellen Kram ausgesucht. Ich wollte immer sehen, wie weit ich gehen konnte. Ach, das ist John Coltrane? OK, aber das hier ist Albert Ayler oder irgendein anderer abgefahrener Kram, den ich auftreiben konnte, wie zum Beispiel europäischer Noise Jazz oder Peter Brötzmann. Ich war immer ein Außenseiter.

Du arbeitest in einem medizinischen Labor und züchtest Fruchtfliegen für wissenschaftliche Experimente. Wissen deine Arbeitskollegen, dass du ein Künstler bist?
Einige von ihnen.

Wie reagieren sie darauf?
Ich spreche nicht viel mit ihnen darüber. Es könnte sein, dass sie mich bei einem Bettel-Projekt im Zug gesehen haben. Einmal bin ich mit meiner Frau zum Feiern in die Innenstadt gefahren und meinte zu ihr: „Ich fange vorn im Zug an, und wir treffen uns im hinteren Teil.“ Ich stand auf, und gerade als ich zu sprechen anfangen wollte, sah ich einen meiner Kollegen, der mich aber noch nicht gesehen hatte. Da wurde mir klar, dass mich vielleicht schonmal jemand beim Betteln im Zug gesehen hat und dachte, dass ich verrückt bin.

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Was sagt deine Frau zu deiner Kunst? 
Das ist eine andere Sache, die ich überwinden musste: die Sorge, dass sie nicht darauf steht oder nicht glücklich damit ist. Ich muss mich daran erinnern, dass es nicht ihre Kunst ist. Es ist nicht ihr Leben. Sie macht ihr eigenes Ding, hat ihren eigenen Job, ihre eigenen Hobbys … Aber was sie darüber denkt? Sie toleriert es.

Sprichst du mit ihr darüber?
Manchmal. Aber ich habe keine Erwartungen dabei. Früher haben wir uns darüber gestritten, warum sie Sachen mochte oder nicht, dass sie sie mögen sollte und so weiter … Ich habe sie bei Twitter blockiert, damit sie nicht sehen kann, was ich mache. Sie folgt mir jetzt auf Instagram, da werde ich sie wahrscheinlich auch blockieren.

Was denkst du über akademische Analysen deiner Arbeit, in denen Kunstkritiker bestimmte Deutungen vornehmen? Sind das Dinge, über die du als Künstler nachdenkst?
Das ist eine gute Frage. Ich verstehe, was du meinst. Ich denke immer: Ja, OK, das klingt gut. Aber nein, ich selbst denke nicht wirklich akademisch oder theoretisch darüber nach.

Wie wird es mit „Trophy Scarves“ weitergehen?
Ich werde in nächster Zeit einfach so intensiv wie möglich weitermachen, bis zum nächsten Jahr, und dann mal sehen. Ich weiß nicht, wann es genug ist. Vielleicht reichen so um die 100 Trophäenschals. Und nach den 100 gehe ich vielleicht auf 200. Es ist so, wie mein Freund gesagt hat: „Es gibt nie genug Trophäenschals. Es wird immer noch einen weiteren Trophäenschal geben.“