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Wir haben uns die unpopulärsten YouTube-Videos der letzten Woche angeguckt und bewertet

Wuppertal-Rap, Ed Hardy-Schlager und Schleichwerbungspop – Das sind die fünf Videos, die nicht mal die 1000-Views-Grenze erreicht haben.

Foto: Screenshot von YouTube aus dem Video "MAYBE - 117" von Maybe Rap | "Mark Neo feat. Dominic Donner - Lovelite" von MARK NEO

Auf YouTube wird jede Woche mehr hochgeladen, als ein Mensch in seinem ganzen Leben gucken kann. Beunruhigende Vorstellung. Umso mehr, wenn wir uns die Startseite und die Trends anschauen und uns vorstellen, 24 Stunden lang von diesem Müll beschallen zu lassen. Und da sprechen wir noch nicht mal von den Musikvideos. Dann lieber mal die Plattform so nutzen, wie sie garnicht gedacht ist.

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Denn wir hatten keinen Bock mehr, uns wieder nur neue Singles bereits etablierter Künstler anzugucken. Lieber mal wieder ins kalte Wasser springen – mit Klamotten, Uhr und Smartphone in der Tasche – und sich schocken lassen von dem, was man da am Boden findet. Also haben wir uns die neusten Uploads der letzten Woche angeguckt, deren Views selten an der 1000er Marke kratzen und die "besten" für euch herausgesucht.

Exat – "Schäm dich"

Die Punkrocker EXAT haben es nicht leicht. Da veröffentlich sie schon ein Video zu ihrer ersten Single "Schäm dich", die laut Beschreibung an alle geht, "die sich immer nur beschweren, die nörgeln, meckern und grundsätzlich alles schlecht finden" und dann bekommen sie dafür noch doppelt so viele Dislikes wie Likes. Wir mögen die Ironie, aber trotzdem: Das Ding haben bisher doch nur Fans der Band gesehen! Was meckern die dann an dem charmanten DIY-Video und dem zwar nicht besonders cleveren, aber dennoch okayen Song? Schämt euch.

Robert Hazzan – "Geiles Leben"

Robert Hazzan will laut BILD "Deutschlands erster It-Boy" werden. Dafür lädt er sich nicht nur Micaela Schäfer zur Poolparty, sondern macht jetzt auch Schlager. Damit das schön nach Schützenfest klingt, hat er sich Jack Price als Produzenten rangeholt, der sonst mit Michael Wendler zusammenarbeitet. Falls ihr bereits anhand dieser Infos zu wissen scheint, wie der neue Song "Geiles Leben" klingt: Ihr liegt richtig. Es dauert nicht einmal zwei Sekunden, bis ein Energy-Drink verdächtig produktplatziert das Bild beherrscht. Irgendwie muss der goldene Thron, auf dem Robert Hazzan sitzt, ja finanziert werden. Und die Lederjacke von Ed Hardy auch. Schließlich singt Hazzan im Refrain nicht umsonst "Armani, Ed Hardy und die Party geht ab."

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MAYBE – "117"

Wussten wir nicht: Wuppertal musste schon als Drehort für Manta, Manta und Das Experiment herhalten. Hätten wir auch nie gewusst, wenn wir nicht über "117" von MAYBE gestolpert wären und uns kurz auf Wikipedia über die Stadt mit dem lustigen Namen belesen hätten. Der offensichtlich noch sehr junge Rapper hängt im Video mit seinen Teenager-Kumpels (wir nennen sie liebevoll "117 Strassenbande") in der Stadt und droppt Zeilen wie "In meim Block ist dein Kopf nichts wert". So erstaunlich souverän das alles produziert und vorgetragen wird: Ghetto-Romantik und Wuppertal passt einfach nicht zusammen. Da fühlen wir die Zeile "Hier gibt's keine Yeezys, nein, sie lieben Nike Shox" schon mehr.

Mark Neo – "Lovelite"

Melancholische Gitarren, unaufdringlicher Elektro-Beat, sanfter Pop-Gesang – fertig ist die Formel, mit der sich in den letzten Jahren jeder kommerzielle DJ in die Charts gedrängt hat. Davon ist der Linzer Mark Neo zwar noch weit entfernt, aber man kann es ja mal probieren. Dank der sauber ausgeführten Produktplatzierung wissen wir auch, wie er das kitschige Video finanziert bekommen hat. Alle Lektionen beherzigt und brav auswendig gelernt.

Axel Fischer & Mallorca Cowboys & Deejay Matze – "Wir trinken gern (Wir versaufen unser Taschengeld)"

Auch im Schlager gibt es sowas wie den Untergrund. Eben die Typen, die verzweifelt versuchen, endlich durch einen Hit einen Platz am Ballermann zu ergrölen. Und mit jedem Song noch ein bisschen mehr Schrott und Ressourcenverschwendung betreiben. Axel Fischer gehört leider nicht dazu. Den Typ könnte mal als Darsteller der Reality TV-Serie Abschlussklasse 2006 kennen – oder vom Ballermann, wo er im Bierkönig oder Oberbayern auftritt. Für den nächsten großen Hit hat er noch ein paar weitere Gesichter hinters Mikro geschubst und gemeinsam den Illegal 2001-Song "Wir trinken gern (Wir versaufen unser Taschengeld)" auf Volksfest-Beats gelallt. Ein Blick auf die bisherigen Views beruhigt: Zum Glück fällt darauf bisher noch keiner rein.

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