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Polizei nimmt YouTuber fest, weil eine Horde Minderjähriger durchdreht

Er lockt seine Fans in einen Transporter mit abgeklebtem Nummernschild, der Fahrer rast durch die Stadt. Und seine Freunde sagen der Polizei, sie wollen "noch etwas koksen".

Titelbild: Screenshot aus dem YouTube-Video "Kiffen vor der Polizei !!! Prank"

Kaum jemand, der volljährig ist, kann fünf deutsche YouTuber aufzählen, ohne zu googlen. Dann doch eher fünf Politiker der Grünen. Das ändert aber nichts daran, dass YouTuber und nicht die Grünen "der heiße Scheiß" sind – sie haben ein Millionenpublikum. Was für Chaos daraus entstehen kann, wenn die Fanliebe aus dem Netz auf der Straße landet, zeigt die Promo-Tour des YouTubers Leon Machère.

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Der 24-jährige Hamburger hat über zwei Millionen Abonnenten auf YouTube, die er vor allem durch seine Pranks begeistert (zum Beispiel mit diesem unterdurchschnittlichen "Gay Prank", der sein meistgeklicktes Video ist). Seit Kurzem versucht sich Leon Machère auch in gefühlvollen Rap-Balladen. Als Promo für sein neues HipHop-Album ist er gerade auf einer sogenannten "Selfie-Tour" durch zwölf deutsche Städte unterwegs.

Die Idee: Er fährt mit einem Transporter an einen Ort in der jeweiligen Stadt, den er erst kurz vorher in den sozialen Netzwerken angibt. Seine Fans laufen in Massen auf und dürfen als Belohnung in seinen Transporter kommen und ein Selfie mit ihm machen.

Der Fehler: Leon Machère kündigt seine Auftritte nicht beim Ordnungsamt an und überrascht so die Polizei. Deshalb rennen immer wieder Horden von Minderjährigen durch Innenstädte.

Am Samstag war Leon Machère in Augsburg, erneut ohne einen genauen Ort preiszugeben. Doch seine Fans bekamen bald heraus, dass der YouTuber in einem Hotel in der Innenstadt übernachtet. Daraufhin verbreitete sich die Meldung, er würde in einem naheliegenden Handy-Laden ein Konzert geben. Laut Pressemitteilung der Polizei versammelten sich in kurzer Zeit über 1.000 Kinder und Jugendliche, die zwischen Hotel und Shop pendelten. Weil die "tobende Menschenmenge bereits gegen Fenster und Türen trommelte, da sich ihr Idol einfach nicht zeigen wollte (warum auch immer)", heißt es in der Mitteilung, riefen die Besitzer die Polizei.

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Leon Machère ließ sich kurz am Fenster des Hotels blicken und verschwand dann durch einen Hintereingang in die Innenstadt. Der Fahrer des Tour-Transporters fuhr mit hohem Tempo und abgeklebtem Nummernschild hinterher, "ohne auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht zu nehmen".

Die Kids gerieten völlig außer sich, suchten den YouTuber und fanden ihn vor einer Kneipe. Ihre Freude sah so aus:

Die Polizei räumte daraufhin die Veranstaltung und nahm Leon Machère und seine vierköpfige Entourage fest, woraufhin diese zuerst die Polizei beleidigte und dann "äußerte, noch etwas koksen zu wollen", so die Pressemitteilung. Weiter schreibt die Polizei: "Seinen geplanten Anschlussauftritt in München konnte Leon M. zeitlich übrigens nicht mehr einhalten …".

Die Selfie-Tour von Leon Machère verläuft katastrophal, bekommt aber viel Aufmerksamkeit. Augsburg war nicht der erste Fail. Schon am vergangenen Freitag ging sein Auftritt in einem Einkaufszentrum in Weimar schief: Nachdem Leon Machère zu rappen begann, packte ein Zuschauer einen Dudelsack aus – um den "King of Pranks" mal zurückzupranken. Als dann noch Tomaten auf die Bühne flogen, droschen seine Security-Männer ziemlich humorlos auf die Jugendlichen ein.

Eine letzte Frage stellt sich noch: Hat der Auftritt Leon Machères in Augsburg etwas mit den fünf Jugendlichen zu tun, die wenige Stunden später am Samstagabend mit einer mobilen Toilette fast die Augsburger Altstadt überschwemmten? Handelte es sich bei den Klo-Werfern um frustrierte Fans – oder rächte sich die zugekokste Entourage an der Stadt Augsburg?

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