Nix mit Comeback—Das sind die Deutschrapper, die wirklich endgültig aufhörten

Mittlerweile ist es im Deutschrap üblich, dass Künstler ihren Rücktritt verkünden, nur um sich dann nach einigen Jahren mit einem neuen Album zurückzumelden—häufig zur Verwirrung, Freude, oder teilweise auch zum Ärger der Fans. Die Begründungen für dieses Verhalten sind meist relativ schwammig, wobei viele Künstler gern darauf bestehen, dass ihr Comeback bestimmt nichts mit Kohlenotstand zu tun hat. Die Liste dieser Deutschrap-Rückkehrer ist wächst dabei stetig. Ob Curse, Manuellsen oder Ferris MC und bald eventuell auch Taktloss—sie alle machten einen mehr oder weniger dramatischen Abgang, um kurze oder lange Zeit später wieder schulterzuckend aufzutauchen, als wäre nichts passiert. Das machte nicht nur Shindy wütend. Doch was ist mit den Rappern, die wirklich nie wieder zurückgekommen sind? Jene Rapper, die dem Ganzen endgültig den Rücken gekehrt haben? Unsere Liste zum endgültigen Deutschrap-Schlussstrich nach dem Rücktritt.

Wenn Deutschrap ein Horrorfilm wäre, wäre Hank der Geist, der immer mal wieder unangekündigt irgendwo auftaucht und genauso schnell wieder verschwindet. Immer hoch gelobt von Fans und Kritikern, aber gleichzeitig nicht greifbar für die Masse. Bis dato existieren kaum Musikvideos oder Interviews von ihm. Nach der Menschenfeind-EP, welche er im Juli 2009 zusammen mit JAW veröffentlichte, verschwand er bis Ende Juli 2014 von der Bildfläche. Dann tauchte er überraschend unter dem Pseudonym Bak Ta Ehli wieder auf und war super verliebt in die Welt und seine Mitmenschen. Das warf um die hunderttausend Fragen auf. Vielleicht ist er deshalb einfach erneut verschwunden und nie wieder aufgetaucht.

Wer sich in den letzten Jahren intensiver mit Deutschrap beschäftigt hat, dem war Deso Dogg schon länger ein Begriff. 2002 begann er mit Charnell zusammen Musik zu machen und rappte über die Straße und Blut und Waffen. Sein gewünschter Erfolg blieb jedoch aus und nachdem er sich 2007 von seinem Label Streetlife trennte und auch auf eigener Faust seinen persönlichen Erfolgsvorstellungen nicht gerecht werden konnte, kehrte er der Musik im November 2010 komplett den Rücken. Wir sind unsicher, wie genau das Nächste mit der Vorgeschichte zusammenhängt, aber er wurde daraufhin islamischer Prediger und, soweit die Meldungen stimmen, danach in Syrien Kämpfer der IS. Mehreren Meldungen von seinem Tod, von denen sich keine zu 100% bestätigen ließ, lassen vermuten, dass er entweder ein ziemlich starkes Geltungsbedürfnis hat oder untergetaucht oder aber tatsächlich gestorben ist.

Der Sommer 2002 wird wohl für einige Menschen immer irgendwie mit dem größten Hit der Massiven Töne in Verbindung bleiben: „Cruisen". Tut jetzt bitte nicht so, als würdet ihr den Song nicht kennen oder hättet ihn nicht gemocht. Wir sitzen alle im selben Boot der Scham. Das Stuttgarter Trio konnte damals bis auf Platz 5 der deutschen Single Charts stürmen, war sogar beim Bundesvision Songcontest. Aber schon bald nach ihrem letzten Album Zurück in die Zukunft, welches 2005 erschien, wurde es still um die Drei. Ein offizielles Statement zu einer Auflösung gab es nie. Vielleicht cruisen sie immer noch Richtung Sonnenuntergang. Vermutlich erfahren wir es nie.

Mit seinem Debütalbum Fight Club, welches über Put da Needle to da Records rausgebracht wurde, machte sich Lenny in den 90ern einen Namen in der HipHop-Szene. Der Kölner, der bereits mit Curse, DCS, Tefla & Jaleel und Pyranja als Swingerclub auf Tour ging, brachte insgesamt drei Alben raus. Danach hing er seine Karriere an den Nagel und man hörte musikalisch nichts mehr von ihm. Eine Begründung dafür gab es nicht. Mittlerweile arbeitet er als Videoregisseur und Fotograf unter seinem bürgerlichen Namen Lennart Brede.

1996 machte die Band Doppelkopf auf sich aufmerksam. Sie unterschieden sich damals thematisch auffällig von ihren anderen Rapkollegen zu der Zeit und bedienten eine Sparte des deutschen HipHops, die von melancholischen, nachdenklichen Songs geprägt war. Also die Caspers der 90er sozusagen. Storytelling wurde auf ein neues Level gebracht. Ihr eigens gegründetes Label nannten sie Hongkong, alles wurde von ihnen selbst in einem kleinen Container produziert. Ihr erstes und einziges Album bleibt Von Abseits. Die Gruppe trennte sich ohne größeres Theater kurz darauf und ließ bis heute konsequent nichts Neues von sich hören.

Das Duo aus Chemnitz, welches sich 1997 formierte, war bis 2010 aktiv. Ihrer Trennung wurde 2005 mit dem Album Nichts ist umsonst angekündigt. Daraufhin folgten ein Mixtape mit diversen Remixen ihrer älteren Songs. Alle aufkommenden Gerüchte bezüglich eines Comebacks wurden immer wieder dementiert. Es gab trotzdem noch einen gemeinsamen Auftritt auf dem splash!-Festival. Die Fans fuhren zwar emotionale Achterbahn, ein wirkliches Comeback gab es jedoch nie. Mittlerweile ist Jaleel Geschäftsführer des Onlineshops Merchstore.

Die Zwillingsbrüder Martin und Christian Stieber sind seit 1984 in der HipHop Szene unterwegs. 1995 erschienen ihre ersten Rapsongs auf Platten. Sie tauchten auf Samplern unter anderem neben Namen wie MC Rene, Der Tobi & Das Bo, Spax, Massive Töne und Fettes Brot auf. Bis heute gehören sie zu den wichtigsten HipHop-Größen. Zwar sind die Beiden vor knapp zwei Jahren auf einem Megaloh-Remix nochmal überraschend aufgetaucht, aber im Grunde ist seit 15 Jahren nichts Neues mehr von ihnen zu hören gewesen. Christian Stieber arbeitet heutzutage als Architekt und sein Bruder Martin betreibt einen eigenen HipHop-Laden.

Einen riesigen Untergrund-Hype löste im Jahre 2007 Dennis Diamanten aus. Sein erstes und einziges Album namens E.F.D.E., veröffentlicht über sein damaliges Label Dark Dynasty Records, ging durch die Decke. Bis heute sind Songs wie „Dr3 Schuss" unvergessen. Zu ihm als Person findet man so gut wie nichts mehr im Internet. Einzig seine Musik ist noch verfügbar. Was seine Gründe die Karriere auf Eis zu legen waren, ist uns nicht bekannt. Er hat erfolgreich abgeliefert und wurde daraufhin nie wieder gesehen.

Esra ist auch bei Twitter: @frau_vagant

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