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Warum es schrecklich sein kann, mit Musikern befreundet zu sein

Spontane Jam-Sessions, ständige Party und dann versauen sie dir auch noch Dates – mit Musikern befreundet zu sein, ist eine Qual.
Foto: Valentin Weinhäupl

Gute Musiker als Freunde zu haben ist prinzipell ein Geschenk des Himmels und ein absolutes Privileg. Ich weiß das, und ich schätze mich mehr als glücklich, einen Haufen kreativer und talentierter Jungs zu meinen besten Freunden zu zählen. Tatsächlich wird es aber einmal Zeit, auch einmal die dunklen Seiten der mehr-oder-weniger-Rockstarfreundschaften zu beleuchten. Man erlebt mit ihnen nämlich wirklich absurden Scheiß, der einen fast zur Weißglut treiben kann. Ich kann letztendlich aber nur den Satz von mir geben, den auch alle übermüdeten und mit Babybrei vollgegatschten Eltern über ihre Bälger sagen: Sie sind anstrengend und kosten dir manchmal den letzten Nerv, aber am Ende bekommst du die ganze Liebe, die du in sie investiertst, hundert mal zurück. Trotzdem hab ich hier einige der Gründe gesammelt, warum Musikerfreunde manchmal die Hölle sein können:

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Frauenmagnetismus

Manchmal möchte man Klischees wiederlegen, und stellt fest, dass es nicht geht, weil sie schlicht und ergreifend zutreffen. Bestes Beispiel ist das „Frauen stehen auf Musiker“-Klischee. Wahrscheinlich ist es die Mutter und das wahrste aller Klischees. Sogar wenn deine Musikerfreunde daherkommen, als hätten sie die letzten paar Jahre als Einsiedler in der Kanalisation verbracht, werden sich die Frauen auf jeder Party binnen kürzester Zeit um sie scharen. Und nicht irgendwelche Frauen, sondern in der Regel die, die am besten aussehen und/oder den größten Dachschaden haben. Es ist absurd. Und ja, das wird dich dazu bringen an der Frauenwelt, aber vor allem an dir selbst zu zweifeln. Für gewöhnlich dauert es einfach ein paar Jahre, bis du lernst, die Situation zu deinem eigenen Vorteil zu nutzen, in dem du durch Kleidung, Sprache und Attitüde vorgaukelst, selber so etwas ähnliches wie ein Rockstar zu sein.

Jamsession-Zwangsbeglückungen

Im angetrunkenen Zustand wird bei deinen Musikerfreunden absolut alles zur Jamsession. Das ist manchmal lustig, manchmal lästig, und manchmal treibt es einen fast in den Wahnsinn. Im einen Moment hast du ein gemütliches Gespräch oder schaust fern. Dann steht einer der Typen auf, geht zum Klavier und spielt zwei oder drei Noten. Was dann passiert, ist ein Schneeballeffekt: Innerhalb einer Minute haben all deine Musikerfreunde ein Instrument oder irgendetwas, das entfernt nach einem Instrument ausschaut, in der Hand, und du findest dich in einer psychedelischen Jamsession wieder. Das wirklich Schlimme daran: du kannst das Ganze auch nicht einmal verhindern, denn sie brauchen ihre eigentlichen Instrumente gar nicht. Wenn sie einmal in Fahrt kommen, werden sie zu wahren MacGyvern: Gib deinen Musikerfreunden eine Kartoffel, einen Faden, eine Mineralwasserflasche und einen Wäschekorb, und sie bauen dir daraus im Handumdrehen ein Big Band-Equipment.

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Viel zu viele Partys

Natürlich ist das eigentlich ein Vorteil. Aber halt nur bist zu einem gewissen Grad. Und am Anfang werden dich die „Hey Oida wir haben noch einen Gästelisteplatz für dich"-SMS auch noch wahnsinnig freuen. Aber mit der Zeit wirst du merken, wie es deine Leber und deine Geldtasche systematisch auffrisst. Aber dann ist es meistens schon zu spät, und du findest dich Dienstag Abend sturzbesoffen in einem Hotelzimmer wieder, und hast keine Antwort darauf, wie du den Arbeitstag, der in ein paar Stunden beginnt, überleben willst. Und dann kommen da noch diese kleinen Nebenprobleme dazu. Zum Beispiel die Tatsache, dass dein Handyspeicher vom permanenten Konzerteschauen ständig voll ist, weil du immer und immer wieder Fotos und Videos von den Auftritten machst, obwohl du die Bühnenshow schon bis ins letzte Detail kennst. Immerhin liebst du diese verschwitzen, übertrieben selbstsicheren Typen da oben auf der Bühne, und du willst das alles für sie, für dich, und für deine und ihre zukünftigen Enkel mitdokumentieren.

Finanzen

Zu behaupten Musiker hätten nie Geld wäre eine Lüge. Manchmal haben sie mehr Geld, manchmal weniger. Tatsächlich haben sie es letztendlich aber nie lange—sie haben es einfach perfektioniert, das Geld in Rekordzeit wieder los zu werden, und daher rührt meiner Meinung nach auch das „Musiker sind arm"-Vorurteil. Nach ein paar Tagen oder Stunden, sind sie die Kohle, die sie bei ihren Auftritten verdient haben wieder los. Entweder gehen sie in den Musikladen und verbraten die Kohle für eine super seltene Fender Gitarre aus dem Jahr 200 vor Christus, oder für irgendein technisches Recording-Dingsbums, von dem sie eh schon ein Dutzend haben, aber von dem es jetzt eine noch bessere Version gibt. Oder sie wollen schon wieder mit dir feiern gehen, was wiederum die eigene Geldtasche schwächt. Verlass dich jedenfalls nie darauf, dass sie dir Geld leihen können.

Homerecording-Folter

Was noch wesentlich schlimmer ist, als mit einem Musiker befreundet zu sein, ist mit einem verwandt zu sein. Mein Bruder ist Rapper. In der Zeit, in der wir beide noch im Hotel Mama lebten, bestand sein Songwriting-Prozess in etwa darin, ein und den selben Beat in seinem Zimmer mehrere Tage in voller Lautstärke ununterbrochen auf Repeat laufen zu lassen, um dazu Texte schreiben zu können. Nächte inkludiert. Da unser Haus extrem hellhörig war, hätte ich meinen Kopf beim Versuch zu schlafen genau so gut in seinen Subwoofer stecken können. Soweit ich weiß, wird diese Praxis tatsächlich als Foltermethode eingestuft und verstößt gegen Menschenrecht. Ich liebe meinen sadistischen Bruder trotzdem (wieder).

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