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Jacob Appelbaum verlässt nach Vorwurf des sexuellen Fehlverhaltens Tor Project

Heute Vormittag gab der führende Aktivist für digitale Bürgerrechte erstmals eine Erklärung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen ab.
Foto: Screenshot YouTube

„Ich möchte mich klar ausdrücken: Die Vorwürfe des kriminellen, sexuellen Fehlverhaltens gegen mich sind gänzlich falsch." Mit diesen Worten hat Jacob Applebaum am Morgen des 6. Juni über Twitter zu den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen Stellung genommen.

Berlin, June 6, 2016 In the past few days, a calculated and targeted attack has been launched to spread (cont) https://t.co/MavZNyqb4l
— Jacob Appelbaum (@ioerror) 6. Juni 2016

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Der in Berlin lebende, wohl prominenteste Fürsprecher und Mitentwickler des anonymen Tor-Browsers war bereits am 25. Mai von seinem Posten beim Tor Project zurückgetreten, wie das Netzwerk noch am selben Tag in einem sehr kurzen Blogpost—zunächst ohne Angaben von Gründen—verkündet hatte. Appelbaum ist zudem Hacker und ein führender Aktivist für digitale Bürgerrechte. Er arbeitete zuvor mit Wikileaks zusammen, analysierte die Snowden-Dokumente und enthüllte, dass die NSA das Handy von Bundeskanzlerin Merkel ausspionierte.

Die Medien begannen erst verstärkt über den Rücktritt Appelbaums zu berichten, als Shari Steele, Executive Director des Tor Projects, am vergangenen Samstag, den 4. Juni, ein detaillierteres Statement zum Sachverhalt veröffentlichte.

„Mehrere Leute" hätten „schwere, öffentliche Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens" gegen Appelbaum erhoben. Diese Anschuldigungen seien „allen Mitarbeitern des Tor Projects nicht gänzlich neu" gewesen. „Sie deckten sich mit Gerüchten, die einige von uns schon seit geraumer Zeit hören. Davon einmal abgesehen, sind die jüngsten Anschuldigungen sehr viel ernster und konkreter als alles, was wir in der Vergangenheit gehört haben."

Wie viele Anschuldigungen es gegen Appelbaum gibt, und wie lange das Tor Project von diesen bereits Kenntnis hatte, ist derweil unklar. Wie es in dem Statement weiter heißt, sei Appelbaum von seinem Job bei Tor zurückgetreten, nachdem Mitarbeiter des Tor Projects mit den Personen gesprochen hatte, die die Anschuldigungen gegen Appelbaum erheben. Man sei von den Berichten zutiefst beunruhigt und wolle die spezifischen Anschuldigungen gegen Appelbaum weiter untersuchen. Das Tor Project arbeite dabei mit einer Anwaltskanzlei zusammen, die unter anderem auf sexuelles Fehlverhalten von Angestellten spezialisiert sei.

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Jacob Appelbaum erklärte unterdessen: „Angesichts der Art und Weise, wie diese Anschuldigungen gehandhabt wurden, blieb mir keine andere Wahl mein Amt als Fürsprecher des Tor Projects niederzulegen."

Zwar seien Schmierkampagnen und Gerüchte um seine Person nicht Neues, allerdings verpflichte ihn die die „Aggressivität" der jüngsten, „haltlosen" Anschuldigungen dazu, die Dinge klarzustellen.

„Ich bin nicht nur zum Ziel einer Fake-Website auf meinen Namen geworden, die mich fälschlicherweise zahlreicher ernster Verbrechen beschuldigt, ich habe auch Morddrohungen über Twitter erhalten (unter anderem von einem Account namens 'TimeToDieJake')."

Es erfülle ihn mit Schmerz, zu sehen, wie die Community, der er so viel Zeit seines Lebens gewidmet habe, sich durch derartiges Verhalten selber zerstöre.

An anderer Stelle spricht Appelbaum davon, dass er in bestimmten Situationen seines beruflichen wie privaten Lebens „möglicherweise unbeabsichtigt die Gefühle anderer verletzt oder gekränkt" habe. „Wann immer ich mir eines solches Falles bewusst war, habe ich mich und werde ich mich weiterhin, bei den betroffenen Freunden und Kollegen entschuldigen und lernen, wie ich eine bessere Person werde."

Ob sich letzteres Statement dezidiert auf die jüngsten Anschuldigungen gegen Appelbaum bezieht, bleibt offen. Bisher ist weder bestätigt, um welche Art von Vorwürfen es sich konkret handelt, noch, ob diese in irgendeiner Art und Weise berechtigt sind.