Dieser Artikel ist im Original auf Noisey Alps erschienen. Foto: Rajarshi MITRA/ Flickr, CC BY 2.0Auf Ausgang folgt Nachhausegang. Meistens. Schon einmal schrieb ich über die Tücken und Herausforderungen des Heimweges. Damals widmete ich mich der Bewältigung, diesmal widme ich mich dem Zeitpunkt des Gehens. Denn obwohl die Heimwege Gottes oft unergründlich sind, sagt der Beginn deines Heimweges viel über den Abend aus, den er abschließt. Ich weiß, dass ich hier großes Kaffeesatzlesen betreibe, aber Menschen glauben auch felsenfest an kryptische Dinge, die in 2.000 Jahre alten Büchern stehen. Mein persönliches subjektives Empfinden ist eine mindestens gleich valide Informationsquelle.
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23:00 Uhr
Sei ehrlich, du wolltest eigentlich gar nicht aus der Wohnung raus. Du warst gerade mitten in einer Folge Sherlock. Du hast dich von deinen Freunden breitschlagen lassen, "nur auf ein kleines" zu gehen, weil du nicht der Asoziale sein wolltest. Du bist auch noch nicht über 26 und weißt daher, dass du genau gar nichts verpassen wirst. Leider ist auch der Alkohol nicht schnell genug in deinem Blut, um dich vom Dableiben zu überzeugen. Du gehst also um 23:00 Uhr nach Hause zu deiner Freundin, deinem Freund oder deinem Computer und ärgerst dich, dass du nicht den ganzen Abend lang genau das getan hast, was du wirklich tun wolltest. Nämlich nicht Ausgehen. Laziness is a virtue.Du hast entweder zu viel oder zu wenig getrunken. Entweder gehst du nach Hause, weil du sonst zu betrunken wirst oder du gehst nach Hause, weil du keinen Sinn mehr in dem Abend siehst. Wenn du am nächsten Tag arbeiten musst, bist du schon länger geblieben, als du wolltest und stellst dir seit 20 Minuten vor, wie schlimm der nächste Arbeitstag mit Hangover wohl werden wird. Wenn du nicht arbeiten musst, ist die Party entweder schlecht oder du hast zu wenig intus, um sie trotzdem lustig zu finden. Du beschließt doch noch vor der ersten Sonne nach Hause zu gehen. Dieser Zeitpunkt fühlt sich meistens wie Aufgeben an, da dich entweder dein echtes Leben einholt oder deine Realitätsflucht nicht gut genug war. Schwierig. Endet meistens damit, dass du im Bett liegst und nicht einschlafen kannst, weil sich alles dreht, oder du aus dem Existentialismus nicht mehr rauskommst. Profi-Tipp in beiden Fällen: Fuß auf den Boden stellen. Der Hubschrauber wird dann etwas besser und man kann sich irgendwie sicher sein, zumindest zu Existieren. "Ich muss gleich kotzen, also bin ich."—Broné Turnupcartes.
02:00 Uhr
Im Morgengrauen
Die Party war gut, die Party war hart, die Party hat sich gelohnt. Oder Irgendjemand hatte einen substanzinduzierten emotionalen Breakdown und musste durch den Abend therapiert werden. Nach einer gefühlten Odyssee mit der Nightline sehen die Fußabdrücke im Schnee vor deiner Türe so aus, als wären sie von fünf Personen anstatt nur von dir. Obwohl du dachtest, beim Reinkommen total leise gewesen zu sein, werfen dir deine Mitbewohner am nächsten Tag vor, dass du wie eine Horde betrunkener Fußballfans durch die Wohnung gezogen bist. Dein Raubzug endet auch nicht in deinem Bett, sondern mit einer Plünderung des gemeinschaftlichen Kühlschranks. Schuldig, rauschig und vollgefressen fällst du dann um circa 8:00 Uhr ins Bett, und es ist schon viel zu hell um problemlos einschlafen zu können. Falls du Rolläden hast, sind sie kaputt.
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09:00 Uhr
12:00 Uhr
Gar nicht
Dein Akku ist leer, deine letzten Nachrichten waren ein paar kryptische Worte voller Tippfehler und deine Freunde debattieren, wer jetzt bei der Polizei anrufen muss, um dich als vermisst zu melden. Du liegst entweder in einer fremden Wohnung in einer Ecke, in der sonst niemals jemand schlafen würde, oder hast so lange gefeiert, dass du einfach direkt mit deinem nächsten Tag weitergemacht hast. Bei Letzterem schwankst du, je nach körperlicher Konstitution und persönlicher Leidensfähigkeit, zwischen funktionierendem Alkoholduftbaum und Walking-Dead-Statist. Falls der erstere Fall eingetreten ist, wachst du mit den schlimmsten Genickschmerzen deines Lebens auf und schämst dich für deine Unfähigkeit des Selbstmanagements. In beiden Fällen fliegst du am Ende des Tages in deinen stinkenden Klamotten ins Bett und wachst um 4:00 Uhr Morgens komplett ausgetrocknet auf.Der Autor würde dir Kaffee anbieten – und twittert @igrpp. Folge THUMP auf Facebook und Instagram.