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Rudis Brille

Rudis Brille: Raus aus der Stadt—Techno am See

In Kärnten bemüht man sich darum, OpenAir Leben einzuhauchen.

Foto: Isabella Khom

Sollte der Sommer sich mal wieder blicken lassen und seine drückende Hitze verbreiten, ist es in der Stadt nicht gerade gemütlich. Was böte sich im Land der Seen besser an, als die gleisende Großstadt für ein paar Tage Richtung Gewässer zu verlassen, noch besser natürlich, wenn sich dort dann auch noch etwas abspielt.

In Kärnten, zum Beispiel, gibt es fast 200 Seen, aber seit Jahren wenig Willen der dortigen Obrigkeit, am Wasser Feste zuzualssen. Einer, der dies seit Jahren mit Erfolg versucht, ist Kristof Grandits und seiner Hartnäckigkeit ist es wohl zu verdanken, dass beispielsweise morgen am Samstag, die zweite Ausgabe von "Techno am See" direkt im Strandbad Millstatt steigen kann.

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"Uns will eigentlich keiner haben, aber wir versuchen es trotzdem..", schmunzelt er, wenn er die Geschichte von dem Event erzählt. Im letzten Jahr fand das Ganze noch am Strand von Döbriach statt, ebenfalls am idyllischen Millstätter See (Bezirk Spittal) gelegen, doch die örtlichen Touristiker konnten teilweise mit dem Konzept gar nichts anfangen und verhinderten trotz Unterstützung durch den Bürgermeister das Projekt. Warum sollte denn in Kärnten anders sein, was überall gilt: Wenn es einige wenige Touristen oder Hoteliers stört, dass man bis 22:00 Uhr elektronische Musik macht, dann wird sie selbstverständlich abgedreht. Geschickt konnte Grandits dann das Ganze auch pressetechnisch aufarbeiten und er betont auch, dass die Bürgermeister der Gemeinden ihm im Gegensatz zu den Touristikern weit wohlgesonnener waren, als wir glauben möchten. So kann sich nun doch am vorgesehenen Termin—nämlich morgen—ein "Techno am See" auch AN EINEM See durchführen lassen und zwar im namensgebenden Strandbad Millstatt, direkt zehn Meter vom Ufer entfernt.

"Techno" hat in Kärnten nicht gerade den Ruf, Begeisterungsstürme zu entfachen. Meine Verwandten dort bezeichnen das gerne als Urwaldmusik, und Clubs und Events haben es in Kärnten seit jeher schwer (Stereo allein zu Haus). Seit langer Zeit versucht man, dort Dinge zu etablieren, die anderswo selbstverständlich sind. Doch die Abwanderung der jungen Eliten und die etwas angestaubte Tourismuskonzeption lassen wenig bis nichts zu. Am Wörthersee etwa geht seit Jahrzehnten außer der bescheuerten Fete Blanche nichts, detto an den anderen Seen.

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Umso wohltuender und unterstützenswerter sind die Versuche von Leuten wie Grandits, auch den jungen Leuten Gründe zu geben, den Sommer vielleicht am Land zu verbringen, ohne natürlich den Anspruch stellen zu wollen, dass man Ibiza ersetzt oder zur Partymeile verkommt, das wird sowieso niemals funktionieren.

Vielleicht könnte man klugscheißerisch einwerfen, dass das Wort "Techno" erst gar nicht hätte vorkommen müssen, doch dafür ist es nun ohnehin zu spät: Das Logo, in Form eines Ankers hat sich in Kärnten in den Köpfe eingeprägt und es gibt ja mittlerweile allerlei Folgeveranstaltungen. So wird nächste Woche Freitag, der 22.07. "Techno im Park" als reines free Party OpenAir stattfinden, während man bei Techno am See mit einem Minieintritt von 4,50 Euro, zumindest Visuals und Bühne finanzieren will.

Daneben gibt es auch noch "Techno im Berg" in einer Höhle oder dann auch im Winter "am" Berg als Idee. Daneben betreibt Grandits auch einige Charity-Projekte für Menschen, die in Not geraten sind.

"Internationale LineUps sind eine Zukunftsidee". Allerdings lässt sich das mit der derzeitigen Sperrstunde von 22:00 Uhr noch schwer realisieren. So werden die Partys von der Kärntner und österreichischen DJ-Szene bespielt (Robert Stahl, Jakob Monarch oder LuNatix). Was die Zukunft bringt, wird sich weisen, wir halten aber die Daumen.

Der Technobegriff wird hier auch noch selbstredend weiter ausgelegt: "Es wird mit House begonnen." so Grandits, der darauf hinweist, dass bei der geringen Größe der Szene "Techno" noch durchaus großzügig ausgelegt werden darf. Hoffentlich kommt keine Technopolizei vorbei, und hoffentlich auch nicht die echte, um das Ganze abzudrehen. Um 22:00 Uhr ist es jedenfalls vorbei, die Afterpartys sind diesmal nur Fußnote—es geht um das Gesamtprojekt und man will Anrainer, Politik und Touristiker nicht vergraulen.

Mühsam ernährt sich eben das Eichhörnchen…

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