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Chet Faker ist die coolste Sau auf Erden

Und wenn man so verdammt cool ist, ist es nur natürlich, wenn man sich ständig erkältet. Was für ein Glück, denn das macht seine unglaubliche Stimmte noch unglaublicher.

Nicolas James Murphy aka Chet Faker ist eine coole Sau, das wusste ich schon vor dem Interview. Man muss sich nur einmal sein Instagram-Profil anschauen, seine Songs hören und—am allerwichtigsten—seiner unglaublich schönen Stimme lauschen. Chet Faker ist unfassbar talentiert, er spielt nicht nur alle Instrumente, die in seinen Songs vorkommen selbst, er bastelt auch seine Beats, schreibt seine Texte, produziert und—am allerwichtigsten—singt selbst. Mit seiner Coverversion zu „No Diggity“ ist er vor zwei Jahren innerhalb kürzerster Zeit bekannt geworden, hat daraufhin die EP Thinking in Textures veröffentlicht (die anfangs so gut wie nicht verfügbar war) und mit seinem Buddy Flume den Track „Left Alone“ veröffentlicht. Als wir uns mit Chet Faker zum Interview trafen, fanden wir einen sehr reflektierten jungen Mann vor, der so sympathisch war, dass ich ihn am liebsten mitnehmen wollte. Aber dann wird das wohl nie was mit seinem Debütalbum, auf das wir nun alle schon lange warten. Das wird auch bald kommen, so wie viele andere Sachen, wie er uns im Gespräch verraten hat. Es kann schlussendlich festgehalten werden: Chet Faker ist die coolste Sau auf Erden.

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YNTHT: Hi, wie läuft's?
Chet Faker: Gut. Ich bin nur krank, ein bisschen erkältet. Aber alles ist gut.

Klingst deine Stimme jetzt anders?
Ja. Es ist nicht so schlimm, aber anders. Ich glaube sogar, es klingt besser. Ich wünschte, ich wäre immer erkältet. (lacht)

Du hast es lange Zeit gut hingekriegt, dich zu verstecken. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten dein Label zu finden, geschweige denn die EP irgendwo zu kaufen.
Das war gar keine Absicht. Es ist nur alles so schnell gegangen. Es gab nichts, weil ich nicht damit hinterhergekommen bin, alles zu organisieren oder EPs herstellen zu lassen. Jeder fragte sich: Wer ist dieser mysteriöse Typ? Und ich dachte nur: Hallo, ich bin doch hier. Es ist mir allerdings auch nie in den Sinn gekommen, auf Wikipedia einen Eintrag über mich zu erstellen. Es hat irgendwie trotzdem funktioniert, aber es war keine Absicht. Das ist so passiert.

Bist du mit Chet Baker groß geworden?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin erst vor vier Jahren auf ihn gekommen. Ich habe Jazz nie gemocht, ich habe es immer gehasst. Aber dann habe ich in einem Buchladen in Melbourne gearbeitet. Nebenan war ein Plattenladen und der Besitzer war ein Franzose namens Max. Er hat mich zum Jazz gebracht. Ich habe angefangen, Platten bei ihm zu kaufen und habe auch eine von Chet Baker gekauft. Ich mochte, wie soft die Vocals waren und das war etwas, dass ich in meiner Musik hinkriegen wollte. Daher habe ich den Namen genommen. Früher habe ich immer versucht, eine sehr hohe Note zu singen, um die Leute zu beeindrucken, aber als ich Chet Baker und ein paar andere Musiker gehört habe, merkte ich, dass du es nicht die ganze Zeit machen musst, nur weil du es kannst. Ich mag die Idee von Musik, die ein Understatement hat, die runtergespielt wird. Chet Baker macht das gut. Er kann nämlich eigentlich nicht so gut singen, aber es klingt gut.

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Ich hoffe, du lässt dich nur musikalisch von ihm beeinflussen.
Nee, überhaupt nicht. Ich bin nicht auf Heroin.

Seit wann schreibst du deine Texte?
Ich habe ungefähr mit 15 angefangen, Musik zu machen, und eigentlich schreibe ich seitdem auch Texte. Aber die waren ziemlich schlecht, Teenager-Zeug (lacht). Weißt du, was ich meine? Solche „Niemand versteht mich“-Texte, aber glücklicherweise habe ich davon nie etwas aufgenommen.

Greifst du denn bei deinen Texten auf deine eigenen Erfahrungen zurück oder lässt du deiner Fantasie freien Lauf?
Die Texte sind meist mit etwas verbunden, das in meinem Leben passiert ist. Es gibt schon ein paar Songs, die ein bisschen ausgedacht sind, aber es geht immer um eine Sache, die mir selbst passiert ist, eine Thema oder eine Idee. Aber manchmal formuliere ich es um. Zum Beispiel sage ich dann, er hat's versaut, obwohl ich es versaut habe, aber es ist immer eine wahre Geschichte, nur ein wenig umgewandelt.

Ich finde, du hast einen schöne Balance zwischen Vocal-Tracks und Instrumentals. Wie entscheidest du, ob du Vocals benutzt?
Danke! Das kommt ganz auf den Song an. Als alles angefangen hat, wusste ich schon, dass die Leute viel mehr auf Vocals stehen. Sie mochten es immer lieber, wenn ich über etwas gesungen habe. Das hat mich total aufgeregt, ich will, dass die Leute die Instrumentals genauso gern mögen. Eine Zeit lang habe ich also absichtlich nicht gesungen. Aber eigentlich kommt es auf meine Stimmung an. Wenn in meinem Leben gerade etwas passiert, mache ich Lyrics und Vocals. Wenn ich nur kreativ bin, aber nichts schief läuft und ich mir denke „Whatever“, dann mache ich nur einen Beat. Normalerweise schreibe ich zuerst die Melodie und spiele sie ein, manchmal kommen dann einfach Worte aus meinem Mund und ich schreibe um sie herum den Text. Manchmal entsteht der Song dann von alleine.

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Welche Instrumente spielst du denn?
Ich habe auf der EP alles selber eingespielt, Klavier und Gitarre.

Du benutzt oft Hintergrundgeräusche in deinen Liedern.
Ja, Location-Samples.

Machst du das, um eine Atmosphäre zu kreieren oder warum?
Ja, ganz genau deswegen (lacht). Du hast einfach meine Frage beantwortet. Nein, zuerst habe ich es in „No Diggity“ gemacht, aber das hatte keinen Grund. Ich habe Geräusche von Kindern genommen, weil ich die Idee mochte. Aber für andere Songs wie „I'm into you“ habe ich immer mit meinem iPhone Geräusche aufgenommen, egal wo ich war, zum Beispiel wenn es ein Ort war, der mir gefiel. Ich glaube, es ist einfacher, sich eine Geschichte vorzustellen, wenn du solche Geräusche hörst. So wirst du an einen Ort versetzt, an dem du eigentlich nicht bist. Es ist ein einfacher Weg, um die Vorstellungskraft der Hörer anzustoßen. Deswegen mache ich das.

Du hast gerade ein Feature mit Say Lou Lou gemacht und einen Song für Rainy Milo produziert…
Ja, das stimmt. Gute Recherchearbeit!

Danke. Mehr konnte ich aber nicht rausfinden. Habe ich etwas übersehen?
Nein, ich habe sonst noch mit Ta-Ku und Flume was gemacht und die beiden, ja, doch das war's. Ich arbeite gerade an etwas mit Thurpence, sehr schöne Chill-Out-Musik, aber das ist noch nicht erschienen. Ich will dieses Jahr noch mehr Kollaborationen machen. Ich mache das sehr gern.

Gibt es denn Punkte, die dir beim Produzieren für andere besser gefallen, als beim selber Musik machen?
Mir geht es vor allem darum, dass ich mich mit meinen eigenen Sachen nicht hetzen möchte. Ich arbeite ja gerade an meinem Album und ich will mich nicht beeilen, sondern mir Zeit nehmen. Wenn ich also mit anderen Leuten arbeite, füllt das die Zeit und es ist inspirierend.

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Guter Punkt: Wie sieht es denn mit dem Album aus?
Ja, das kommt bald, langsam. Ich denke ganz oft: „Jetzt ist es fertig“ und dann lösche ich wieder alles und schreibe neue Lieder. Und weil ich so viel auf Tour war, hatte ich nicht wirklich viel Zeit im Studio. Ich würde sagen, ich bin so zu 60% fertig. Also die ersten sechs Tracks bleiben auf jeden Fall drauf, aber den Rest muss ich noch schreiben. Wir spielen heute auch einen neuen Song namens „Melt“, den haben wir erst zweimal gespielt.

Woher kennst du denn Flume?
Wir haben beide ungefähr zur gleichen Zeit angefangen, Musik zu machen. Er kommt aus Sydney, also aus einer anderen Stadt als ich. Ich bin aus Melbourne. Er hat mir einfach bei Facebook geschrieben. Ich glaube, er hat nur „Hey“ geschrieben. Also eigentlich nichts. Ich hatte noch nie etwas von ihm gehört und er hatte gerade meine Musik entdeckt. Das war vor zwei Jahren. Ich habe also auf ihn geklickt und er hatte erst ein Song auf seinem Profil. Ich hatte auch nur zwei. Es war „Sleepless“, ein unglaubliches Lied, also dachte ich „Cooler Song“ und schrieb auch zurück „Hey“. Und dann haben wir uns die ganze Zeit geschrieben. Er hat mir Tracks geschickt und als ich in Sydney gespielt habe, hat er meinen Support übernommen, da habe ich ihn zum ersten Mal kennengelernt. Ich glaube, weil wir zur gleichen Zeit angefangen haben und es irgendwie gut lief, hatten wir eine Verbindung zueinander. Und dann wurde er plötzlich riesig, in den letzten sechs Monaten. Er hat mich dann eingeladen, mit ihm in Australien auf Tour zu gehen. Wir haben eben erst die Tour beendet, deswegen bin ich auch krank. Wir haben viel gefeiert. Das war wirklich krank, tausende Menschen.

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Man könnte denken, ihr kennt euch schon sehr lange.
Ja, viele Leute denken das. Man könnte sagen, wir machen ähnliche Musik, aber eigentlich stimmt das nicht. Er macht sehr viel anders, wir machen generell Dinge anders. Er ist ein wirklich guter Produzent und hat einen ganzen Mix. Er hat auch nicht viele Vocals, aber ein gutes Gespür für Melodien. Ich dagegen mag Lofi und Keys wirklich gern. Wenn wir also zusammenarbeiten, passt es einfach perfekt. Wir stoßen nicht zusammen, es war noch nie ein Konkurrenzding.

Und dann habt ihr noch Ta-Ku kennengelernt?
Ja, Ta-Ku, Reggie. Ich liebe den Typen, er ist der Beste. Er ist ernsthaft ein cooler Typ. Er ist mal nach Melbourne gekommen—das ist eine lange Geschichte—aber wir hatten einen Tag lang ein Studio und wir haben einfach so lange zusammengearbeitet. Der Typ ist so nett und so unterstützend. Wir haben „Mahal“ zusammen gemacht, das ist philippinisch für Liebe. Ich wusste das aber auch nicht. Als er mir das gesagt hat, meinte ich nur „Was soll das denn heißen?“

Ihr solltet eine Boyband gründen.
Ja, aber Ta-Ku macht nicht gerne Live-Shows. Flume auch nicht, aber er macht trotzdem richtig viele. Ich glaube, es gibt verschiedene Typen Musiker, die das Performen lieben und es gibt welche, die es lieben, Musik zu produzieren und sie aufzunehmen. Bei Ta-Ku geht es nur um die Kreation, es interessiert ihn nicht, ein großer Star zu werden, aufzutreten oder die Welt zu bereisen. Er hat einen Vollzeit-Job und liebt ihn, er steht seiner Familie sehr nah und wohnt in Perth, was auf der anderen Seite von Australien ist. Ta-Ku, Flume und ich leben also in einem Dreieck. Aber er tritt nicht gern auf, deswegen wird das mit der Band wohl nichts. Aber das ist eine gute Idee.

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Ihr hängt auch mit Shlomo rum?
Ja, er ist aus den Staaten, aber er kam zu einem Festival nach Australien. Wir hingen viel mit ihm rum, er ist ein cooler Typ. Er ist echt witzig. Also Flume, Ta-Ku, Shlomo und ich haben die ganze Zeit gefeiert, das war cool. Wir lieben alle Shlomos Zeug.

Zigaretten oder Schokolade?
Zigaretten.

Andere Suchten?
Ich bin eine sehr süchtige Person. Da gibt es eine Menge. Manchmal mache ich sehr viel Sport. Ich habe immer Phasen, in denen ich total verrückt nach etwas bin. Das mache ich dann extrem und bin dann irgendwann genervt davon. Als ich jünger war, habe ich viel Computerspiele gespielt. Ich denke, da war ich süchtig.

Ich habe auf Ebay gesehen, dass Teile deines Barts verkauft wurden?
Ja, das sind so Typen, mit denen ich ein Interview gemacht habe und ich habe ihnen ein Stück meines Barts gegeben. Ich weiß auch nicht, warum. Ich glaube, es wurde dann für zehn Dollar verkauft oder so.

Das ist doch nicht schlecht. Ich meine, du hast ja auch eine Menge davon.
Ja, das stimmt. Wenn das mit dem Album nicht klappt, verkaufe ich einfach meinen Bart. (lacht)

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