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Wird 2015 der Sommer der Open Airs?

Überall in und um Wien herum sprießen sie gerade aus dem Boden. Gibt es dafür Gründe?

Seit ein paar Wochen ist die Sonne auch in Wien angekommen. Und wie es in dieser Stadt gelegentlich so ist, brodelt es natürlich schon wieder ein bisschen. Das Aufreger-Thema: Open Airs. Beziehungsweise ihr aktueller Erfolg.

Natürlich ist 2015 nicht das erste Jahr, in dem in und um Wien Open Airs veranstaltet werden. Aber momentan schießen sie in einer solchen Anzahl aus dem Boden und dem Facebook-Newsfeed, dass sogar erklärte Wald&Wiesen-Allergiker wie ich, die ihre Sams- und Sonntage aus Prinzip auf der Couch verbringen, nicht um sie herumkommen. Auch die Facebook-Page Open Airs in Wien ist ziemlich durch die Decke gegangen. Der neueste Trick—der eigentlich gar nicht so neu ist, aber gerade vermehrt auffällt: Ein FB-Event anlegen, die Location darin aber erst relativ kurzfristig bekannt geben. Haben die hier gemacht. Und die hier machen das jetzt auch. Und nein, natürlich kommen da nie 12.000 Personen. Auch keine 7.000. Aber momentan kommen immer noch genug, um jede dieser Veranstaltungen zu einem Erfolg zu machen.

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Warum ist das gerade so? Neben der Tatsache, dass die steigenden Temperaturen die Leute gerne vor die Tür gehen, glaube ich, dass da aktuell vier Dinge zusammenkommen.

Erstens scheinen die Leute gerade ein bisschen nach Alternativen zum (Über)angebot an Clubnächten in Wien zu suchen. Davon profitieren alle Events, die ein außergewöhnliches Erlebnis versprechen. Sei es der Club mit im Celeste oder eben das Open Air auf Wiese x. Zweitens brodelt die Diskussion um den Kampf um den öffentlichen Raum gerade wieder vor sich hin—und Open Airs sind da für Organisationen wie Tanz Durch Den Tag, aber auch für Leute aus dem Umfeld der Parteien eine gute Möglichkeit, Position zu beziehen. Das wird sicher hin zur Wien-Wahl im Oktober nicht weniger. Drittens haben sich in den letzten Jahren immer mehr Kollektive gebildet, die jetzt bereits Erfahrungen in kleineren bis größeren Open Airs haben. Wenn man alles von Techno Sonntag bis Kein Sonntag ohne Techno zusammenzählt, kommt da einiges zusammen.

Das vierte und wichtigste Argument sind aber tatsächlich die Änderungen im Facebook-Algorithmus, über die ich hier schon mal geschrieben habe. Die sukzessive Abschaffung des „Maybe“-Buttons und die Bevorzugung von Events im Feed führt dazu, dass Events innerhalb von kürzester Zeit durch die Decke gehen. Wir haben das in den letzten Wochen diverse Mal erlebt. Sei es Gigi D'Agostino, der Spontan„Techno“ oder ein Food Market. Es scheint, als seien die Leute so bereit wie nie auf den „Interested in Going“-Button zu drücken. Das hat alles gute und schlechte Seiten. Auf der einen Seite war es wahrscheinlich noch nie so einfach, ein Event zu promoten. Man will gar nicht daran denken, was man in Zeiten von Flyern für diese Werbung hätte bezahlen müssen. Auf der anderen Seite ist der Gedanke, dass ein Konzern mit Sitz in der Nähe von San Francisco mit einer Änderung im Algorithmus das Ausgehverhalten in einem anderen Teil der Welt verändert, natürlich schon irgendwie seltsam.

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Aktuell scheint es so, als würde bei Facebook-Events das Viralitäts-Prinzip aka „The Winner Takes It All“ zum Zuge kommen. Denn natürlich gehen längst nicht alle Veranstaltungen durch die Decke, sondern eher die, auf die sich viele als kleinster gemeinsamer Nenner einigen können. Dass davon kostenlose Open Air-Veranstaltungen, auf denen es leichtere Elektronik-Kost spielt und auf die man vielleicht sogar Dosenbier mitbringen kann, am meisten profitieren, ist wenig überraschend.

Ob 2015 wirklich der Sommer der Open Air sein wird, werden wir Ende September wissen. Etwas anderes ist nämlich aktuell mindestens genauso realistisch: Dass 2015 der Sommer sein wird, in dem FB-Zusagen völlig nutzlos geworden sind.

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