Wir waren wieder bei Bilderbuch in der Arena

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Ein von typxtatse (@typxtatse) gepostetes Foto am 19. Jun 2015 um 2:54 Uhr

Man kriegt nicht immer im Leben eine zweite Chance. Der erste Eindruck, der erste Sex, der erste Weltkrieg—alles nicht mehr rückgängig zu machen. Manchmal tut sich aber doch die Möglichkeit auf, Enttäuschungen wieder gut zu machen. Bilderbuchs Heimspiel im April war ja eher durchwachsen. Das Publikum war zurückhaltend, die Band hat das gemerkt, sich ein bisschen verunsichern lassen. Alles in allem eher ein Missverständnis.

Es war also gestern Abend ein bisschen was gut zu machen in der Beziehung zwischen Bilderbuch und Wien. Die Open Air-Fläche der Arena war vollgepackt. Eher mit „normalem“ Publikum, weniger Berufs-Idioten wie mir, was der Stimmung natürlich immer gut tut. Servus TV war auch dort, um den Auftritt gebührend mit einer Kran-Kamera für die Nachwelt festzuhalten.

Es hat sich sogar in den letzten beiden Monaten noch ein bisschen was getan bei Bilderbuch. Die Band hat sich an die großen Bühnen gewöhnt, auch konzeptuell noch ein bisschen gedreht: ein goldener Vorhang, der bei der ersten Nummer fällt; Lichtshow; Seifenblasen usw. Die Trackliste war, sofern sich der Autor richtig erinnert, eh dieselbe und gut ausgesucht. „Willkommen im Dschungel“ und „Schick Schock“ als Opener, um das Publikum anzuheizen (vor allem, weil zweiterer Song dem Sänger Maurice die Möglichkeit gibt, seinen Hintern ins Publikum zu strecken), manches Mittelalte wie „Calypso“ dazwischen, „Maschin“ (immer noch der wahrscheinlich beste Song, der in diesem Jahrtausend in Österreich geschrieben wurde) als letzte reguläre Nummer und der Überhit „Om“ als letzte Zugabe. Das ist vor allem sinnvoll, weil er sich prinziell endlos dehnen lässt.

GEIL GEILER MAURICE! #Maschin #Bilderbuch #Bibu #ArenaWien #Vienna #SchickSchock #SchickSchockTour #MauriceErnst @bilderbuchmusik

Ein von Sophie (@__sophlee) gepostetes Video am 19. Jun 2015 um 2:34 Uhr

Der Funke sprang also über, es war kein Vergleich mit April. Das Publikum sang für Wiener Verhältnisse laut mit, tanzte und war sogar bereit, die Arme hochzustrecken. Maurice gab wie immer den Entertainer im goldenen Anzug—Gold geht immer—, die Gitarren saßen richtig, die Lichttechnik verschaffte immer wieder einzelnen Bandmitgliedern per Spotlight den großen Auftritt. Apropos großer Auftritt: Der halbnackte Bodybuilder, der sich bei „Ein Boot für uns" auf dem Podest räkelte, war natürlich groß.

Die Augen leuchteten am Ende also auf beiden Seiten sehr zufrieden. Bilderbuch und Wien haben sich wieder versöhnt. Ein bisschen wie bei einem Paar, das passiv-agressiv enttäuscht war, weil der Besuch letztens bei den Eltern nicht so war wie erhofft. Aber jede gute Beziehung besteht ja auch aus der Bereitschaft, so etwas zu verzeihen. Dann stehen die Uhren auch irgendwann wieder auf Strike.

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