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Thump

Wir haben mit dem Typen gesprochen, der dir 100 Euro zahlen will, um ins Berghain zu kommen

Warum hat er wohl so viele negative Rückmeldungen bekommen?

Foto via Flickr | Jane Mejdahl | CC BY-SA 2.0

Es ist endlich passiert: Jemand hat beschlossen, so dringend ins Berghain zu müssen, dass er bei Craigslist wildfremden Leuten 100 Euro bietet, um an Sven vorbei zu kommen. Die Türpolitik des legendären Berliner Clubs ist zu einer Art Mythos geworden. Selbst DJ-Superstars wie Felix Da Housecat und Richie Hawtin wurde der Zutritt verwehrt und mittlerweile gibt es sogar eine App, die den Leuten dabei helfen soll, herauszufinden, wann man am besten hingeht. (Die Antwort lautet übrigens immer Sonntagmorgen.) Der Mann, der eine Belohnung dafür anbietet, damit er und ein Freund „zuverlässig und wiederholt… in die coolsten Clubs in Berlin kommen" beschreibt sich selbst als 30-jährigen „erfolgreichen Unternehmer", der keine Zeit hat, unzählige Artikel darüber zu lesen, wie man als des Zutritts würdig angesehen wird.

Die Anzeige wurde mittlerweile von Craigslist gelöscht, deswegen hier ein Screenshot davon:

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Wir waren neugierig, was für ein verzweifelter Typ sich diese Masche wohl ausgedacht hat, also haben wir uns mit besagter Person in Verbindung gesetzt, die ihren Namen nicht öffentlich machen will. Wir nennen ihn Bernd. Anscheinend ist Bernds Plan, die Anziehungskraft des Berghains zu entmystifizieren, indem er beweist, dass es mit einer Kombination aus Geld und dem Internet infiltriert werden kann, die immer #erfolg hat, richtig? (Würg.)

Noisey: Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt und wo lebst du?
Bernd: Ich bin Unternehmer und Investor und pendle im Moment zwischen verschiedenen Projekten in New York, London und Berlin.

Warst du schon mal im Berghain?
Ja. Ich muss zugeben, dass es ein ziemlich cooler Club ist, aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Realität den Hype nicht wirklich rechtfertigt und es eher ein verzweifelter Versuch der Berliner ist, einen auf cool zu machen und diesen ganzen „Arm, aber sexy"-Ruf beizubehalten, den die Stadt manchmal so gerne repräsentieren würde.

Das Publikum hat sich für meine Begriffe nicht wirklich von den Leuten abgehoben, die ich draußen in der Schlange gesehen habe. Abgesehen von den offensichtlichen Touristen war nicht klar, woher die Differenzierung kommt. Die Auswahlkriterien erschienen mir mehr oder weniger willkürlich. Ich war sofort neugierig, ob es eine Logik dahinter gibt oder ob die Einlasspolitik im Prinzip bedeutungslos und willkürlich war, um den Hype zu vergrößern.

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Daher ist der beste Weg, das herauszufinden, Leute zu finden, die den Code entweder geknackt haben und mir zeigen könnten, dass es tatsächlich ein System oder eine Logik dahinter gibt. Oder noch besser—auch wenn das Berghain behauptet, es gäbe keine Gästeliste—jemand, der Zugang zu dieser Liste hat und bereit wäre, diesen Zugang für Geld zu verkaufen—was beweisen würde, dass das Spiel letztendlich immer das gleiche ist und egal, wie sehr das Berghain auch versucht, das Konzept der unfassbaren Coolness aufrechtzuerhalten, es eigentlich nichts als ein Marketing-Gimmick ist, das man einfach kaufen kann und zwar für einen weitaus niedrigeren Preis als zum Beispiel in London.

Was hat dich dazu gebracht, die Anzeige bei Craigslist zu posten?
Ich bin definitiv sowohl faul als auch beschäftigt, aber in diesem Fall würde ich sagen, war der größte Faktor einfach die Neugierde, wie viele und welche Art von Antworten ich erhalten würde.

Machst du dir Sorgen, dass die Türsteher vom Berghain vielleicht Wind von der Sache bekommen und deine Pläne durchkreuzen?
Nicht wirklich. Wenn ich mit den Angeboten für Gästelistenplätze Erfolg haben sollte, würde ich das erste Mal jemand anderes schicken, um zu sehen, ob sie vielleicht doch etwas wissen und versuchen würden, es zu vereiteln. Erst nachdem ich überzeugt wäre, dass es funktioniert, würde ich das Angebot selbst wahrnehmen. Dasselbe gilt für Leute, die anbieten, mir „beizubringen", wie man reinkommt. Es geht mehr darum, das Konzept des Berghains zu entmystifizieren, als nur darum reinzukommen.

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Wirst du mit den Leuten, die dir anbieten, dich reinzubringen, irgendeine Art Bewerbungsgespräch führen?
Ich würde fragen, wodurch die Person, die mir anbietet, mich mit reinzunehmen, Zugang zu einer Gästeliste hat und was er oder sie als Beweis anbieten kann. Die, die zufriedenstellende Beweise erbringen können, plane ich am Telefon zu befragen, bevor sie eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben müssen. [Ich bin] sehr neugierig, zu sehen, welche Art von Leuten sich findet und wie meine Erfahrungen mit ihnen sein werden.

Was für Antworten hast du bis jetzt bekommen?
Die Antworten bestanden zu etwa gleichen Teilen aus recht fanatischen Hassmails—die Art, von der du denken würdest, dass eine zivilisierte Gesellschaft sie sich verurteilten Kriegsverbrechern oder Kinderschändern vorbehält—und Leuten, die geschworen haben, den geheimen Code geknackt zu haben und mir zeigen können, wie ich reinkomme. Eine überraschend große Anzahl Leute hat Gästelistenplätze zum Kauf angeboten. Denen, die mir Gästelistenplätze angeboten haben, habe ich erklärt, dass sie mit mir zusammen reingehen müssten und ich sie bezahlen würde, wenn wir beide drin sind, was für alle in Ordnung zu sein schien.

Hast du in der Vergangenheit Probleme gehabt, in Clubs zu kommen?
Ich bin tatsächlich recht viel [ausgegangen], aber eher in gehobenere Clubs in London oder New York. Ich hatte nie wirklich irgendwelche Probleme, irgendwo reinzukommen—auch nicht in die Top-Locations.

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[Ich habe gelernt], dass alles glatt läuft, wenn du weißt, wie das Spiel geht. In London dreht sich alles darum, einen Tisch zu bekommen und zu signalisieren—oder sogar zu versichern—dass du bereit bist, viel Geld auszugeben. [Anmerkung der Redaktion: Wenn das deine Vorstellung von Clubs in London ist, dann machst du was falsch.] In New York, habe ich das Gefühl, geht es mehr darum, mit möglichst heißen Frauen aufzutauchen. [Und schon wieder…] Und in einem Club in, sagen wir, Monaco, ist es eine Mischung aus beidem, aber zumindest ist das Spiel irgendwie klar und es gibt nicht so einen Hype um das Mysterium, wer reinkommt, wie ihn das Berghain versucht, zu erschaffen.

OK.

Vielleicht ist dieser Typ die Definition davon, warum das Berghain eine Türpolitik hat.

Dieser Artikel ist vorab auf THUMP erschienen.

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