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"How deep is your love?" Wir haben kluge Antworten auf die großen Fragen der Popmusik

Do you really want to hurt me? Voulez-vous coucher avec moi ce soir? Heute beantworten wir einige große Fragen der Popmusik zum Thema Liebe.

Ständig werden wir in unserem Leben mit Fragen bombardiert. "Wann ist das Bad frei?", "Sieht das hier aus wie ein Fahrradweg?" oder "Hast du mal ein bisschen Kleingeld?" sind allein schon drei, die wir hören, bevor wir überhaupt zur Arbeit gekommen sind und die Uhr zehnmal geschlagen hat. Wenn wir unsere Kopfhörer aufsetzen, um dieser Welt der Fragen zu entkommen, hört es jedoch nicht auf. In der Musik werden wir weiterhin gelöchert. "Who Let The Dogs Out?", "How Much Is The Fish?", "Will I be Pretty, Will I Be Rich?", wollen diverse Musiker von uns wissen – und niemals gibt ihnen jemand eine Antwort auf ihre verzweifelten Fragen.

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Wir ändern das. Das Autoren-Duo bestehend aus Marc Baumann von der Süddeutschen Zeitung und Hakan Tanriverdi, Auslandskorrespondent in New York für süddeutsche.de, haben sich ein Herz gefasst und Antworten auf die wichtigsten Fragen der Popmusik über Liebe, Religion oder einfach Absurditäten recherchiert, die sie in ihrem Buch "Should I Stay Or Should I Go" zusammengetragen haben und wir euch hier in unserer neuen Rubrik "Noisey macht schlau" in Auszügen präsentieren werden. In dieser Ausgabe: Antworten auf die großen Fragen zur Liebe der Popmusik.

Wann kommst du meine Wunden küssen? – Falco

Am besten gar nicht, glaubt man Dr. med. Ernst Tabori, dem ärztlichen Direktor am Deutschen Beratungszentrum für Hygiene. Ob die verbreitete Gewohnheit, Wunden mit Speichel zu reinigen, abzulecken oder verletzte Finger in den Mund zu schieben, sinnvoll ist, sei umstritten. Speichel wird zwar eine gewisse antimikrobielle Wirkung zugesprochen und der hat eine schmerzlindernde Wirkung – daher lecken wohl auch Tiere ihre Wunden. Aber: Die Mundflora enthält auch gefährliche Bakterien, die Menschen mit bereits angeschlagenem Immunsystem durch die Übertragung in die Wunde Beschwerden bereiten können. Darum: Erst die Wunde säubern, dann Pflaster drauf, dann küssen. Und lieber auf Stirn oder Mund als auf das Pflaster – das schmeckt seltsam und tut dem Verwundeten nur weh.

Voulez-vous coucher avec moi ce soir? – Labelle

Die Sexualforscher Elaine Hatfield und Russel Clark haben diese Frage 1978 und 1982 für einen Versuchsaufbau benutzt: Durchschnittlich attraktive männliche und weibliche Studenten schlugen Mitstudenten vor, spontan mit ihnen Sex zu haben. Der männliche Lockvogel bekam ausschließlich Absagen, der weibliche Lockvogel über 70 Prozent Zusagen. Andere Wissenschaftler wiederholten den Versuch außerhalb von Universitäten, mit sehr ähnlichem Ergebnis.

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Hast du etwas Zeit für mich? – Nena

"Du siehst doch: Papa schreibt grad SMS" – "Jetzt lass die Mama kurz telefonieren": Ob Österreich, Australien, Brasilien, Frankreich oder die USA, überall leiden Kinder unter der Smartphonesucht ihrer Eltern. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Research Now unter mehr als 6.000 Kindern zwischen acht und dreizehn Jahren. 41 Prozent der befragten deutschen Kinder finden, dass ihre Eltern das Mobiltelefon zu häufig benutzen (in Brasilien sogar 87 Prozent). Jedes dritte Kind wünscht sich mehr gemeinsame Zeit. 21 Prozent wünschen sich, dass ihre Eltern beim gemeinsamen Essen nicht mehr aufs Handy schauen. 16 Prozent hätten gerne, dass ihre Eltern beim Autofahren nicht telefonieren.

Kinderpsychologen warnen davor, dass Kinder schwerwiegende Defizite in der sprachlichen, kognitiven und sozialen Entwicklung davontragen, wenn sie von den Eltern handybedingt nicht genug Aufmerksamkeit und direkte Ansprache bekommen. 99 Luftballons wären übrigens stark genug, um ein angehängtes Handy in den Himmel aufsteigen zu lassen – nur mal so als Tipp.

Hello, is it me you're looking for? – Lionel Richie

Unwahrscheinlich. Das Konzept der einen vorbestimmten großen Liebe im Leben, die man findet und heiratet – "You're all I've ever wanted", wie Richie singt – hält keiner ernsthaften, statistischen Überprüfung stand. Es fängt ja schon damit an, dass die wahre Liebe keine Landesgrenzen kennt. Sie könnte also genauso gut in Nordengland warten. Doch selbst wenn man den Radius künstlich auf Deutschland beschränkt, leben dort 41 Millionen Frauen und 39 Millionen Männer. In der Altersgruppe zwischen 25 und 45 sind es immerhin noch 21 Millionen Menschen. Damit steht pro Jahrgang eine halbe Million Menschen zur Auswahl. Sie werden diese Frage folglich sehr oft stellen müssen. Selbst wenn es also auf diesem Planeten den einen Partner geben sollte, der perfekt zu einem passt – dass man ihm über den Weg läuft, käme einem Lottojackpot gleich.

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How deep is your love? – Take That

Hätten Sie gerne einen Partner, der Sie bedingungslos liebt, ganz egal, wie Sie aussehen? Der Sie nie betrügen und Ihnen an jeden Ort der Welt folgen wird? Dann kaufen Sie sich einen Hund. Dessen Liebesbeweise rühren einen zu Tränen, wie etwa der Hund Tommy, der zwei Wochen lang am Grab seines verstorbenen indischen Besitzers Bhaskar Shri saß. Eine Tierschützerin gab dem fast verhungerten Tier schließlich Futter und brachte ihn zur Mutter des Toten. Ähnliche Fälle wurden aus China, Japan und Australien berichtet. Die Hundedame Moon lief ihrem Besitzer durch eine Wüste und zwei Bergeketten über 130 Kilometer hinterher, nachdem sie an einer Raststätte ausgerissen war. Dass Hunde auch Liebe auf den ersten Blick kennen, erfuhr der Extremsportler Mikael Lindnord in Südamerika. Ein Straßenhund gesellte sich im ersten Drittel einer 700 Kilometer langen Wettkampfstrecke zu ihm und folgte ihm im Matsch, über Felsen und durchs Wasser. Lindnord taufte ihn Arthur und nahm ihn mit nach Schweden.

What's love got to do with it? – Tina Turner

Blutend und mit 36 Cent in der Tasche verließ Tina Tuner im Jahr 1976 das Hotelzimmer, in dem sie ihr Ehemann Ike Turner wieder einmal verprügelt hatte. Doch was bewegt Frauen dazu, wie Tina Turner jahrelang die Gewalt des Partners zu erdulden? Unter dem Hashtag #whyistayed (Warum ich geblieben bin) und #whyileft (Warum ich gegangen bin) berichten Frauen im sozialen Netzwerk Twitter von ihren Erfahrungen in gewalttätigen Beziehungen. Eine Auswertung von fast 200.000 dieser Tweets ergab: Die von Turner besungene, so falsch verstandene Liebe war der am zweithäufigsten genannte Grund, beim schlagenden Partner zu bleiben. Auf Platz eins stand: "Die Familie zusammenhalten", auf Platz drei "Angst", auf Platz vier "Geld" und auf Platz fünf "Die Hoffnung, dass sich etwas ändert". Dass sich nichts ändert und der beste Weg der zur Tür hinaus ist, kann man in Turners Biografie Ich, Tina nachlesen.

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Do you really want to hurt me? – Culture Club

Wer einen anderen Menschen verlässt, möchte ihm normalerweise nicht wehtun – und doch kann Liebeskummer den Verlassenen oft mehr schmerzen als Hunger oder der Tod eines Angehörigen. Ein gebrochenes Herz kann Migräne, schlimmstenfalls sogar einen Herzinfarkt auslösen. Wenn Sie nach sechs Wochen immer noch kaum schlafen oder essen können, sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen, sagt die Liebeskummerberaterin Silvia Frauck. Ob das hilft, bezweifelt zumindest der große Leonard Cohen, der über die Liebe singt: "The doctors working day and night. But they'll never ever find that cure, that cure for love."

"Should I Stay Or Should I Go" ist im Wilhelm Heyne Verlag erschienen und kann bei eurem lokalen Buchticker oder bei Amazon gekauft werden.

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