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Wie wir einmal daran scheiterten, Fuzzman zu interviewen

Es gibt Dinge, die sollte man einfach nicht tun. Musiker nach einem Konzert zu interviewen gehört auf jeden Fall dazu.

Foto via Facebook

Die nun folgende Geschichte beruht auf Tatsachen und hat sich so zugetragen. Wir möchten aber klarstellen, dass in dem Fall wir die Idioten waren und keinesfalls der Musiker. Es sei allen Nachwuchs-Musikjournalisten ins Handbuch geschrieben: Interviewt Musiker NIEMALS direkt nach dem Konzert. Sie sind dann voll mit Bier und vor allem Adrenalin, dafür können sie nichts. Wenn man das vergisst (so wie es uns alle paar Jahre passiert), kommt sowas dabei heraus.

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Am Dienstag hatten Fuzzman & The Singing Rebels ihre Albumpräsentation im Stadtsaal in Wien. Der Altersschnitt des Publikums war gefühlte Anfang 40—gut also, dass es ein Sitzkonzert war. Der Saal und die zivilisierten Leute um mich, gaben mir eine ganz neue Erfahrung: ich fühlte mich um 21:00 noch kultiviert, fast so, als hätte ich schon einen eigenen Steuerberater, würde Bücher ausnahmslos zu klassischer Musik lesen und würde einmal in der Woche die Polizei anrufen, weil die Nachbarn zu laut sind. Das Licht wurde auf romantisch gestellt und drei Typen (die singenden Rebellen) betreten in Samtanzügen die Bühne. Fuzzman kommt ein paar Sekunden später—in einem weißen Anzug, den er auch gleich mit den Worten: "Das wichtigste im Leben is a gscheiter Anzug" erklärt. Sie beginnen mit ihrer aktuellen Single "Dr.Feelbetter"

Am Ende des Konzertes gab es eine Standing Ovation, die sich als Trick herausgestellte: Wir mussten für vier Zugaben stehen bleiben. Danach wartete ich in Etappen auf mein Interview mit Herwig Zamernik. Zuerst ein halbe Stunde, in der Fuzzman Platten, CD´s (!!) und Poster (!!!!!) signierte. Ich hatte also genug Zeit zu bemerken, dass Fuzzman nicht nur die zwei Bier auf der Bühne hatte. Nach dem Signieren begrüßte er alle möglichen Leute und wanderte ziellos, aber beschäftigt herum. Die Sache sah letztendlich so aus: Fuzzman war wie Quecksilber—da, aber nicht zu fassen. Eh sympathisch.

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Nach einer Stunde war er "bereit". Ich legte mein Handy auf den Tisch und Fuzzman machte mir ein Kompliment wegen meiner professionellen Ausstattung. Er nimmt mein iPhone und testet die Wellen meiner Audiospur indem er Steven Hawking-artige Geräusche macht—eine Minute lang. Keine Sorge, wenn du dieses Interview nicht verstehst: es liegt nicht an dir.

Wogegen rebelliert ihr eigentlich?

Gegen alles. Und jeden. Außer gegen dich.

Warum nicht gegen mich?

Gibt´s keinen Grund. Gegen die andern rebelliere ich eigentlich auch nicht.

Ok. Ich komm ja auch …

Ah! (Steht auf, setzt sich wieder hin, schaut. Redet kurz mit einem Freund. Muss ein Bild unterschreiben, auf dem ein Fuzzman-Stempel ist, der genau so gut eine Zeichnung sein könnte.)

Ist das ein Stempel?

Geil, oder?

Ja!

Branding á la Fuzzman.

Also, ich komme ja auch aus—(Fuzzman gibt einem Typen zum Abschied ein Bussi. Seine Band sagt ihm, dass sie alles zusammengepackt hat.)

Ma, das ist die beste Band der Welt. Kannst du das bitte rein schreiben.

Also, ich komm ja auch aus Kärnten—

Wie lang bist du da? Geht´s dir gut? In Wien?

Ja.

Besser?

Na, auf jeden Fall … Wie empfindest du die derzeitige Lage in Kärnten?

Das kann ich jetzt nicht sagen, das ist zu privat. Es ist schon ok. Aber ich weiß nicht, ob ich ewig dort bleib. Das kann ich nicht sagen. Ich bin gebürtiger Wiener. Würde ich nach Wien kommen, würde ich nach Hause kommen.

Ja?

Ich bin gebürtiger Wiener.

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Für dich ist Wien mehr zu Hause als Kärnten?

Nein, nein, nein, das kann ich nicht sagen. Na, das hab ich so nicht gesagt. Aber es kann ja sein, dass wenn ich nach Wien ziehen würde, würde ich wahrscheinlich nach Kärnten nach Hause fahren. Aber im Moment ist es so, dass wenn ich nach Wien fahre, ich mir denke: "Ach, bin ich nicht dort mehr zu Hause."

Mhm, also—

Ich glaube ich bin überhaupt nirgends zu Hause. Wird am Ende so sein. (Beugt sich über mein iPhone und testet die Tonspuren wieder) … Sag, wie alt bist du denn eigentlich? 24? 28?

24 oder 28? Da liegen vier Jahre dazwischen.

In meinem Alter ist das überhaupt nichts.

Aus gegebenen Anlass: Hörst du Radio?

Ja! Nein! Du? (Dreht sich weg und schreit in schönstem Kärntnerisch: DAA JAAACKL!!!)— Also, wo war ma?

Warum kaufst du dir kein Hemd, dass du dir beim Konzert nicht dauernd in die Hose stecken musst?

Das geht nicht. Das ist angeklebt. Außerdem, wenn ich größere Hemden trage, dann hab ich so einen Dings (steht auf und demonstriert eine Schwangere). Das schaut aus, als hätt ich einen Bauch. Hab ich ja keinen. Das war eine gute Frage, de gfallt ma.

Ihr macht eure Musik ja in einem Artspace, im Fuzzroom. Machst du neben Musik auch andere Kunst?

Ich kann nur Musik machen. Ich hab noch nie was anderes gemacht.

So?

Na, ich bin eigentlich ein guter Tischler—ich liebe Holz als Material! Ich bin wahrscheinlich kein sehr guter Tischler, aber gerne Tischler. Zimmermann. (Dreht sich zu einem Typen) Hast du eigentlich gewusst, dass ich leidenschaftlicher Zimmermann bin? Also wennst einmal einen Pfosten brauchst, der zum Abschneiden ist…(lacht) Dann kommen mir während dem Schneiden … (lacht) Wir sollten zum Fritz gehen. Komm, geh ma zum Fritz.

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Mit Fritz ist das Interview dann gestorben. Das das neue Album von Fuzzman & The Singing Rebels ist übrigens besser als das Interview.

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