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Nicht zu groß und nicht zu klein—Aus dem Leben eines „Mittelklasse“-DJs

Wir haben uns mit einem DJ getroffen, der das schon sehr lange macht und ehrlich über Geld, Beziehungen, Kontakte und das Business gesprochen.

Was macht ein DJ? Wieviel verdient er? Wie ist es davon zu leben, wenn man kein Guetta oder Väth ist? Ich war gestern mit Oldrich Sic Jr. am Naschmarkt Kaffee trinken. Er ist 35, legt seit 20 Jahren elektronische Mucke auf und war unter anderem in Russland, Thailand und Deutschland. Aktuell wohnt er seit ein paar Monaten in Wien. Er war bereit, ehrlich mit mir zu sprechen und mir als Laien zu erklären, was der Unterschied zwischen Vinyl und Stick ist. Oder wie man an Kontakte kommt. Wie er die Wiener-Szene wahrnimmt und welche Rolle FM4 in seinem Leben gespielt hat. Ergeben hat sich ein über zweistündiges, sehr sympathisches und interessantes Gespräch, das ich leider Gottes kürzen musste. Aber wer sich schon immer gefragt hat wie die Gage zu Stande kommt und was einen guten DJ ausmacht—der kann das hier nachlesen.

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Noisey: Eigentlich könnten wir so am Anfang anfangen. Wie ist das Ganze passiert? Also das Auflegen und Musik machen?
Oldrich: Ganz simpel eigentlich. Ich bin ja aus Znajm in Tschechien und habe damals in einer Disco hinter der Bar gearbeitet—Gogo Club. Das klingt jetzt ärger als es ist, der Club heißt bis heute so. Da werden verschiedene Musikrichtungen gespielt von Rock bis Disco. Ich habe mit 14 angefangen dort hinter der Bar zu arbeiten und mir neben der Schule ein bisschen was dazuzuverdienen. Im Endeffekt habe ich dort die ersten DJs gesehen und auch die Szene so ein bisschen kennengelernt. Da war ein Resident-DJ, der mir die ersten Skills und seine Platten gezeigt hat. Er hat mir auch damals seine 1210er und ein Mischpult nach Hause gestellt—zum Üben. Durch die Arbeit hinter der Bar, habe ich weitere Leute kennengelernt und bin den Thema halt nähergekommen.

Also schon durch Selbstinitiative? Wie war das am Anfang mit der Gage?
Ja natürlich. Als Barkeeper habe ich halt mitbekommen, wenn DJs ausgefallen sind und dann bin ich um mein normales Barkeeper-Gehalt eingesprungen und habe mich so selbst angeboten. Am Anfang habe ich ja noch so CDs aufgelegt und auch Rock und sowas gespielt. Ich habe das Equipment ja auch ausgeborgt—es ist schon so, dass wenn man Interesse hat an dem Thema, dass man dazu auch hingehen muss und dieses Interesse auch zeigen muss. Also „Ich werde jetzt DJ und alles fällt mir in den Schoß hinein“ funktioniert nicht. Es ist harte Arbeit. Interesse, Up-to-Date sein—das sind die Dinge die wichtig sind. Selbstverständlich sind seitdem 20 Jahre vergangen und alles hat sich geändert. Damals war es ein schlechter 1210er und heute hat ja alles MP3-Player und What-the-Fuck-Player (lacht) und es geht schnell voran. Da muss man am Ball bleiben.

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Ja die Technik schreitet schnell voran. Aber du hast ja gesagt, du hast Rock auflegt—wie ist es jetzt? Wie ist dein Style vorangeschritten?
Ich habe immer so Sachen geliebt die ein bisschen düster und deeper sind. Und wenn ich jetzt so überlege, hat mich natürlich so Nine Inch Nails und sowas geprägt. Und da ich ja an der Grenze gewohnt habe, habe ich sehr oft FM4 gehört—da habe ich das erste Mal geile Electromusik gehört, die haben da wirklich tollen, deepen Sound gespielt und das hat mich total mitgenommen.

Das ist ja lustig, FM4 in Tschechien.
Ja, ich muss ein großes Danke sagen, die haben mein Leben in die Richtung gelenkt und auch damals schon—ich weiß, es ist staatlich—aber doch sehr frei und unabhängig in der Musikauswahl und das ist halt schon auch einzigartig. Und unabhängige Musik die gesendet wird, war nicht selbstverständlich zu der Zeit und ist sie heute auch nicht.

Und am Anfang, mit 14 in der Heimatstadt, wie war das?
Ja (lacht) damals war ich halt ein kleines Buberle und habe natürlich gegen das Gesetz gehandelt mit der Arbeit und dem Auflegen. Das wussten natürlich alle, vom Schuldirektor bis zur Polizei. Aber ich war ausgefuchst und meistens schon durch eine Hintertür verschwunden wenn die Polizei gekommen ist.

Und dein erster, richtiger Gig, wie und wo war das?
Da war ich so 16, da habe ich das Vorprogramm für DJ Trava gemacht. Ich hatte da schon ein paar Platten mir in Brünn gekauft. Und da habe ich mein hartverdientes Geld für Platten ausgegeben.

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Ich bin ein absoluter Nullkenner—wieviel kostet eine Platte so?
Naja heute zwischen sechs Euro bis 20 Euro, jenachdem welches Label und welcher Künstler. Selbstverständlich gibt es dann Platten, die seltener sind und dann gibt’s die nur im Internet. Dann geht der Preis halt auktionsmäßig rauf. Also nach oben gibt es keine Grenzen.

Und legst du noch mit Platten auf? Ich habe gehört, dass es umständlicher und teurer ist.
Wenn ich die Möglichkeit habe, dann lege ich am liebsten mit Vinyl auf—selbstverständlich. Aber die Zeit hat sich geändert und es ist nicht gegeben, dass jeder Club gute Plattenspieler hat, wenn er überhaupt welche hat. Einmal hatte ich einen Gig in Russland und stand vor der Entscheidung: 25 Kilo Gepäck—Kleidung oder Platten? Und dann bin ich mit Platten in Russland gestanden und mit Platten zu reisen ist jetzt auch gar nicht so lustig. Natürlich ist das umständlicher, als ein Stick, das stimmt schon.

Und wie ist das mit Nervosität? Du machst das ja schon seit 20 Jahren, stellt sich da Routine ein oder ist man immer nervös?
Natürlich kommt Routine rein. Also wenn man seelisch nicht bereit ist oder nicht vorbereitet ist, dann kommt die Nervosität. Aber wenn man weiß, dass man die Tracks hat und die Technik funktioniert und alles passt, dann bekommt man nach der Zeit eine gewisse Lockerheit. Die innere Ruhe kommt ja durch Erfahrung und Alter und man lernt die Leute und den Club einzuschätzen und sammelt einfach Erfahrungen. Und dadurch auch ein gewisses Wissen, welches die Nervosität nimmt. Das macht selbstbewusster, manche nehmen das als arrogant wahr, aber das muss mehr oder minder egal sein, weil du dann derjenige bist der den Abend musikalisch untermalt und auch verantwortlich ist.

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Wie ist das dann mit der Gage am Anfang? Und generell?
Ja, damals bei den ersten Gigs waren das ein paar hundert Kronen, also nicht besonders viel. Man kann dann ja auch nicht hingehen und sagen „Hey, ich bin der DJ zahle mir sehr viel Geld auch wenn ich neu bin.“ Die Gage generell, misst sich an den Besitzern beziehungsweise den Veranstaltern. Also wieviel bekommen die anderen, wieviel Geld ist grundsätzlich vorhanden. Letzten Endes ist es auch so, dass der Bekanntheitsgrad mitspielt und die Referenzen—also das was man kann und gemacht hat. Da fallen dann eigene Produktionen darunter, oder eben wo man schon war.

Und woher weiß man das? Also wieviel man wert ist? Wann hast du dich das erste Mal getraut zu sagen: „OK Leute, ich bin mehr wert als ein paar hundert Kronen!“
Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich ein bekannter DJ bin. Aber durch die Erfahrung kann ich gut einschätzen, wie ich auflege, was ich bieten kann und wie ich die Leute mitreißen kann. Und das weiß ich, weil das meine selbstbewusste Einstellung ist und ich das für mich herausgefunden habe. Und ich setze die Gage auch da an, wo ich mir denke, dass es das wert ist. Also für 50 Euro oder 100 Euro in einem größeren Club auflegen gehen—das bin nicht mehr ich. Das habe ich zu Genüge gemacht und es gibt genug jüngere Typen die das gerne machen würden, weil sie eben die Erfahrung machen müssen und wollen. Und ich bin jetzt 35 Jahre alt, ich bin gewachsen seit dem ich auflege und ich bin einfach nicht mehr in dem Alter wo ich mir denke: „ OK für 100 Euro reise ich jetzt irgendwo hin.“ Also ich zeige dann immer mein Portfolio, meine Musik, meine Referenzen und habe da eher die Einstellung „Wenn es dir gefällt cool und wenn nicht, dann macht das auch nix.“ Und wenn es gefällt, dann erkläre ich meine Gage immer und frage auch nach ob sie als fair empfunden wird und lass da auch mit mir bissl verhandeln. Aber unter meine Schmerzgrenze geht es nicht.

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Und was ist deine Schmerzgrenze heute? Was war die absolut höchste Gage?
Hm, das sagt man eigentlich nicht (lacht). Also je nach dem welcher Club und wer mich fragt. Ich werde nicht von einer Musikagentur vertreten, sondern bin selbstständig. Und ich gehe selten unter 300 Euro auflegen und das ist auch eine hohe Schmerzgrenze für Bekannte. Aber es ist ja nicht so, wie es auf den Partygast wirkt, dahinter sind auch Sachen. Also es ist nicht nur drei Stunden im Club auflegen. Das absolut höchste, waren 2000 Euro die ich bekommen habe. Aber das ist defintiv Glück und nicht die Regel.

Genau, das wäre meine nächste Frage. Was ist die eigentliche Arbeitszeit, wenn man auflegt, also bei einem Gig?
Ja klar, man sieht den DJ und denkt sich, dass ist seine Arbeit und der kriegt jetzt 500 oder 1000 Euro für drei Stunden auflegen. Aber man sieht ihn nicht sechs oder sieben Stunden im Studio sitzen, sich vorbereiten, Sachen suchen für den Abend. Sie machen sich schlau über die Stadt, über den Club, über die Party-eventuell noch hinreisen und zurückreisen. Also ein Gig ist viel mehr Arbeitszeit als nur der Gig selber, und da kommt man schnell auf 20 Stunden. Und wenn man selbstständig ist, darf man nochmal Steuer davon zahlen, also es ist nicht so easy und cool wie es wirkt, sondern es ist wirkliche Arbeit.

Und was sollte ein DJ deiner Meinung nach alles mitbringen? Also du hast ein Portfolio erwähnt?
Das fängt alles im Kopf an. Ohne guten Stil und ohne die richtige Einstellung erreicht man wenig. Das wichtigste überhaupt ist eine gute Arbeit. Und eventuell eigene Produktionen, dann baut sich dann automatisch von Gig zu Gig ein eigener Kreis auf. Wenn man eine gute Arbeit macht, dann kommen die anderen Sachen zwar nicht automatisch aber leichter. Promotion ist auch wichtig.

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Okay und wie ist es bei dir weitergegangen? Mit 14 der Junge aus Znajm und dann?
Naja ich dachte mir halt, Znajm ist eine kleine Stadt und wenn ich hierbleibe werde ich halt ein Alkoholiker und sonst nix. Ich muss mit mir was machen. Meine erste große Liebe ist nach Deutschland gezogen und ich dachte mir: „Warum nicht.“ Ich war zwar nicht in Berlin, aber in Augsburg. Und die Stadt war sehr schwierig für mich, da reinzukommen war hart. Aber aus dieser Stadt habe ich dann die anderen Gigs in der Welt halt irgendwie bekommen.

Und wie kommt man an Kontakte in einer fremden Stadt?
Frechheit siegt halt. Du musst am Ball bleiben. Selbstverständlich musst du nett-frech sein und nicht nerven. Wenn du hinkommst wie ein Trottel, dann schickt er dich weg. Aber wenn du eher nett bist und sagst „Hey, mir gefällt es bei euch und ich glaube mein Sound würde gut hierherpassen“ dann steigen deine Chancen. Und wenn es tatsächlich so ist, also dass dein Sound gut hinpasst, und du dich beweisen kannst bei den ersten Gigs und dein Können zeigst, dann sagen sie nie nein. Und so war ich innerhalb der ersten vier Monate drinnen und hatte meine ersten Auftritte. Man muss einfach einen Willen haben. Die „Ich will“ Einstellung ist neben dem tatsächlichen Können das A und O. Und ich habe jetzt keine Agentur die mich vertritt, so wie ich das gerne haben würde. Und es ist natürlich immer komisch sich selbst anzubieten. Aber es ist notwendig. Was ich am Anfang noch sagen wollte: Bekannte DJs sind deshalb bekannt, weil sie eigene Produktionen haben. Und wenn man sich tatsächlich mit dem Auflegen beschäftigt, kommt man früher oder später drauf, dass selber produzieren etwas sehr schönes ist, weil man keinen Bock mehr hat, nur die Nummern von anderen aufzulegen. Also man bekommt dann natürlicherweise die Lust etwas zu Schaffen. Und ich habe dann so eine Schule gemacht und auch angefangen mit dem Produzieren. Es ist auch leider eine Wissenschaft und überhaupt nicht einfach. Aber es macht Sinn, weil, wenn dann etwas gut ankommt, dann wird’s bekannt—man merkt schnell, dass die Welt kleiner ist, als man denkt—und das bringt natürlich einiges ins Rollen.

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Und wie alt warst du da, als du angefangen hast, mit den Produktionen?
Erst relativ spät, vor acht Jahren.

Und wo warst du überall, wo bist du jetzt?
Von 2001 bis 2014 war ich in Augsburg und heute bin ich in Wien. Von Augsburg aus war ich in Russland, in der Slowakei, in Tschechien, Irland, Thailand und Österreich. Ich muss jetzt auch sagen, dass mich die Wiener-Szene sehr positiv überrascht hat. Während in Deutschland wirklich alles Freundlwirtschaft ist und man sehr schwer reinkommt, sind die Wiener da sehr viel offener und gewillter zu Helfen und jemanden Neuen aufzunehmen. Also wenn sie sehen, da ist was dahinter, dann helfen sie wirklich und öffnen dir die Tür. Das war in Augsburg ganz anders. Also wildfremde Leute zeigen dir dort den Finger und drehen sich weg.

OK und wie ist das mit der Gage wenn man zum Beispiel in Russland oder Thailand ist. Zahlt man den Flug und das Hotel selber oder wie?
Also in Russland wurde ich tatsächlich wie so ein kleiner Star behandelt. Hingefahren zum Flughafen und zurück, sehr schöne Bleibe bezahlt bekommen—also man hat gemerkt die haben Geld. Und die haben mich ein Monat durchgefüttert und alles bezahlt, wenn man sagt Luxus, dann ja , also das war brutal. Aber selbstverständlich ist es von Veranstalter zu Veranstalter unterschiedlich und so ein Job, wie der in Russland ist Glück. Also je nachdem wie stark Geld vorhanden ist, variiert das sehr. Man muss halt auch mitdenken. Also wenn ich mir denke „Ach, Urlaub wäre wieder nett!“ und ich weiß, dass jemand in Thailand eine Disco hat, dann versuche ich die zu kontaktieren und das miteinander zu verbinden. Man arbeitet dann ja mit seinen Kontakten zusammen.

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Und ist DJ ein Saisonberuf?
Hm. Ich glaube es ist wie in der Gastronomie, also grundsätzlich ist Jänner und Februar nicht so stark aber letztendlich ist es scheißegal. Also je länger man dabei ist, desto schneller merkt man, dass die Welt kleiner ist als gedacht und dann kann man dem Entgegenwirken. Also an die Bekannten denken, die irgendwo eine Bar haben und da anfragen.

Was macht den Unterschied zwischen Selbstständigkeit und einem Musikmanagement?
Das ist ja ganz klar. Alleine sein ist halt einfach Arbeit (lacht). Also das Musikmanagement nimmt dann sehr viel Arbeit ab und man könnte sich mehr auf die Musik konzentrieren.

Naja, aber ist es dann nicht weniger Gage oder so?
Selbstverständlich verkauft dich ein Musikmanagement so, dass sie sich ihre Kosten wieder reinholen. Und sie verkaufen dich noch besser, als du dich verkaufst. Also die blasen die Gage dann so auf, dass es sich für sie prozentuell lohnt dich zu vertreten. Also irgendwelche Guettas—da steckt eine riesige Maschinerie dahinter, die dieses Aufblasen von Gagen pusht.

Was hältst du eigentlich von der Entwicklung? Also früher war der Beruf DJ nicht so bekannt und jetzt gibt’s eben Guetta und Avicii und so.
Es ist sehr geil wenn man es so weit raufschafft. Also ich höre keinen Guetta und werde höchstwahrscheinlich niemals seine Platten spielen, aber egal wie er das geschafft hat, er hat es geschafft.

Du bist da ja gar kein Hater.
Wieso auch, das hätte mir selbst doch auch gefallen. Zeige mir einen, der sein normales Leben nicht gegen so ein Leben tauschen würde. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben momentan, das will ich damit nicht sagen, aber wenn ich jetzt noch wesentlich leichter leben könnte—warum nicht.

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Und du hast dich vom DJ-sein erhalten können. Wieviel hat man dann im Monat?
Durchschnittlich schon an die 2000 Euro. Man muss die ganze Zeit am Ball bleiben, viel Zeit reininvestieren. Selbst und ständig, einfach.

Hat man dann nicht Angst plötzlich keine Jobs mehr reinzubekommen?
Ja, das ist klar. Also man ist nicht so entspannt, wie wenn man das als Nebenhobby neben einer Anstellung betreibt. Wenn du darauf angewiesen bist, dann ist es natürlich nicht mehr ganz so easy.

Und auf wie viele Gigs kommt man im Monat wenn man davon lebt?
Also es waren dann schon zwei bis drei die Woche, wobei ich eine Homebase in einem Café hatte, wo ich wirklich gerne abends aufgelegt habe. Da habe ich jetzt meine DJ-Gage nicht einsetzen können, weil es für Bekannte war und ich auch Spaß dabei hatte. Das ist was anderes, wie ein Club. Im Club habe ich dann doch meine Gage bekommen.

Was sagst du zu der Aussage: „DJs die nicht mit Vinyl auflegen können, sind keine DJs.“
Ja, vielleicht war ich da früher auch so ein Nazi (lacht). Bis ich kapiert habe, dass ich meinen Rücken kaputt mache. Ein Freund von mir ist weltweit unterwegs und da kannst du halt einfach echt nicht die ganze Zeit die Sachen mitschleppen. Also der ist in Madrid, ein Tag später in Ibiza und dann in der USA unterwegs—es ist nicht möglich Vinyl mitzunehmen. Platten haben eine super Dynamik und sind einfach etwas anderes wie ein Stick. Aber heutzutage ist die Technik eh so eingestellt, also überall stehen Pioneer 2000er und 1000er—das hat so ein bisschen die Plattenspieler weggedrückt. Jetzt ist es wieder im Kommen, also wieder mit Platten aufzulegen. Das verstehe ich auch und finde ich auch geil—ich würde immer wieder eine Platte in die Hand nehmen und fühlen, wenn ich die Wahl habe.

Hehe. Mädelsfrage: Wie kommen Mädchen damit aus? Also Beziehungen?
Also. Ein Mädchen das einen DJ als Freund hat, muss ein starkes und selbstbewusstes Mädchen sein. Ich weiß das. Es ist nicht so Ohne. Man lernt ja viele Leute kennen und deine Freundin muss dann zuschauen, wie du mit anderen Frauen sprichst.

Ist das wirklich so, dass man als DJ von Mädels angesprochen wird?
Ja schon. Also sie machen es ja richtig raffiniert, also sie gehen das normale „Ansprechen“ um, aber man weiß schon, dass man gerade doch angesprochen wird. Also sie kommen und versuchen sich ein Lied zu wünschen (lacht). Einmal hat ein Mädchen mir ihre große Oberweite fast auf dem Mischpult gelegt und sich ganz sinnlich ein Lied gewünscht. Da habe ich echt lachen müssen.

Liederwünsche—hassen DJs ja.
Genau ja. Ich gestalte ja den Abend und habe mir was dabei gedacht. In Deutschland und Österreich antworte ich auf sowas immer tschechisch und versuche niemanden zu beleidigen aber zu zeigen, dass wir uns jetzt einfach nicht verstehen.

Was sind deine Ziele in Österreich oder Wien? Abschließende Worte?
Naja, mich hier zu etablieren. Und für die Leute aufzulegen. Das ist wirklich das, was den Beruf geil macht, also kommt vorbei wenn ich auflege und tanzt. Das ist das Schönste. Ich bin selbstbewusster in dem was ich mache, das hat acht Jahre gedauert bis ich da Mut in mir hatte. Da hat die Schule mit dem Know-How-Wissen sehr geholfen. Mir macht das alles sehr viel Spaß. Ich bin auch im Gespräch mit dem Roxy Club und wenn das klappt, dann kann man mich da anhören. Also vielleicht abschließend: Kommt zu mir tanzen! Ich mache es ja für die Leute und versuche sie glücklich zu machen—also es macht mir umso mehr Freude, wenn ich sehe, dass die Leute abgehen.

Wer sich fragt, wie der Herr auflegt: Oldrich Sic Jr. Ist heute ab 23 Uhr auf FM4 in La Boum Deluxe live zu hören wo er unter anderem seinen neuen Mix vorstellt.

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