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Wie du damit umgehst, wenn deine Freunde betrunkener sind als du

Was du tun sollst, wenn bei deinen Freunden der Politiker-Swag losgeht.

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Zuerst einmal: Gratuliere. Du hast es geschafft, nicht der betrunkenste oder anderweitig am meisten berauschte Mensch der Runde zu sein. So einfach sich das liest, umso schwieriger ist das in der Praxis. Ich weiß das. Es sei denn, du hast als einziger der Runde den Führerschein und ein Auto. In dem Fall ziehe ich meine Gratulation zurück und sage: Du arme Sau. Aber kein Grund dich ewig zu bemitleiden, es gibt Strategien und psychische Vorbereitung um dich für diesen Ernstfall zu wappnen. Nerviger als berauschte Personen, sind nur berauschte Freunde—vor allem, wenn man selbst noch nüchtern und mental da ist. Das ist nicht schön, nicht einfach und genau genommen schlecht.

Es gibt hierbei eigentlich drei Strategien, um das erträglich zu machen. Ich stelle sie dir hier vor, auf die eine werde ich näher eingehen.

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Die „Ich verpisse mich von hier”-Strategie

Also diesen einfallsreichen Titel habe ich mir ganz selbst einfallen lassen. Hinter diesem mysteriösen Namen versteckt sich das Heimgehen. Wenn alle zu sind und nerven, weil sie dir sagen, welch toller Freund du bist und wie sehr sie dich lieben, sollte man Heim. Weil die Laune ja tendenziell schlechter wird. Die größte Tragödie am nüchtern sein ist ja, dass man Liebesgeständnisse bekommt, sich das Gegenüber eine Wertschätzung erwartet und man einfach nichts außer schlechte Laune und Abschätzung übrig hat.

Vorteile: Du bist daheim und niemand nervt.
Nachteile: Du bist daheim.
Nicht geeignet für: Fahrer. Sei kein Arschloch.

Die „Ich hol auf”-Strategie

Wieder einmal habe ich ein stilistisches Mysterium geschaffen. Hinter dieser Strategie versteckt sich der Tipp, dich komplett, sofort, ohne Umschweife zu vernichten und somit definitiv der berauschteste der Gruppe zu werden. Naja, so arg muss es nicht sein, einfaches Aufholen würde auch reichen. Du brauchst dazu zumindest Alkohol und ein gewisses Tempo. Je kleiner der Alkoholgehalt, desto schneller solltest du trinken. Bitte nicht deinen Arzt oder Apotheker fragen, ob das eine gute Idee ist. Ist es natürlich nicht. Es ist medizinisch gesehen, ziemlich sicher eine Scheiß-Idee. Aber psychisch bestimmt nicht. Psychisch kann ich das total empfehlen. Aber ich erleide auch in der Woche durchschnittlich drei Nervenzusammenbrüche.

Vorteile: Hallo, na wer hat eine blühende Körperchemie und alle lieb? Na?
Nachteile: Es kostet dich Geld. Und es kostet dich Small-Talk-Zeit. Außerdem schauen dich vielleicht Leute komisch an, weil du irrational schnell Shots runterkippst.
Nicht geeignet für: Menschen die pleite sind, Menschen mit medizinischen oder psychischen Problemen, Menschen auf Familienfesten und Fahrer. Sorry Fahrer.

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Die „Ich ertrage das jetzt”-Strategie

Während man sich meine vorherigen letzten zwei Strategien irgendwie auch selber denken könnte, lüfte ich nun die wahren Geheimnisse. Es ist mit Abstand die härteste Strategie und sie greift leider auch nicht immer. In manchen Fällen (sprich bei mir) wechselt man zu schnell von dieser auf die „Ich hol auf”-Strategie. Das ist nicht zu empfehlen. Man braucht Geduld und Nerven und gewisse Situations-Breaker um sein gutes, reines und nüchternes Herz zu wahren. Diese Strategie eignet sich für alle, hat aber eigentlich fast nur Nachteile. Naja, außer den Vorteil, dass du gesund lebst, morgen keinen Kater hast und du fahren kannst. Haha, ich höre eh schon auf mit den Fahrer-Schmähs.

Wenn die Liebesbekundungen anfangen:

Wenn die Liebesbekundungen anfangen, musst du keineswegs still und mit „Ich dich eh auch”-Parolen überleben. Es geht besser. Wenn ein Mensch anfängt zu erzählen, wie lieb er dich hat, schlage einen Mehrwert aus der Situation. Frage nach. Wieso hast du mich ganz genau lieb? Was schätzt du an mir am meisten? Lies einfach vor dem Abend einen Artikel in einer Frauenzeitschrift mit dem Titel „Beziehungstalk—mit diesen einfachen Fragen zu einer besseren Beziehung” oder ähnlichen Bullshit. Da kommen diese Fragen vor. „Was respektierst du an mir?“ oder „Welche Eigenschaft hättest du gerne von mir?” und so weiter. Lasse dein Ego von einem betrunkenem Freund streicheln.

Wenn das Stürzen anfängt:

Deine Freunde werden im Laufe des Abends stürzen. Einer stürzt immer, das ist das zeitlose Fortgeh-Gesetz. Jetzt schlägst du Ego-Punkte aus der Situation weil du der Retter und Held bist. Sprich, du bringst Freunden Wasser, hältst ihre Haare und setzt sie ins Taxi. Du wirst ihnen wahrscheinlich als einzige Situation in Erinnerung bleiben. Du wirst gut in die Geschichte dieses Abends eingehen. Nach dem Kotzen kann man übrigens die Frage „Was schätzt du an mir” stellen. Doppel-Ego-Jackpot!

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Wenn das Aufgeilen anfängt:

Das Schlimmste, das einer Freundschaft passieren kann, ist meistens Sex. Nicht immer, aber immer öfter. Deine Freunde werden eventuell einen Drang zum Reißen verspüren. Wenn du nicht die Sorte Mensch bist—und das hoffe ich inständig—die potentielle Sexualpartner friendzoned, wird es dich eher abstoßen, als anmachen. Das ist gut so. Fange sofort an zu erklären, warum das Ganze eine Scheiß-Idee ist. Der Mensch wird es natürlich nicht verstehen. Erkläre weiter. Jetzt kommt der Multi-Tasking-Part. Während du erklärst, warum das eine Scheiß-Idee ist, zeigst du auf einem Random-Menschen und sagst so etwas wie „Die/Der findet dich süß.” Das Gute an Betrunkenen ist, dass sie eigentlich eh nix checken. Nutze es aus.

Wenn die Diskussionen anfangen:

Es gibt nichts nervigeres, als besoffene Menschen, die anfangen sich für ein Thema zu begeistern. Und denken sie haben Recht. Und auch grundsätzlich nicht auf das Gegenüber eingehen. Und einfach besoffen irgendeinen Scheiß wiederholen. Und einfach nicht lockerlassen. Hat ein bisschen Politiker-Swag. Ich fühle mit dir—ich hasse es auch. Am Besten ist es, du schleichst dich einfach. Unauffällig aber sicher. Geh ans andere Ende des Raumes. Verstecke dich am Klo. Greife zur „Ich hol auf”-Strategie.

Wenn das Drama anfängt:

Puh. Hier ist Fantasie gefragt. Stelle dir vor, sie sind nüchtern und es ist wirklich ein Thema über das man dramatisieren kann. Bemitleide, streichle und habe lieb. Oder gehe zur „Ich hol auf”-Strategie über. Superdramen sind bei Frauen meistens Nervenzusammenbrüche und Heulattacken, bei Männern sind es aggressive Grundhaltungen. Vermittle zen-artige Ruhe.

Wenn das Selbstdarstellen anfängt: Lehne dich zurück, genieße die Show. Nimm sie mit deinem Handy auf. Das Video wird dir noch oft den Tag versüßen und außerdem hast du einen Druckmittel.

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