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Welcher Song ist deine Studienrichtung?

Kennt man einen Vertreter einer Studienrichtung, kennt man alle.

Foto: adesigna via photopin cc

Man hat bei Studien ja irgendwie das Gefühl, dass man alle ihre Vertreter kennt, wenn man einen kennt. Das ist natürlich super verallgemeinernd. Aber wer hat sich das so oder ähnlich nicht schon mal gedacht, wenn er durch's Juridicum oder den Türkenschanzpark gegangen ist? Natürlich wird es immer den Linksaußen-BWLer und den schnöseligen Archäologen geben—auf ihrem Institut werden sie aber eher in der Minderheit sein.

Nachdem wir euch bereits gesagt haben, welche U-Bahn Linie und welcher Bezirk euer Song ist, widmen wir uns nun dem akademischen Bereich und beschäftigen uns mit Studienrichtungen und den Song, die sie repräsentieren. Wir würden euch zwar nicht unbedingt dazu raten, eure Studienrichtung danach auszusuchen, welcher Song in unserer Liste euch am besten gefällt, aber als angehende Akademiker wisst ihr da. Falls nicht, solltet ihr vielleicht nochmal überdenken, ob Studieren wirklich das Richtige für euch ist. Wir haben uns ein paar 0815-Studien rausgepickt, um euch entweder die Studienwahl zu erleichtern, euch in eurer Entscheidung zu unterstützen, oder aber auch nicht, weil eh schon alles zu spät ist.

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Publizistik:„Pink—„Stupid Girls“

Die Publizistik hat einen beschissenen Ruf und wird diesem auch vollkommen gerecht. Der Männeranteil ist verschwindend gering und zu viele Frauen sind bekanntlich selten gut. Die Gänge am Institut gleichen einem Catwalk, auf dem die neuesten Errungenschaften der zukünftigen Nageldesigner und Douglas-Verkäufer vorgeführt werden. Die Meisten halten währenddessen aber noch an ihrem Traum, ein Mal die ZIB zu moderieren oder für den Standard zu schreiben, fest. Was der Holocaust ist, weiß fast niemand im Betonbunker auf der Währingerstraße, aber Hauptsache die Frisur sitzt und die Prezi-Präsentation—für die sie irgendeinen armen Informatik-Student mit einem halbherzigen Lächeln bezahlt haben—weist möglichst coole Effekte auf. Blingbling!

Betriebswirtschaftslehre: G-Unit—„Money Make The World Go Round“

BWL ist etwas für die, die zwar wissen, dass sie einmal Geld verdienen möchten, allerdings noch nicht genau wissen wie. Oder für die, die irgendwann einmal „selber etwas gründen wollen", aber noch nicht den Mut/das Kapital/den Papa dazu haben. Und natürlich für die Menschen, die keinen Plan haben, was sie überhaupt studieren sollen. Es gibt das Vorurteil, dass BWLer allesamt Egoisten, VWLer aber am Gemeinwohl interessiert wären. Das ist natürlich Blödsinn. VWLer sind auch Egoisten. Während BWL in Städten wie Linz unter dem Deckmantel der Wirtschaftswissenschaften versucht sich breiter, anders und akademischer ist und bleibt es in Wien einfach BWL—ob ohne oder mit „I“ davor.

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Theater,- Film und Medienwissenschaft: Zero 7—„In the Waiting Line“

Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Thewi oder von intelektuellen Möchtegerns auch einfach nur Theaterwissenschaften genannt, ist das Warten in der Hotellobby deines gescheiterten Lebens. Hier versammeln sich soviele kaputte, auf Eis gelegte oder hoffnungsvolle Träume(r), dass der Alternativ-Track für diese Studienrichtung auch Green Days „Boulevard of Broken Dreams“ sein könnte. Bei Thewi will oder wollte jeder Zweite irgendwann mal groß hinaus: Sängerin, Regisseur, SchauspielerIn oder ganz bescheiden großer Filmemacher werden zu wollen gehört hier fast schon zum guten Ton. Dass TFM keine dieser Wünsche erfüllt oder einen nach abgeschlossenem Studium zu irgendwas anderem als „Ketchup auf Pommes zu geben“ befähigt, ist den Massenstudierenden nicht so wichtig. Viel lieber fristet man sein akademisches Dasein in der Warteschleife: Ob Studieneingangsphase, das endlos scheinende Warten bei der Studienservicestelle (wo die Uhren rückwärts gehen) oder das teilweise semesterlange Aufbaumodulspurgatorium Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens, das man bis vor kurzem noch passend zur Limbo-Stimmung von TFM beim Fürst der Finsternis höchstpersönlich absolvieren konnte.
Thewi-Studenten wollen irgendwo hin, wissen aber eigentlich nicht wohin genau oder wie man dort überhaupt hinkommen soll. Trotzdem bleibt man erstmal hocken und verbringt mit Erika Fischer-Lichtes Semiotik-Anästhetikum sein Studium in der Hotel-Lounge von Zero 7.

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Jus: Christian (Der Nominator)—„Es ist geil ein Arschloch zu sein“

Menschen, die mit Rechtswissenschaften ihr Geld verdienen, haben nicht den besten Ruf. Das gilt schon für Richter und Staatsanwälte; für Anwaälte aber noch viel mehr. Wie sähe eine Welt wohl ohne sie aus? Universitäten spucken statistisch gesehen jedes Jahr etwa 3 Jus-Absolventen pro Einwohner aus, dementsprechend hart ist auch die Konkurrenz: Vom Juridicum Wien hört man Horrorgeschichten, wie das in der Bibliothek in den Büchern oft die wichtigsten Seiten herausgerissen seien. Nach mir die Klageflut! „Du bist so ein Arschloch, dass du ein guter Anwalt wärst!"—mit diesen Worten habe ich meinem Bruder damals bei der Studienwahl beraten. Das ist vielleicht nicht sehr nett, aber mit einem Jus-Studium kann man sein Arschlochdasein und seine Gerissenheit ja doch noch in etwas Gutes umwandeln. Viel Geld gibt´s obendrauf, insbesondere wenn du aus einer Juristenfamilie kommst. Ein Bereich, in dem es übrigens kaum Geld gibt, sind Verfahren im Fremdenrecht. Die Asylindustrie ist auch nicht mehr das, was sie mal war.

Kultur- und Sozialanthropologie: John Lennon—„Imagine“

Kurz KSA, oder auch das Weltverbessererstudium, das in Wien von alternativen Dreadlock-Trägern überrannt wird, seit der Bachelor in Internationale Entwicklung abgeschafft wurde. Das perfekte Studium für Menschen, die kulturell und sozial interessiert sind und nicht wissen, was sie studieren sollen. Meist wird es mit irgendeiner Sprache kombiniert, gerne Spanisch oder so. Bei den alleinerziehenden Institutsmitarbeiterinnen kann man übrigens an der Hautfarbe ihrer Kinder sehen, wo sie mal einen Auslandsaufenthalt hatten. Das Interessensstudium mag im Hinblick auf Allgemeinbildung und das anthropologische Verständnis hilfreich sein. Recht brotreich ist es allerdings nicht. Das ist aber eh ok. Geld ist nämlich böse.

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Architektur: Arctic Monkeys—„Brick By Brick“

Architektur ist das unnerdigste Studium, das man an den Technischen Universitäten Österreichs und der Schweiz ergreifen kann. Deshalb hat es wohl auch den höchsten Frauenanteil. Sätze wie „Karohemd und Samenstau, ich studier Maschinenbau" sind also unangebracht. Wer irgendwann einmal irgendetwas mit Gebäuden zu haben möchte, steht vor der schweren Wahl zwischen Architektur und Bauingenieurswesen. Ich habe mir das einmal von einem Freund, der Bauingenieurswesen studiert, so erklären lassen: „Architekten sind die, die „Das ist das Haus vom Nikolaus" beherrschen und Modelle aus Eisstäbchen zusammenkleben können. Wir Bauingenieure sind dann diejenigen, die schauen, dass die Stäbchen dann auch wirklich stehen können und nicht einfach irgendwann einstürzen.“ Ich hab mich dann für keines der beiden Studien entschieden.

Germanistik: Rammstein—„Mann gegen Mann“

Germanistik ist das Studium, das du beginnst um es nie fertig zu machen. Meine Mutter sagte immer: Ich weiß nicht, was du mit diesem Spaßstudium erreichen willst. Das Schlimmste an der Sache war, dass ich das auch nicht wusste. Versteht mich nicht falsch, ich habe es geliebt stundenlang Texte aus Mittelhochdeutsch auf Deutsch zu übersetzen, mich semesterlang in die überfüllten Lateinkurse zu quetschen und mich mit der Grammatik der Gegenwartssprache auseinanderzusetzen. Zumindest habe ich es so lange geliebt, bis ich einfach nicht mehr hingegangen bin. Wollt ihr also nicht einer dieser nervigen Deutschprofessoren werden, die das Wort „Beistrich" am liebsten Heiraten würden, dann überlegt euch doch was anderes. Falls es schon zu spät ist: Firdamnon. Ein befreundeter Germanistikstudent beschreibt das Studium allerdings weitaus romantischer: „Germanistinnen und Germanisten kennen keine klangerzeugenden Medien. Das Geräusch des Umblätterns ist Musik in ihren Ohren. Sie lesen gerne Lyrics in den Booklets, nachdem sie unwissend die runde glänzende Scheibe begutachtet haben. Zu den literarischen Vorbildern gehört beispielsweise Till Lindemann von Rammstein, der nebenbei bemerkt auch Kinderbücher schreibt. Leseempfehlung: „Mann gegen Mann" vom Album Rosenrot.“ Als er dann noch versucht hat, den Text von „Mann gegen Mann“ zu interpretieren, bin ich ausgestiegen.

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Medizin: Placebo—„Meds"

Medizin ist wohl das Studium, das man fast nicht übersteht, ohne selbst ein paar Medikamente einzunehmen. Für Laien mag es ziemlich chillig klingen, dass man nur eine Prüfung im Jahr hat. Dass diese dann aber unvorstellbar umfangreich ist und davon fast alles abhängt, ist dann wieder nicht so leiwand. Wie gut, dass es alle möglichen Meds gibt, um die Nerven zu beruhigen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man beim ersten Kontakt mit Blut, Eingeweiden und Leichen nicht unbedingt nüchtern sein sollte. Ich kann nicht mal bei The Knick ruhig bleiben, weil ich Angst habe, dass das Blut aus dem Bildschirm auf mein Sofa spritzt. Würde ich Medizin studieren, würde ich irgendwann ganz schlicht zu Medizin werden.

Psychologie: The Killers—„Read My Mind“

Das Psychologie-Studium ist von außen gesehen eine relative Black Box. Das fängt schon mal damit an, dass niemand genau weiß wo der Unterschied zwischen einem Psychologen und einem Psychiater ist. Das einzige, was man relativ genau weiß: Psychologie hat einen gigantischen Frauenanteil. Psychologie-Studenten haben mit dem Problem zu kämpfen, dass sie auf jeder Party in jedem Gespräch gefragt werden, ob man jetzt von ihnen analysiert würde. Klar, natürlich: Man hat ja nach einer 60-Stunden-Lernwoche nichts Besseres zu tun als den besoffenen Kärntner, der einen gerade angräbt, einer umfassenden Psychoanalyse zu unterziehen. In Österreich sind die Möchtegern-Sigmund-Freuds in den letzten Jahren durch die obligate Aufnahmeprüfung insgesamt etwas dezimiert worden, gibt es immer noch genug von ihnen. Achtung: Sie hängen meistens in Gruppen ab. Warum, weiß ich nicht. Das sollte mal jemand analysieren.

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Agrarwissenschaften: Mattafix—„Big City Life“

Agrarwissenschaften ist das Studium für Landkinder, die für eine Zeit in die große Stadt gehen, bevor sie den elterlichen Hof übernehmen. Die Boku Wien ist nicht umsonst die größte Singlebörse für Bauernkinder. In den vier Jahren bläst man sich ein bisschen den Mostschädel durch, um danach mit 25 Jahren anzufangen Kinder zu werfen. Agrarwissenschaftlen haben keinen hohen Hipsteranteil, aber wenn man mal wirklich saufen willl, ist man dort an der richtigen Adresse. Für die meisten Studenten vom Land ist das Studium in einer Landeshauptstadt nämlich wirklich wie ein immerwährender Summer Splash.

Politikwissenschaft: The White Stripes—I Just Don't Know What To Do With Myself

Politikwissenschaft ist ein absolutes Massenstudium, dessen Studentenschaft sich aus folgenden Teilen zusammensetzt: 1. Linke, die die Welt verbessern und später von Staatskohle leben… Verzeihung: sich Dingen widmen wollen, die „außerhalb des Vertwertungskreislaufs" stehen. 2. angehende Journalisten, die irgendwann mal gehört haben, dass ein Fachstudium sinnvoller als Publizistik sei. 3. Leute, die keine Ahnung haben was sie machen wollen, den Politikteil in der Zeitung ihrer Eltern eh ganz interessant fanden. 4. Kurden. Ich weiß auch nicht warum. Gemeinsam treibt man etliche Semester vor sich hin, weil man ja eh nicht weiß, was man danach genau machen will.

Daneben gibt es in jedem Seminar auf der Powi immer den einen Burschenschafter, der im feinen Zwirn auftaucht und herumtrollt. Und den einen Dude, der neoliberale Thesen verbreitet, nicht weil er an sie glaubt, sondern weil er den Konsens lähmend findet.

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Mode: Trust—„Dressed For Space“

Mode zu studieren klingt für viele ein Himmel aus Satin, Knochen und Figurinen. Dass aber so etwas wie Schnittzeichnen, Textiltechnologie und andere nervenraubende Teilgebiete auch part of the deal sind, wird oft verdrängt. Wer sich die Modeschauen der Angewandten schon einmal genauer angesehen hat, wird auch schon erkannt haben, dass deren Kreationen oft an das Werk außerirdischer Blinder erinnert.

Biologie: Laurie Anderson—„O Superman“

Wenn man sich auf der Homepage des Biologie-Instituts umsieht, wird dir vor allem eines: vom Studium abgeraten. Die Berufschancen seien gleich Null, außer du gehst in die Schweiz. Dort mangelt es nämlich an Fachkräften und du verdienst statt 1500 Euro fast 6500 Schweiter Franken, was beinahe 5400 Euro sind. Für eine Pizza zahlst du dann halt 20 Euro. Egal, wusstet ihr, dass es „Biomusik" gibt? Das ist zum Beispiel Musik, die auf Vogelgesängen, Tiergeräuschen und Geräuschen des menschlichen Körpers basiert. Auch Laurie Anderson hat in „O Superman“ mit Vogelgesängen experimentiert. Hört also lieber Biomusik und ändert eure Studienrichtung so schnell wie möglich.

Sport: Sportfreunde Stiller—„Wieder kein Hit“

Für Leute, wie Journalisten zum Beispiel, gibt es nichts schöneres als den ganzen Tag vor dem Laptop zu verbringen, sich manchmal für eine halbe Minute gerade hinzusetzen, um ein paar Minuten später wieder dazuhängen wie ein nasser Waschlappen. Deshalb geht unsere Bewunderung für Menschen die sich tatsächlich bewegen ins Unermessliche—das bedeutet allerdings nicht, dass wir euch verstehen. Was wollt ihr? Turnlehrer ( „Turnprofessor“ said no one ever) werden? Einen Bizeps wie Kollegah haben? Oder wollt ihr einfach nur unbedingt wissen, was denn ganz genau mit eurem Körper passiert, wenn ihr für eine halbe Stunde wie die gesengte Sau durch den Wald läuft. Wir verstehen euch einfach nicht, liebe Sportstudenten. Die Sportfreunde Stiller verstehen wir auch nicht, deshalb passt das doch ganz gut.

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Informatik:Kraftwerk—„Die Mensch Maschine“

Eines dieser Nerd-Studien von denen wir weiter oben geredet haben, ist Informatik. Die Menschen, die Informatik studieren, werden Menschen wie mir vermutlich irgendwann das Leben retten. Entweder, weil sie mir die Augen öffnen und zeigen, wie der Computer WIRKLICH funktioniert, mir Daten wiederherstellen über die ich eigentlich froh war, dass sie verschwunden waren oder weil sie irgendein medizinisches Instrument programmiert haben, das mich hoffentlich vorm Krepieren abhält. Ich mag euch. Ohne euch hätte ich gerade nichts, worauf ich arbeiten könnte. Außerdem glaube ich, dass ihr ein lustiger Haufen seid. Ein nerdiger, lustiger HTML-Haufen.

Kunstgeschichte: Jay Z—„Girls, Girls, Girls“

Ich glaube kein Studium hat einen so hohen Frauenanteil wie Kunstgeschichte. Die meisten Kunstgeschichtlerinnen, die ich getroffen habe, waren blitzgescheit, lernwillig, hübsch und ein bisschen naiv. Man findet sie in Museen, in Cafés und gelegentlich auf Partys, die deine Mutter „wild“ nennen würde. Wenn ich einmal eine Tochter haben sollte, sollte sie bitte Kunstgeschichte studieren.

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