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Der Noisey Guide to Waves Vienna

Wir erklären euch das Waves Vienna.

Nächsten Mittwoch/Donnerstag beginnt in Wien die vierte Ausgabe des Waves Vienna Festivals. Kleiner Disclaimer: Ich habe dort drei Jahre mitgearbeitet und mich um Catering & Artist Care gekümmert. Das heißt natürlich, dass ich befangen bin, aber andererseits auch, dass ich in bestimmte Dinge einen Einblick habe.

Das Waves ist immer noch ein Kleinfestival, das von einem engagierten Mini-Team getragen wird. Dieses Team steckt dort eine Menge an Arbeit und Herzblut hinein, die weit über ein gesundes oder ökonomisches Maß hinausgeht. Über das gesamte Jahr hinweg, aber vor allem in der Zeit vor der Veranstaltung. Wenn es den Leuten dort primär um Geld gehen würde, müssten sie etwas anderes machen. Das alles ist nicht auf das Waves beschränkt und gilt für extrem viele Festivals dieser Größenordnung. Aber es ist nie falsch darauf hinzuweisen.

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Also, von hier an ein paar halbwegs geordnete Gedanken.

Foto: Mona Hermann

DAS FESTIVAL

Das Waves ist ein Stadtfestival. Das heißt man springt von Venue zu Venue wie an einem Buffet, kommt irgendwann betrunken zumindest in irgendein Bett und kann am nächsten Tag duschen (bitte!). Ziemlich super eigentlich.

Das Waves ist aber auch ein Showcase Festival und möchte das definitiv auch sein. Showcase heißt: Kleinere, unbekannte Bands werden für relativ wenig Geld einem interessierten Fach- und sonstigem Publikum vorgestellt, oft noch bevor sie überhaupt ihren ersten Release draußen haben. Beim König der (europäischen) Showcase-Festivals, dem Eurosonic, spielen alle Bands überhaupt nur Slots von maximal 35 Minuten. Showcase-Festivals sind nicht einfach zu etablieren, weil sie eigentlich per Definition keine Headliner haben. Eine Tatsache, die das „normale Publikum" nicht immer versteht. Leute sudern immer wieder mal herum. Wien halt: Es gibt nur Gutes, außer jemand tut es. Acts wie Thees Uhlmann oder Mount Kimbie sind daher als Zugeständnisse zu sehen, was völlig in Ordnung ist.

Deshalb, ihr Banausen: Reißt euch zusammen, verdammt. Sudert nicht herum, warum Chet Faker nicht spielt. Sondern erfreut euch an der Tatsache, dass ihr für einen Fünziger vor der Haustür vieles Neues sehen könnt. Nicht immer nur behaupten, ihr würdet euch für junge Bands interessieren. Sondern es auch wirklich tun.

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DIE IDEE

Das Waves hat seit jeher das inoffizielle Motto „East meets West". Wien soll als Drehscheibe zwischen den Welten Ost/Mitteleuropa mit den westlichen Musikmärkten verbinden. Jedes Jahr gibt es zwei Gastländer, von denen jedes aus einer der Sphären kommt—heuer sind es die Niederlande und Kroatien. Daneben findet auch immer eine Konferenz statt, auf der sich Menschen aus dem weiten Feld der Musikindustrie wichtig machen und vernetzen. Darüber sollte man sich nicht lustig machen, denn auf solchen Treffen werden die internationale Kontakte geschmiedet, von denen dann in der Folge auch junge Bands profitieren.

DIE VENUES

Da ist heuer die größte Änderung. Das Waves Vienna zieht von der Leopoldstadt in den Ersten Bezirk. Auch der Donaukanal, der die letzten Jahre noch Zentrum des Ganzen war, ist heuer nur noch mit dem Flex vertreten. Die genauen Auswirkungen wird man erst in knapp 1,5 Wochen sehen, über einige kann man jetzt schon spekulieren: Die Rave Tram, also die DJ-bewehrte Bim, die rund um den Ring fährt, wird endlich auch einen praktischen Nutzen haben und Gäste vom Flex zum Brut oder vom Heuer zum Xpedit Lager bringen, statt nur eine fahrende Werbefläche zu sein. Es sind wunderschöne Konzertstätten hinzugekommen (Come on, jeder liebt das Porgy), dafür mit dem Fluc und der Sauna relativ sichere Party-Locations weggefallen. Hoffentlich wird die Alte Post aka „Heineken Music Space" das Loch füllen können und zu dem Ort werden, an dem man sich irgendwann zwangsläufig trifft.

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DIE ACTS

Überhaupt hat man ein bisschen das Gefühl, dass heuer der Fokus ein bisschen weg von der Party hin zum Konzert gerutscht ist. Elektronische Acts gibt es weiter genug, sie spielen aber eher frühere Live-Sets als DJ-Sets zur Dancefloor-Primetime. Das ist gut, Feiern kann man wirklich jedes Wochenende. Deshalb macht es auch wirklich Sinn, den Abend eher um 19 Uhr zu beginnen. Das Booking-Team des Festivals hat auch heuer wieder extrem großartige Arbeit geleistet. Es lohnt sich wirklich, sich im Vorfeld über die jetzt schon bekannten, semi-großen Highlights (Kwabs! Koreless!) ein bisschen reinzuhören. Pional, Schmieds Puls und Garden City Movement sind großartige Live-Acts. Bei Ballett School, Girl Band (s.u.) werdet ihr in einem Jahr angeben können, dass ihr die eh schon mal da und dort gesehen habt. Über Chili & The Whalekillers haben wir hier schon mal etwas geschrieben. Daneben gibt es auch noch eine riesige Abteilung an österreichischen Bands (Bad Weed, Freud, The Boys You Know), die ihr kennen solltet. Checkt die Timetables. Es lohnt sich wirklich.

BRATISLAVA

Seit letztem Jahr findet das Waves parallel auch in Bratislava statt. Wenn ihr die Möglichkeit habt, schaut euch das an. Die Nachbarn machen vieles sehr, sehr gut. Manches sogar besser.

DER NOISEY ABEND

Jetzt zum Wichtigsten: Weil wir das Ganze so suprig finden, hosten wir auch einen Abend auf dem Waves. Da spielen nicht nur die fantastischen Girl Band, die jungen Briten Blaenavon sondern auch Die Nerven aka die westfälischste Band Stuttgarts. Im Flex heißt es am Donnerstag: Gitarren, Gitarren, die Herren und Damen.

Ihr trefft Jonas beim Waves. Oder vorher auf Twitter: @L4ndvogt