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Was wir alle von DJ HeiFi (aka Disc Jockey Heinz Fischer) lernen können

Unser scheidender Bundespräsident Heinz Fischer hat eine Vergangenheit. Eine dunkle Vergangenheit. Er war einmal DJ.

Foto von Manfred Werner | Tsui | Grafik: VICE Media

Unser scheidender Bundespräsident Heinz Fischer hat eine Vergangenheit. Eine dunkle Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die auch viele unserer Generation mit ihm teilen werden. Eine DJ-Vergangenheit. Irgendwann kommt bei jedem der Moment, in dem man sich für einen neuen Job bewirbt und seine peinlichen „Turnup an den Tables“-Fotos aus dem Internet entfernen will. Unser Bundesheinzi hat nämlich im Jahre 2004, im Zuge seines Wahlkampfes, unter dem Namen „DJ HeiFi“ aufgelegt. Da das Internet nicht vergisst, gibt es im Äther des Netzes vereinzelt digitale Zeitzeugen. In dieser Slideshow des Standards seht ihr Heinzi beim Auflegen, natürlich stilsicher mit zwei Technics 1210ern. DJ HeiFi hat während seiner künstlerischen Schaffensperiode auch ein paar wertvolle Ratschläge an die Jugend weitergegeben, welche wir euch nicht vorenthalten wollen. Hier ist, was wir von DJ HeiFi lernen können:

Lektion 1: „DJ HeiFi“ steht für „Disc Jockey Heinz Fischer“

Bild: Screenshot FM4 Chat

Wie Heinz Fischer im Chatroom erläuterte, steht „HeiFi“ für „Heinz Fischer“ und „DJ“ für „Disc Jockey“. Letzterer Fakt wurde jedoch erst später an ihn herangetragen. Ob ihm diese Lektion der Abbrevationskunde von einem findigen Wahlkampfstrategen gehalten wurde, ließ The HeiFi offen. Im Allgemeinen können wir hier lernen, dass man auch selbstverständliche Dinge hinterfragen sollte. Nur weil man etwas schon immer so gemacht hat, muss es nicht die beste Art sein, etwas zu machen. Die törichte, intuitionsablehnende Frage von „Steht DJ HeiFi wirklich für Disc Jockey Heinz Fischer“ ist eine wichtige Frage, welche wir uns stellen müssen. Sie ist eine Analogie auf eine der größten Fragen der Philosophie. Existiert überhaupt irgendetwas? Ist Bewusstsein nur eine konditionierte Reaktion auf eine Illusion? Gibt es Realität? Ist nicht alles, was wir wahrnehmen, eine Abkürzung der Realität? Können wir von DJ HeiFi auf den wahren Heinz Fischer schließen oder ist er so real, dass wir es überhaupt nicht realisieren?

Lektion 2: Steh zu deinem Musikgeschmack

Auch wenn keiner deiner Freunde Grindcore mag, du hast das Aux-Kabel und jetzt herrscht dein Geschmacks-Gesetz. Für die nächsten drei Minuten. Manchmal müssen Menschen eben zu ihrem Glück gezwungen werden. DJ Elk (bekannt aus dem U4, O-Ton) hat im Kurzinterview mit dem Standard zu Buche gegeben, dass DJ HeiFi vor allem Jazz und Beatplatten aus den 40ern und 50ern auflegt. Das sei zwar etwas schwer, als Partysoundtrack zu verkaufen, dass sich The Original BP aber auch überhaupt nicht dreinreden lässt, sei schon ziemlich cool. Wir lernen hier, dass man manchmal aus Überzeugung und Ideologie für eine Sache einstehen muss, auch wenn die ganze Welt (oder deine Freunde) dagegen sind. Vielleicht weiß dein Freundeskreis einfach noch nichts davon, dass eine unbändige Liebe zu Maruta, Melt Banana oder absurdem japanischem Noiserock in ihnen darauf wartet, wachgeküsst zu werden. Wenn man wirklich von etwas überzeugt ist, muss man auch dahinter stehen. Vielleicht will uns DJ HeiFi diese Lektion mit auf den Lebensweg geben.

Lektion 3: Bei einem Jugendradio aufzutauchen, ist eine wichtige Qualifikation

Wie man in der Chronik des FM4-Chatrooms nachlesen kann, ist bei FM4 in einem Chatroom aufzutauchen wichtig, um sich gegen seine politische Konkurrenz abzugrenzen. In dem Fall gegen Benita Ferrero-Waldner. DJ HeiFi versucht hier wohl am ehesten Volksnähe zu demonstrieren. Er wurde danach ja auch gewählt. Ob der FM4-Chat das Zünglein an der Waage war? Waren es seine DJ-Skills? Wir werden es wohl nie wissen. Was können wir hier lernen? Wir lernen, dass wir vor nichts Angst haben dürfen, auch wenn wir uns potenziell dabei blamieren. H to the F wurde schließlich Bundespräsident. Er hat sich unorthodoxen Wahlkampfmethoden hingegeben und diese erfolgreich für sich genutzt. Genau so sollten wir unsere Scheuklappen abnehmen und öfters Dinge versuchen, die vielleicht nicht aufs erste Hinsehen Sinn ergeben.

Lektion 4: Hinterfrage alles

Als man The H.F. zu seiner Meinung über die Senkung des Mindestwahlalters auf 16 Jahre befragte, betonte er, dass „Jüngere oft besser informiert sind als Ältere“ und auch ein Mitbestimmungsrecht hätten. Wenn ich darüber nachdenke, wie shit-for-brains wir mit 16 waren, bin ich geradezu froh, dass wir absolut nichts zu entscheiden hatten. Wir lernen hier, dass auch Autoritätspersonen mit langer Lebenserfahrung nicht unfehlbar sind. Obwohl wir alle natürlich große DJ HeiFi-Fans sind, darf man das lebenslange Motto „hinterfrage alles“ nicht einfach über Bord werfen, nur weil der sympathischste aller österreichischen Sympathieträger eine Meinung hat. Wir lernen hier, uns niemals mit absoluten Statements zufrieden zu geben und dass wir immer versuchen müssen, die Hintergründe zu verstehen. Wir dürfen nicht Opfer des Populismus von Dampfplauderern werden, vor allem wenn sie nicht mal wissen, wo die Eins ist.

Lektion 5: „Pink ist eine Farbe und Pink Floyd ist ein Musiker, aber vielleicht ist Pink noch etwas Drittes.“

Diese wundervolle Stilblüte ist leider nicht zu 100 Prozent verifizierbar, jedoch taucht sie an mehreren Enden des Internets auf. Natürlich stimmt nicht alles, was im Internet steht, aber falls sie echt ist, zeigt sie einen postmodern-brutalistisch-reflektiven Humor unseres Landes-so-in-etwa-Obersten. Kann Pink alles sein? Was ist eigentlich Pink? Wir lernen hier, dass wir immer versuchen müssen, auch außerhalb des Gefängnisses unserer Vorurteile zu denken. Vielleicht ist Pink wirklich etwas Drittes. Oder etwas Fünftes, wie bei den Neos. Oder vielleicht ist Pink auch ein abstraktes Konzept und schwer zu Quantifizieren. Wie die Strukturreform. Vielleicht ist Pink auch nur ein Platzhalter für das unendliche Ungewisse. Dieses dunkle Gefühl in euren Hinterköpfen, welches euch manchmal dazu anhält, alles hinzuwerfen und euch nötigt, im Angesicht der Sinnlosigkeit des Seins auf eine Party zu gehen, um das alles zu vergessen. Hoffentlich legt ein DJ mit der selben Weltweitsicht wie HeiFi auf.

Abschließend ist zu sagen, dass Heinz Fischer schon irgendwie die Vaterfigur Österreichs ist. Er beschützt uns und wacht über das politische Tagesgeschehen. Er hat immer Lebensweisheiten auf Lager und sogar beim Plattendrehen schafft er es wichtige Botschaften zu vermitteln. Ich bin traurig, dass unser Bundesheinzi wohl am Ende seiner politischen Karriere angekommen ist, aber vielleicht hat er jetzt wieder mehr Zeit zum DJ sein.

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