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Das denken Deutsche wirklich über österreichische Musik

Ist österreichische Musik in Deutschland gerade wirklich so groß, wie wir denken? Wir haben nachgefragt.

Dass Österreicher österreichische Musik super finden, ist jetzt kein Geheimnis. Seit einiger Zeit sind sich aber auch alle hierzulande einig, dass das bei den Menschen im großen nördlichen Nachbarland ähnlich sei. Das sähe man doch schließlich an Bilderbuch, Wanda und Ja, Panik.

Ganz von ungefähr kommt das natürlich nicht. Die deutsche (Musik)Presse hat aktuell einen Narren an Wien gefressen. Der Musikexpress nannte innerhalb von kurzer Zeit Wien „vielleicht die wichtigste Popstadt“ und Wanda die „vielleicht letzte wichtige Rock'n'Roll-Band unserer Generation“. Sehr viel wichtig, sehr viel vielleicht, aber trotzdem schön.

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Bekanntlich wird es aber immer gefährlich, wenn sich alle einig sind. Wir wollten deshalb mal nachhorchen, ob das ein Musik-Elitenphänomen oder auch schon in die breite Masse hinabgesickert ist. Deshalb haben wir ein paar unserer Freunde und Bekannten in Deutschland gebeten, uns ihre Assiziationen mit österreichischer Musik zu schicken. Ohne groß nachzudenken. Sie sind alle nicht im Musik-Business tätig. Keine Booker, keine Journalisten, keine Label-Menschen.

Philipp: „Also Bilderbuch feiern tatsächlich ziemlich viele Leute hier. Ich hab sogar den Satz gehört: Der wichtigste deutschsprachige Act derzeit kommt aus Österreich. Viele finden gut, dass es mal was anderes ist, als man sonst von deutschsprachigen Bands kennt, auch wegen der Show, die die abliefern. Und auch wegen den Outfits. Bei Wanda sind die Meinungen schon geteilter…das finden manche auch noch geil, manche finden aber auch, dass die sich ein bisschen zu sehr selbst feiern für das, was sie abliefern.“

Barbara: „Gabalier. Und Christina Stürmer, Falco und Kruder und Dorfmeister. Und Tosca, aber das ist ja irgendwie glaube ich auch K&D. Ach ja und Moneyboy natürlich. Irgendwie fühle mich wirklich sehr unrepräsentativ.“

Jürgen: „Was man immer wieder hört ist, dass Wien mittlerweile ein ganz gutes Standing bei den Clubs am Start hat. Das hat sich rumgesprochen (und das sagen nicht nur ehemalige deutsche NC-Flüchtlinge, die es nach Österreich verschlagen hat). Das Andere sind so einzelne Erscheinungen wie Ja, Panik! oder auch SOHN. In Wahrheit wird aber nicht viel an Wien gedacht…“

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Lisa: „Ich bin letztens auf das hier gestoßen, und dachte mir, dass das die österreichische Musikszene gut repräsentiert.“ (Etwas irritierte Nachfrage von uns: Wegen Narcissus oder dem Rock Musical?) „Diese Mischung aus viel gewollt, aber ein bisschen strange rübergebracht.“

Anton: „Abgesehen von den üblichen Verdächtigen wie zum Beispiel Falco oder Christina Stürmer bekommt man hier nicht viel mit. Und die Stürmer wird nicht als explizit österreichisch wahrgenommen. Das liegt womöglich aber am hochdeutschen Gesang. Also sowas wie Wanda läuft hier nicht im Radio, obwohl andererseits Bilderbuch gerade erst beim Castival am Elbufer spielten. Aber generell bekommt man nicht viel mit. Die Ausrichtung der deutschen Musiklandschaft orientiert sich eher am amerikanischen Markt, eh so wie wie in anderen westlichen Ländern. Bei den kleineren, alternativeren Berliner Radios läuft viel lokales und skandinavisches. Ja, klar. Deutschland hat ja selbst einen großen und breiten Musikmarkt und die Skandinavier, allen voran die Schweden, haben Musikexport sehr früh als Wirtschaftszweig verstanden und die richtigen Fördermaßnahmen getroffen. Sowas aber wäre im Musikland Österreich (Mozart, Haydn, Brahms, Mahler!) aber undenkbar. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem österreichischen Musiker, der irgendwo zwischen FM4 und Ö3 angesiedelt war: Er meinte, zwar nicht komplett entrüstet aber doch etwas baff, dass auf seine Anfrage hin, sein Album bei Universal zu releasen, ihm der Chef der größten österreichischen Plattenfirma erklärte, dass das nicht möglich sei, da alles Geld, das bei Universal Österreich lukriert würde, wieder in die Zugpferde investiert werden müsse. Namentlich Christina Stürmer. Gut, das ist Jahre her, aber ich habe keine Zweifel dass der „Big Player“-Markt in Österreich (LOL) nach wie vor so funktioniert. Schön, dass es aber zumindest der Bildungsauftrag bei den Radiostationen des Landes gegriffen hat und es wahrlich eine kleine Explosion von jungen, spannenden Bands und Künstlern in Österreich gegeben hat. Wobei…Vielleicht liegt das auch einfach an den sozialen Medien…“

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Katja: „Ganz ehrlich, ich habe null Plan! Aber ich bin sowieso kein Musikauskenner (kleine Ausnahme: brasilianische Musik) und deswegen kenne ich außer Falco und Wolgang Ambros (nicht vom „Skifahrn“-Song, sondern vom „Zentralfriedhof“) und Beethoven gar nichts. Erstere von den alten Kassetten meines Vaters, die wir auf der Autofahrt gehört haben und letzteres aus der Schule. Sonst echt nichts. Zumindest nicht bewusst.“

Vinzenz: „Wenn ich an österreichische Musik denke, kommt mir spontan erstmal Falco in den Sinn. Ein großartiger Musiker, der, wie es mir scheint, nicht nur Spuren in Deutschland über viele Generationen hinweg hinterlassen hat, sondern auch die österreichische Musikwelt bis heute prägt. Zuletzt bekam ich mal wieder den Einfluss zu spüren, als ich auf einem deutschen Festival auf die Band Wanda traf. Posititiv überrascht, zeigte sie mir einfach wie die Österreicher es immer wieder schaffen mit Spaß, Ernst, Dreistigkeit sehr viel Gefühl in die Sprache und so in die Musik zu bringen. Emotionen hoch!“

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Hannah: „Ich würde dir wahnsinnig gerne weiterhelfen, aber leider habe ich KEINE Ahnung von der Musikszene in Österreich. Also wirklich null. Liegt entweder an mir oder dass sie hier nicht übermäßig repräsentiert ist. Gut, ich würde Österreich nun in erster Linie mit klassischer Musik in Verbindung bringen.“

Katharina: „Also die einzigen Bands, die mir da so spontan einfallen, sind Wanda und Bilderbuch. Ich weiß, dass es Leute gibt, die Bilderbuch mega feiern, andere findens eher so, naja, mittelmäßig.

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