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Sind Black Metal-Fans elitäre Arschlöcher?

Wir haben sowohl berühmte Leute als auch Yahoo! Answers befragt.

Vor ein paar Monaten landete ich in einer Bar in Brooklyn. Es war nicht besonders voll und ein Freund und ich wollten nur etwas trinken. Er hatte zufällig ein Shirt von Krisiun an und wir kamen mit den beiden Barkeepern über Metal ins Gespräch. Sie waren ebenfalls Fans der Band und die Drei haben angefangen sich über ein paar schwedische Bands mit unaussprechlichen Namen zu unterhalten, die sie alle mochten. Ich saß still daneben und hörte zu, bis ich erwähnte, dass Deafheaven in ein paar Wochen im Saint Vitus spielen; aber anstatt einhelliger Zustimmung erntete ich Blicke, die einem sonst zugeworfen werden, wenn man zugibt, das Haustier von jemandem getötet zu haben. Und dann Sex damit hatte.

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Beide Barkeeper fingen an zu spotten, verschränkten ihre Arme und erklärten mir, dass Deafheaven in keiner Weise Black Metal wären. Stattdessen wären sie „Hipster Metal“, was durch die „Haarmode“ des Sängers George Clarke anscheinend bewiesen wird. Ich habe das Ganze nicht persönlich genommen, da ich nur versucht habe, Smalltalk zu betreiben, während ich auf meinen Whisky wartete. Trotzdem erschien es mir seltsam, dass diese Typen sich so angegriffen fühlten, wenn man eine Band mit Blast Beats und Schreigesang in ein Musikgenre einordnet, mit dem sie sich identifizieren. In den folgenden Wochen lernte ich, dass eine Menge Black Metal-Puristen diese Meinung teilen—und als Deafheaven in der Stadt waren, habe ich das Thema ausführlich mit Sänger Clarke, dem Gitarristen Kerry McCoy und Schlagzeuger Daniel Tracy in meinem Podcast Going Off Track besprochen, zusammen mit Gastmoderator Brian Cook von den Russian Circles.

Als Jugendlicher, der mit den Bands auf Epitaph und Victory Records groß wurde, verstehe ich das Gefühl, irgendwo dazugehören zu wollen. Diese Art von elitärem Denken hat meine Teenagerjahre in einer Weise geprägt, die schwer sachlich zu beschreiben ist, wenn man noch nie über eine Baggy-Hose gestolpert und hingefallen ist. Was ich so seltsam an der Black Metal-Version dieses Verhaltens fand, war, dass die Leute, die am meisten Angst davor hatten, dass ihre Musikkultur unterwandert wird, erwachsene Männer mit Ehefrauen (wahrscheinlich), Hypotheken und echten Problemen waren. Nach dem Deafheaven-Konzert wurden außerdem Blogs wie BrooklynVegan mit Kommentaren wie „Sie machen mit Black Metal dasselbe, was Fred Durst mit Rap gemacht hat“—unter Anderem von User „SHITBATHER“ (ein wirklich schlaues Wortspiel mit dem Deafheaven-Albumtitel Sunbather)—überhäuft. Weitere anonyme Nervensägen haben sich auf das Aussehen der Band konzentriert und Sachen abgelassen wie: „Deafheaven sind scheiße. Live, auf Platte, immer. Tolle schwarze Handschuhe übrigens. Ich kann es kaum erwarten, dass die Typen in zwei Jahren ein Projekt wie Cold Cave starten. Bringt euch um.“

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Zugegeben, Kritik im Internet ist nichts neues und die Kommentarfunktion offenbart regelmäßig die tiefsten Abgründe menschlicher Ignoranz und Verdorbenheit, egal um welches Thema es geht. Trotzdem, für eine Szene, die so theatralische Elemente wie Corpsepaint, Feuer und King Diamond abfeiert, scheinen sich Black Metal-Fans ziemlich ernst zu nehmen—und wenn du dich aufregst, dass ich King Diamond mit Black Metal assoziiere, dann hast du wahrscheinlich auch Anstoß daran genommen, dass Judas Priest bei den Simpsons fälschlicherweise als Death Metal bezeichnet wurden. (Es ist notwendig zu erwähnen, dass ich mich hier hauptsächlich auf amerikanische Metal-Fans, die in Vorstädten wohnen, beziehe und nicht den Typen, der in Thailand vor kurzem den Sänger von Surrender Of Divinity ermordet hat, weil er „kein wahrer Satanist“ war.) Zum Glück bin ich mit Paul Delaney von Black Anvil befreundet, einer Band, die sich regelmäßig mit Tierblut übergießt. Trotzdem, als ich dieses Thema ansprach, antwortete er: „Mir ist scheißegal, was elitäre Leute sagen.“ Damit ist Delaney in der Minderheit und es scheint so, als würde die Kultur diese Einstellung fördern, indem sie Bands mit jedweder Verbindung zu diesem Genre, die von Leuten außerhalb der Szene wahrgenommen werden, verdammen; ob das nun Deafheaven oder Liturgy sind.

Da ich in meinen iPhone-Kontakten keinen weiteren Experten finden konnte, mit dem ich das weiter hätte erörtern können, habe ich die nächstbeste Methode gewählt: Yahoo! Answers. Vor zwei Jahren hat ein User mit dem Namen „Iusedtobreakwindows“ dort gefragt: „Warum sind Metal-Puristen/Elitetypen auf YouTube und außerhalb von YouTube so dumm und irrelevant?“ Die Antwort, die von den Usern als die Beste ausgewählt wurde, kam von „Irate Earwing“: „Ich denke, jeder, der in seinen Ansichten derart extrem ist, ist auch extrem ignorant. Wenn du nur Metal magst, OK, aber es gibt keinen Grund, andere dafür zu hassen, dass sie offener sind, wenn es um Musik geht. Ich hasse jede Form von Purismus und Extremismus, das ist so dämlich. Man findet das in allen Musikrichtungen, aber auch überall anders, wie beim Sport usw. Nur Idioten!“ Diese Person ist für eine Webseite, auf der sonst regelmäßig Leute fragen, ob es OK ist, auf seine Cousine zu stehen, nicht nur erstaunlich eloquent, er oder sie macht auch deutlich, wie albern das Ganze ist. Jede Gruppe, die ein besonderes Interesse teilt, hat ein gewisses Level an Elitismus. Es kommt aber vielleicht in einem Kosmos, der sich so stark ausdifferenziert wie Black Metal gerade, einfach mehr zum Vorschein. Das kann man vielleicht damit vergleichen, wie sich Sex Pistols-Fans gefühlt haben, als Green Day und The Offspring in den Neunzigern aufkamen. Trotzdem, an einem bestimmten Punkt musst du einfach akzeptieren, dass die Sache, die du magst, vielleicht populärer wird oder das Elemente davon von anderen Genres adaptiert werden—und wenn du einen Schritt zurück gehst, dann wird dir klar, dass das ein Teil dessen ist, was Musik oder andere Kunstformen wertvoll macht. Der Konflikt kommt nur auf, wenn du die Tatsache übersiehst, dass nichts in einem Vakuum existiert und dass etwas, wenn es wachsen will, für die Leute identifizierbar sein muss, denn sonst ist es nur eine abstrakte Masse, die durch den konzeptionellen Äther schwebt.

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Das hier verteidigt ihr, Black Metal-Puristen. DAS.

Das Verfassen dieses Artikels hat mich an eine Unterhaltung erinnert, die ich letztes Jahr mit (Achtung, Name-Dropping) Fred Armisen (der zufällig auch ein großer Deafheaven und Liturgy-Fan ist) über ein ähnliches Thema für ein Online-Magazin über Kreativität mit dem Namen The Fire Theft Project geführt habe. „Die Vorstellung, dass etwas vorher schon mal gemacht wurde, sehe ich nicht als etwas Negatives an“, erklärt der Portlandia-Star. „Das ist schon immer so und ich denke, es ist cool, das etwas zuvor bereits existiert hat. Du könntest jede Band nehmen und sagen: ‚Eigentlich ist das nur eine Variante von diesem und jenem’. Alles, was sich bis zur Zeit der Höhlenmenschen zurückverfolgen lässt, ist nur eine Variante von etwas anderem. Und das ist großartig. So sollte es sein. Man gibt Dinge so mit der Zeit weiter und was ist besser als das?“
Nicht einmal Irate Earwing hätte das besser sagen können.

Jonah Bayers Aufgabe ist es, Black Metal für elitär zu halten. Folgt ihm bei Twitter—@mynameisjonah

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