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Ausgehen ist keine Ausrede fürs Fremdgehen

Wenn ihr fremdvögeln wollt, tut es halt. Aber bitte versucht nicht, das zu rationalisieren.

Foto: Flickr | icanteachyouhowtoit | CC-BY 2.0

Letzte Woche hat euch meine Kollegin erzählt, warum Ausgehen oft zum Fremdgehen wird. Und das Ganze auch irgendwie gerechtfertigt. Ich finde das—mit Verlaub—eher scheiße. Und ich werde jetzt auch erklären warum.

Zuerst einmal: Natürlich zweifle ich nicht die grundlegende Erkenntnis an, dass viel Alkohol und Enthemmung statistisch öfter zu Fremdschmusen und -vögeln führt. Das ist klar. Und wenn ich vom „Fremdgehen“ rede, meine ich natürlich sexuelle Handlungen mit Fremden ohne in- oder explizite Absprache mit eurem Lebensabschnittspartner. Ja klar, es gibt sie, die offenen, polyamorösen Beziehungen und Ehen, in denen Sex und Liebe voneinander abgekoppelt werden. Das klingt für mich halt eher anstrengend und funktioniert meiner Erfahrung nach in den seltensten Fällen. Aber wenn ihr euch durch Sex mit Fremden gegenseitig nicht wehtut, geht das natürlich niemanden anderen etwas an. Go for it.

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Für alle anderen Fälle habe ich eine einfache Wahrheit für euch: Euren Partner zu betrügen ist selbstsüchtig und scheiße. Ich werde euch dafür nicht verurteilen, weil jeder Mensch Fehler macht, gelegentlich egoistisch ist und das zum Leben dazugehört. Aber bitte versucht nicht, euren Egoismus zu rationalisieren.

Schiebt euer nächstes Fremdschmusen auch bitte nicht auf den Alkohol. Ja, Alkohol setzt euer Urteilsvermögen herunter. Aber niemand ist so besoffen, dass er bei so grundsätzlichen Dingen wie Treue nicht mehr weiß, ob es jetzt gerade richtig oder falsch ist. Es ist ihm dann nur egal, und er hat weniger Angst vor den Folgen.

Außerdem seid ihr erwachsene Menschen, die sich bewusst in diese Situation begeben. Auch vor Gericht gilt Alkohol aus genau dem Grund nicht als Ausrede: Wenn ich mein Urteilsvermögen bewusst heruntersetze, kann ich mich eben nicht auf dieses fehlende Urteilsvermögen herausreden. Wenn ihr euren Partner besoffen betrügen wollt, tut es halt. Aber schiebt es nicht auf den Wodka-Red Bull. Nicht Alkohol betrügt Menschen, Menschen tun das.

Foto: Flickr | icanteachyouhowtoit | CC-BY 2.0

Was ist von dem „Solange nichts Ernstes dahinter ist, gefährdet es die Beziehung ja nicht“-Argument zu halten? Schwierig. Ja, es hat eine innere Logik. Aber es gibt, was das Fremdgehen angeht, auch einen gewissen Gender-Gap. Es ist schwierig das zu verallgemeinern, aber zumindest in meinem Umfeld finden Männer das rein sexuelle Fremdgehen, Frauen das emotionale deutlich schlimmer. Ich weiß nicht, ob das sozial konstruierte Unterschiede oder die männliche Urangst vor dem Kuckuckskind ist. Aber auch ich wäre deutlich weniger wütend, wenn mich meine Freundin für jemanden verlässt, als wenn sie mit jemand Fremdem vögelt. Für die Frauen in meinem Umfeld käme allerdings der Satz „Ich habe jemand Besseren kennengelernt“ einem Todesurteil gleich.

Letztlich finde ich, dass man von erwachsenen Menschen, die bewusst eine Beziehung eingegangen sind, erwarten kann, dass sie diese auch dann verantwortungsvoll führen, wenn das Feuer irgendwann nicht mehr so brennt. Und das „Führen“ schließt in diesem Fall das Beenden eben auch mit ein. Wenn ihr eure Freiheit vermisst, mit anderen Menschen schlafen oder euch wieder einmal begehrt fühlen wollt, ist das natürlich völlig legitim. Aber warum soll euch das von der Verantwortung entbinden, offen und ehrlich zu dem Menschen zu sein, mit dem ihr euch seit geraumer Zeit das Bett teilt?Wenn ihr eure Beziehung beendet, zerstört das—logischerweise—eure aktuelle Beziehung und tut eurem Partner meist weh. Wenn ihr ihn aber betrügt, zerstört ihr im schlimmsten Fall sein Grundvertrauen—womit ihr nicht nur eure aktuelle Beziehung kaputt macht, sondern auch seine zukünftigen.

Wenn ihr also betrunken auf oder nach einer Party fremdgehen wollt, tut es halt. Aber schiebt es nicht auf den Club. Nicht auf den Alkohol. NIcht auf euren Partner, der das einfach nicht versteht. Sondern nur auf euch selbst.

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