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Warum Fortgehen als Paar die Hölle sein kann

Frauen können irre sein, gerade wenn sie betrunken sind und aus ihren Launen beim Fortgehen plötzlich eine verdammte Twin Peaks-Traumsequenz machen.

Hier auf Noisey hat schon mal jemand den Text "Warum Ausgehen als Paar das Beste ist" geschrieben und ich bin sicher nicht der Einzige, der das sofort als persönlichen Angriff hingenommen hat. Bin ich nicht normal, weil ich oft mit meiner Freundin vor, nach und während dem Fortgehen streite?! Doch, es ist normal, gesund und die rosa Brille dieser DJ-Autorin wird auch bald zu wackeln beginnen.

Wir alle sind uns sicher – gerade in den ersten zwölf Monaten einer Beziehung – , dass unsere neue Liebe etwas Besonderes und noch nie Dagewesenes sein muss, ein atlantisches Einhorn mit AIDS-Immunität. Es ist aber leider eine empirisch nachweisbare Tatsache, dass der Grund, warum die meisten Leute Probleme mit dem Pärchen-Fortgehen haben, auf vielen über die Zeit hinweg entstandenen, schlechten Erfahrungen damit basiert.

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"Ich weiß nicht, was alle haben, ich und mein Partner haben immer Spaß miteinander beim Fortgehen." So ähnlich reden aber auch Leute, nachdem sie die ersten paar Male Crack geraucht haben. Die schönsten Dinge im Leben können umschlagen und dann fehlen dir plötzlich ein paar Zähne. Keine Frage, ich liebe meine Freundin sehr und es war anfangs supergeil, sexy gekleidet und in den dunklen Paralleldimensionen der Clubs die Liebe immer wieder neu zu entdecken. Aber irgendwann, nach dem zehnten Rauschstreit, ist das Ganze plötzlich nicht mehr so cute.

Ich denke beim Pärchenfortgehen nicht mehr an das stundenlange Schmusen oder daran gute Musik zusammen zu entdecken, auch nicht ihren Popo, dem ich hypnotisiert nachlaufe oder ihrem Glitter auf meinem Bauch. Meine ersten Assoziationen sind jetzt Zigarettengeruch in den Haaren, eine Alkfahne oder am nächsten Tag neben dem zerschossenen Gesicht aufzuwachen, das man eigentlich so lieb hat.

Besonders einprägsam war ein Streit im Werk, bei dem ich, bis über beide Ohren besoffen und gerade genug bekifft, um komplett paranoid zu sein, meine Liebste mit bösen Blicken durchlöcherte. In meinem kaputten Zustand baute ich mir absurde Gründe zusammen, warum sie erst so spät gekommen war. Die Gin Tonics in mich- und verschüttend wollte ich sie nicht mal meinem asexuellen besten Freund sprechen lassen. Ja, ich weiß, in dem Fall war ich wohl das Problem im partnerschaftlichen Getriebe.

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Aber ich habe auch schon eine "Die ganze Nacht beleidigt"-Retourkutsche bekommen, obwohl meine Freundin eigentlich nicht wirklich eifersüchtig ist. Sie hatte gesehen, wie ich bei der Begrüßung einer Bekannten zu "vertraut" ihren Rücken berührte. Dinge, die einem selber nicht mal auffallen, können beim Fortgehen deinem Partner in den falschesten Hals geraten.

Und so entsteht für einen Typen wie mich, der schon mal den visuellen Verlockungen des Nachtlebens nachglotzt, eine ziemlich Grundanspannung. Wobei es noch komischer kommt: Als meine Liebste später mal meinte, dass sie es eigentlich ziemlich erregend findet, wenn sie von anderen Frauen und mir träumt oder ähnliches, verliert man komplett die moralische Orientierung. Ist das eine Falle, eine Aufforderung oder sollte man so eine Information einfach als coolen weird Fact hinnehmen?

Frauen können einfach verdammt irre sein, gerade wenn sie betrunken sind und/oder Drogen aus ihren Launen beim Fortgehen plötzlich eine verdammte Twin Peaks-Traumsequenz machen. "Ich geh nachhause, du willst mich eh nicht da haben!" habe ich schon ins Gesicht geschmollt bekommen, nach gefühlten 40 Wieselburgern und nur weil ich ihr gesagt habe, dass sie da hinten Geld abheben kann.

So muss man sich bei der Definition "Fortgehen als Paar" auch ganz genau die Intensität des "Fortgehens" anschauen. Sicher, wenn wir zu zweit immer nur drei Gläschen Weißwein und ein halbes Näschen Koki zu uns nehmen würden, wäre unser Fortgeh-Verhalten sicherlich zivilisierter. Es geht dann weniger darum, dass wir als Paar unterwegs sind, sonder mehr um das Rauschlevel. Ich hab meiner Freundin auch schon vor allen Freunden "Fuck You" nachgeschrien nur um 30 Sekunden später, aufgrund Komplettamnesie à la Memento, ihr meine verkifft-filzte Zunge reinstecken zu wollen.

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Noch so ein Punkt. Es ist schön nicht alleine heimgehen zu müssen – wenn man noch gehen kann. Meistens entscheidet sich nämlich nach Zweidrittel des Abends, wer auf den anderen aufpassen muss. Mich an dem "Fuck you"-Abend ins Taxi zu befördern, hat meine Freundin als eine Mischung aus olympischem Hammerwurf und unromantischer Titanic-Spinning-Szene beschrieben. Ich kann mich auch erinnern, ich habe auf einer Geburtstags-Party aufgelegt, während meine damalige Freundin anfing, mit allen rumzuschmusen. Letzteres hat sowieso nicht sollen sein.

Wirklich jeder kann beim intensiven Fortgehen zum gigantischen Arschloch oder zum Riesenbaby werden, und leider kann man das nicht immer fair abwechseln. Somit wird einer in der Beziehung irgendwann mal angepisster sein als der andere. Mitmenschen sind von Grund auf anstrengend, jetzt stellt euch mal vor neben einem aufzuwachen, nach 3 Flaschen Wein oder einer Flasche Stoli. Überhaupt sollte man nicht vergessen, dass wir uns alle in Gesellschaft auch zu einem gewissen Maß verstellen, was es heißt, dass dir deine Liebe beim Fortgehen plötzlich auch komplett fremd vorkommen kann.

Wie im Vorgängerartikel erwähnt, kann und soll man natürlich in der Gruppe Party machen. Nur kann man trotzdem die Liebste oder den Liebsten nicht einfach irgendwo sitzen lassen, während man im Backstage-Bereich zwei Stunden die Nasenschleimhaut permabelastet. Der Partner, der da ohne ein paar Höflichkeits-Check-Ins und Zwischendurchbussis nicht die Nase rümpft, gibt es nicht – da können noch so viele Kumpels da sein. Wenn doch, dann seid ihr vielleicht beim Fortgehen so dermaßen froh einander nicht sehen zu müssen, was wohl eher Sorgen bereiten sollte.

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Es kann auch ins abstruse Gegenteil umbrechen. Meine liebe, über-empathische Freundin hat sich einen ganzen Abend auch mal bemüht, gar nichts mit mir zu reden und mir aus dem Weg zu gehen. Meine verwirrte Frage, was denn los sei, beantwortete sie so: "Ich will, dass du mit den Freunden, die du eh nicht so oft siehst, Spaß hast und nicht mit mir." Die Logik dieser Argumentation jetzt einfach einmal ignorierend ist klar: Pärchen-Befindlichkeiten müssen zu einem gewissen Maß eben auch bei der Gruppen-Fortgeh-Gaudi beachtet werden.

Und das ist ja auch völlig in Ordnung, nur da wird es schwierig – oder eben die Hölle. Ich habe tatsächlich schon einmal den ganzen episch-langen Heimweg von der Kantine in den 2ten darüber gestritten, wer denn den Stein ins Rollen gebracht hätte, nachhause zu gehen. Wir beide waren uns sicher, aufgrund von Signalen und auch ausgesprochenen Aufforderungen des anderen nun dem anderen zuliebe die Party zu verlassen. RELATIONSHIP CORRECTNESS GONE MAD.

Je länger du eine Person kennst – intim kennst – , desto mehr Situationen werden sich ergeben, in denen ihr einander anpisst. Und wenn frequent richtig viel gesoffen und Party gemacht wird, können und werden da mit ziemlicher Sicherheit Arschloch-Aktionen passieren. Die Schlüsse aus diesen Abenden müsst ihr selber ziehen: Therapie, Schlussmachen, mehr saufen gehen…

Fakt ist, dass ich mich in einer super und eigentlich ziemlich gesunden Beziehung befinde, und obwohl ich stundenlange Streite, besoffene Heulereien – ich habe geheult – und Eifersüchteleien hinter mir habe, steht das Haus noch. Vielleicht hat es uns sogar noch härter gemacht. Ich liebe mein Baby, wir haben oft die beste Zeit auf Partys und trotzdem weiß ich manchmal schon im Vorhinein, dass das Fortgehen zusammen die Hölle wird. Es gibt auch keine Pauschallösung und es wäre ganz idiotisch, deshalb gar nicht mehr zusammen fortzugehen. Finden wir uns damit ab, wir gehen uns manchmal am Arsch – und wo, wenn nicht beim Saufen und in Konfrontation mit Dutzenden potentiellen Partnern für deine Freundin. Bussis.

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