Foto von Samantha Marble
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Michail Stangl: Ich denke, es hat zurzeit viel mit dem politischen Klima in Berlin zu tun. Die letzten Wochen brachten eine Menge medialer Aufmerksamkeit für die unangenehmen Seiten des Berliner Nachtlebens—ganz besonders die Verbrechen und die Gewalt, die Nachts passiert und sehr oft auf Touristen in den Hot Spots der Stadt abzielt. Nicht, dass das in der Vergangenheit viel anders war, nur die aktuelle nationale Berichterstattung hat die Aufmerksamkeit mancher Politiker auf das Berliner Nachtleben gerichtet.Dasselbe gilt auch für die Durchsetzung bestimmter Sicherhheitsstandars und Baubeschränkungen. Der Großteil der Berliner Clubs operiert in einer Grauzone und kommt damit davon, weil die Berliner Administration es nicht schafft, das zu kontrollieren. Es mag eine Verschiebung der Prioritäten der Berliner Administration geben, was die kürzliche Maßregelung erklären würde. Natürlich sollten wir die schreckliche Tragödie der letzten Love Parade dabei nicht vergessen—eine der Auswirkungen war eine benötigte Veränderung im Hinblick auf Event-Sicherheit.
Ich denke, in der Vergangenheit hat die Schließung der Clubs die Community nicht sehr groß beeinflusst. Publikum und Musiker waren anpassungsfähig und sind zur nächsten Location weitergezogen. Glücklicherweise bietet die Stadt genügend passende und günstige Locations, so dass für jeden geschlossenen Club kurz darauf mindestens ein neuer eröffnen konnte. Aber dadurch, dass Berlin mit all den sozio-ökonomischen Auswirkungen mehr und mehr eine Hauptstadt wird, wird es immer komplizierter, passende Orte zu finden—besonders in Neukölln, Kreuzberg und Friedrichshain.
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Glücklicherweise sind die Standards der Sicherheit (und Verantwortung) in Deutschland recht hoch und ich kann mich an keine Zwischenfälle in Berlin erinnern, die durch unzureichende Sicherheit passiert sind—bis auf eine Ausnahme. Die Sicherheit der Besucher, Angestellten und Musiker kommt ohne Zweifel immer zuerst und es stimmt, dass jede Verletzung dieser diszipliniert werden sollte. Was ein Überdenken benötigt, ist wie bestimmte Gebäuderegelungen und Sicherheitsvorschriften erreicht und implementiert werden können, ohne dass die kulturfokussierte Arbeit von einem finanziellen Standpunkt aus komplett unmöglich erscheint.Eine Menge Orte in Berlin sind nur das geworden, was sie heute sind, weil sie sich stetig verbessert haben. Das Fehlen von Kontrollen hat halblegalen Fabrikhallen mit nicht mehr als Kühlschränken und einem Soundsystem erlaubt, sich in voll ausgestattete und sichere Clubs zu entwickeln. Ich sage nicht, dass das der richtige Weg ist, um die Dinge anzugehen, aber er zeigt zumindest, dass Clubbesitzer daran interessiert sind, die erforderlichen Standards zu erreichen und Wege zu finden, um sicher zu arbeiten, auch wenn nicht alles nach den Vorschriften läuft.Dieser Artikel ist vorab auf THUMP erschienen.**Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.