Am Freitag steht Großes bevor. Mit The Beauty Behind The Madness erscheint nicht nur das zweite Album des Kanadiers The Weeknd. Sondern damit auch eines der wahrscheinlich größten Alben dieses Jahres (nachdem einige andere ja auf sich warten lassen). Und zu allem Überfluss wird offenbar auch noch ein Messias geboren.Zuallererst mal: The Beauty Behind The Madness ist tatsächlich genauso gut, wie die Leute sagen. So gut, dass sich alle Schreiberlinge so einig sind, wie das letzte Mal vielleicht bei Frank Ocean. Lustigerweise nicht nur in der Bewertung, das passiert häufiger. Sondern sogar in den Formulierungen. The Weeknd wird „zum neuen Michael Jackson einer neuen Generation“, „der Michael Jackson seiner Generation“, der „next Michael Jackson“, oder zumindest der „heir to Michael Jackson's throne“. Dieselbe lustige Linksammlung könnte man übrigens auch mit dem Wort Pop machen. Das ist nicht schlimm. Egal ob wir da alle voneinander abschreiben, von einem Artikel abschreiben, einfallslos sind oder zufällig alle denselben Gedanken habe: Es stimmt. The Beauty Behind The Madness ist ein riesiges Pop-Album, das die Fähigkeit hat, Mainstream und selbsterklärten Untergrund zu vereinen und zum Referenzpunkt zu werden. Das ist ja auch der Anspruch von Abel Tesfaye aka The Weeknd, was er auch in dem recht bekannten Stück aus der New York Times erklärt: „These kids, you know, they don’t have a Michael Jackson. They don’t have a Prince. They don’t have a Whitney. Who else is there? Who else can really do it at this point?“
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The Weeknds wird Album groß werden. Das bringt aber auch Probleme mit sich. Der Kanadier hatte sich in den ersten Jahren mit seinen Mixtapes, die später zum Compilation-Album Trilogy zusammengefasst wurden, eine ziemliche Fanbasis erarbeitet. Erst unter richtigen Kennern, dann zumindest unter den Leuten, die schon mal auf einem Musikblog waren. Sein Debüt Kiss Land stieg 2013 in Amerika zwar auf Platz Zwei ein, aber irgendwie konnte jeder noch auf seinem Bett sitzen, „Wicked Games“ hören und sich dabei vorstellen, dass das gerade zeitgleich vielleicht zehn andere Menschen tun.
Das ist jetzt vorbei. The Weeknd hat sich nicht nur weiterentwickelt, er hat einen Sprung gemacht. Er will den nächsten Schritt, will den Erfolg, den Bombast, den Pop. Das hört man, liest, spürt man. Das ist auch gut so, denn kleine R'n'B-Mixtapes produzieren kann vielleicht nicht jeder, aber doch eine ganze Menge. Ein guter Popstar zu sein, dafür braucht es viel mehr.Wie jedes Mal, wenn sich Künstler entwickeln, stößt das Fans vor den Kopf. Sie haben das Gefühl, sie wurden etwas beraubt. Sie werden gezwungen, mit etwas abzuschließen. Das muss natürlich nicht immer stupide sein—Brian Josephs hat für die Kollegen von Noisey Kanada einen schönen Abgesang auf The Weeknds-Mixtape-Zeit geschrieben. Oft ist es aber einfach nur sinnlose Nostalgie. Der Wunsch, sich an etwas festzuhalten, das es so nicht mehr geben kann und geben soll—und sei es nur die Gewissheit, das ich das Werk eines Künstler kenne, den mein Sitznachbar vielleicht nur beim Namen kennt.
Aber natürlich bekommt The Weeknd auch Unterstützung.
Die negativen Kommentare brauchen niemanden zu stören, vor allem nicht The Weeknd selbst. Der Sänger kann noch so oft auf seine alten Fans beruhigend einreden, dass sie sich nicht an seinem neuen Publikum stören sollen, das heute auf ein Taylor Swift-Konzert geht und nächste Woche auf seine Live-Show. Es wird sie trotzdem geben, die Nörgler. Dass sich Leute in ihrem Fantum verraten fühlen und abspringen ist der Lauf der Dinge. Darauf braucht man nicht viel zu geben. Es ist gelegentlich notwendig, alte Dinge zurückzulassen, wenn man etwas werden will. Der neue Michael Jackson zum Beispiel.**Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
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