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Tanz Durch Den Tag versucht es auch heuer mit Crowdfunding

Auch 2015 versucht das TddT-Kollektiv, per Crowdfunding Spenden für sein Sommererwachen zu sammeln. Wir haben mal nachgefragt, wie das so läuft.

Foto: Tanz Durch Den Tag via Facebook

Tanz Durch Den Tag, im Internet auch als TddT bekannt, ist vieles. Eine Idee, ein Festival, eine Party, ein Kollektiv, das all diese Dinge erdenkt und umsetzt. Begonnen hat TddT mit kleineren Freiluft-Veranstaltungen, die sich durch Ketten-SMS verbreiteten. Wie es dann oft so ist: Alles wächst, gedeiht—auch weil das leicht hippieske Sommer-Ding einfach gut ankommt. Nachdem eine Party in Brigittenau publikumstechnisch ein bisschen ausartete, war es mit der Unschuld vorbei. Eh klar, man kann von Niemandem verlangen, persönlich das Risiko für tausende feiernde Menschen zu übernehmen, wenn das Ganze rechtlich nicht gedeckt ist. Also startete man ein Crowdfunding, mit dem man 20.000 Euro einnehmen wollte. Damit machten sich die TddT-Leute nicht nur Freunde, aber erreichten ihr Ziel: Eine große, friedliche Party, für die niemand seine Oma verpfänden musste.

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Heuer versucht man es wieder. Das Crowdfunding für das TddT Sommererwachen 2015 ist gestartet. Wir haben dem Kollektiv dazu ein paar Fragen per Mail geschickt.

Noisey: Letztes Jahr war das erste Mal, dass sich TddT mit Crowdfunding versucht hat. Welche positiven, aber auch negativen Erfahrungen habt ihr gemacht?
TddT: Wir haben uns für Crowdfunding entschieden, weil wir unser Konzept des freien Zugangs zu unseren Open Air nicht ändern wollten. Unsere Vision ist, öffentlichen Raum zu beleben. Und damit er öffentlich bleibt, hatten wir die Idee, die steigenden Kosten mit einer Crowdfunding Kampagne auszugleichen. Die Laufzeit des Crowdfundings lief nur rund einen Monat. Aus diesem Gesichtspunkt waren die rund 10.000 Euro, die uns unsere Unterstützer überwiesen haben, ein Erfolg. Nichtsdestotrotz war es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn man sich die Gesamtausgaben des Festivals anschaut. Es ist ein schönes Finanzierungsmodel, und wir finden es hat Zukunft. Allerdings ist es nicht einfach, Menschen dazu zu bewegen, freiwillig Geld zu spenden. Wir versuchen es nochmal und glauben auch daran neue Wege zu gehen. Es ist kein Spiel mehr, es geht um viele Ausgaben—ein Budget von rund 200 000 Euro muss finanziert werden. Somit sind wir in einer Zwickmühle wenn uns unsere Besucher nicht in Form von einer freiwiligen Spende unterstützen.

Habt ihr eigentlich letztes Jahr eure Ziele erreicht?
Nein, wir haben unser Ziel nicht erreicht. Nichtsdestotrotz haben wir das Open Air in der geplanten Größe auf die Beine gestellt. Wir haben einiges an Geld ausgeliehen und alles auf eine Karte gesetzt, glücklicherweise ist es sich mit Biegen und Brechen ausgegangen. Die Auszahlungen der Künstler und der Organisatoren waren natürlich mehr als mager. Das ganze Geld ging an die Firmen, die uns den Bauzaun, die Klos, den Strom und viele andere Teile der Infrastruktur geliefert haben. Unser Ziel ein freies Festival, ohne Ausverkauf an Sponsoren oder Parteien, mit fairen Bezahlungen von Arbeitsaufwand für alle Beteiligten bleibt leider nachwievor in weiter Ferne. Wir machen trotzdem weiter, weil wir unsere Ambitionen eines Festivals der Vielfalt, bei dem elektronische und Live Musik auf zwei Bühnen stattfindet, Markt, Kinderprogramm, Heilkunst, Workshops und Vorträge, eine Ausstellung, viele Installationen, Dekoration und Konstruktionen geboten werden, in Wien umsetzten möchten.

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Was hat sich in Bezug auf die Finanzierung durch die Crowd zum letzten Jahr verändert? Es gibt fixe „Preise“ für Unterstützer, oder?
Ab einer Spende von 30 Euro gibts dieses Jahr ein Festival Bändchen, mit den man als stolzer TddT-Unterstützer ohne Anstehen tanzen kann. Und bei der diesjährigen Afterparty gibts auch ein kleinen Rabatt auf das Ticket. Sonst gibt es keine fixen „Preise“, und jeder soll und darf spenden wie es ihm möglich und was es ihm oder ihr wert ist. Nur durch die Teilnahme vieler können wir unser Ziel erreichen. Wir wissen es wird schwierig, doch wir geben nicht auf und kämpfen für ein unabhägiges Festival in Wien.

Was sagt ihr zu der Kritik, das Crowdfunding sei nur notwenig, weil TddT unnötig groß geworden sei?
Ja, wir sind groß geworden. Unsere Freiluft-Veranstaltungen finden großen Anklang. Wir freuen uns darüber, weil wir es wunderschön finden, dass so viele unterschiedliche Menschen im öffentlichen Raum aufeinandertreffen und einen schönen, friedlichen und oft auch einen magischen Tag miteinander verbringen. Das war und ist unser Ziel. Dieses offene und freie Konzept zu verändern wollen wir nicht. Somit ist es nahezu unmöglich die Veranstaltungsgröße zu verkleinern. Wir müssten Eintritt verlangen oder die Veranstaltung geheim halten. Zu dem kommt noch hinzu, die Behörden gehen fix von einer höheren Anzahl an Besuchern aus. Sie geben uns jedes Jahr höhere Auflagen, wie Bauzaun, Sanitäter, Notärzte, Polizei, dutzende Securities und WCs, Notbeleuchtung, usw. Die müssen wir einhalten, wenn wir ein Fest machen möchten, das kostet, und das nicht wenig. Somit ist ein kleines Fest unter dem Schirmmantel von Tanz durch den Tag zurzeit nicht möglich.

Welchen Anteil hat diese Form der Finanzierung am Festival? Welche anderen gibt es noch?
Wenn alles gut läuft hat das Crowdfundin einen rund 10 Prozentigen Anteil des Gesamtbudgets des Festivals. Unser Ziel ist es 20 000 Euro im Vorhinein zu sammeln. Neben dem Crowdfuning gibt es nur die freie Spende beim Festival und die Bareinnahmen. Um auf Null zu kommen benötigen wir 200 000 Euro, somit steht und fällt alles mit der Bar. Die Einnahmen vom Crowdfunding benötigen wir um die Veranstaltung vorzufinanzieren. Um Flüge zu buchen, Kautionen zu zahlen und Material für die Kunst- und Aufbauproduktion zu besorgen. Ohne Tagtänzer*Innen kein TddT. Ermöglicht unseren 5. Geburtstag. Spendet und tanzt mit uns!

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