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2015 wird es kein Tanz durch den Tag Festival geben—aber eine Demo

Wir haben mit den Tanz durch den Tag Veranstaltern gesprochen und uns erklären lassen, warum es dieses Jahr kein Festival geben wird.

Foto via Facebook

In den verblichenen Punkerherzen tut sich etwas: Wie wir angekündigt haben, will man in Graz mit einer Parade um das Recht auf Clubkultur kämpfen. Man lehnt sich also nicht zurück und schaut zu, wie sich eine Kultur ein Grab schaufeln muss, sondern geht auf die Straße und tut seinen Unmut kund. Auch in Wien wird am 14. Mai dazu aufgerufen auf die Straße zu gehen. Wofür hier gekämpft werden soll? Die Nutzung des freien Raums. Grund dafür gibt es genug: Im Sommer 2015, der wie jeder Sommer eigentlich der schönste unseres Leben werden sollte, wird es kein Tanz durch den Tag-Festival mehr geben. In einer Pressemeldung, die uns heute erreicht hat, wurde aber auch hier darauf hingewiesen, dass man nicht einfach zusehen soll, wie infrastrukturelle und sicherheitstechnische Auflagen die Nutzung von Freiflächen für Kulturkollektive schwer bis unmöglich wird.

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Diese Faktoren—und, dass öffentliche Flächen eventisiert und lieber an privatwirtschaftliche Unternehmen vergeben werden—erhöht den Druck auf die Menschen, die diese Flächen gerne für nicht kommerzielle Veranstaltungen nützen würden. Seit 2010 konnten wir unsere Sommernachmittage in regelmäßigen Abständen mit den Leuten von Tanz durch den Tag verbringen. Weil sie sich wünschen, dass ihr Festival bei gratis Eintritt stattfinden kann, steht die Zukunft des durchtanzten Nachmittags nun auf der Kippe. Neben der Frage nach dem öffentlichen Raum, die sich nun durch TddT auch in Form einer Demo aufwirft, hat auch das unlängst gehypte Down Under The Bridge eine ähnliche (und im Grunde auch die gleiche) Frage aufgeworfen, die wir analysiert haben: Wem denn der Donaukanal gehört. Aber ob es nun das Down Under The Bridge oder Tanz durch den Tag ist: Die Nachfrage nach Happenings im öffentlichen Raum ist groß. Vielleicht ist es der Flair, den diese un- bis semi-kommerziellen Veranstaltungen verbreiten. Vielleicht, weil es ein bisschen mehr nach Miteinander und ein bisschen weniger nach Geld riecht. Vielleicht, weil die Sehnsucht nach Freiheit und dem Loskommen von Alltag wenigstens für ein paar Stunden funktioniert. Vielleicht, weil „öffentlich“ auch „miteinander“ bedeuten kann und nicht zu „privat“ werden soll.

Wir haben mit dem Tddt-Kollektiv geredet und uns erklären lassen, warum man mit ihnen durch den Tag marschieren, und ihnen um frei zugängliche Plätze kämpfen sollte:

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Foto via Facebook

Warum gibt es TddT heuer nicht mehr in Form eines Festivals?
TddT-Kollektiv: Das Ziel des TddT-Kollektivs war es immer, ein Festival bei freiem Eintritt und ohne Werbung vor Ort zu realisieren. Mit den von öffentlicher Hand geforderten Massnahmen zur Garantie der Ordnung und Sicherheit war dies leider nicht mehr finanzierbar. In den letzten Jahren haben wir es durch Crowdfunding und Spenden vor Ort geschafft unsere Kosten zu decken, auch wenn vom Team ein enormer Arbeitseinsatz unbezahlt geleistet werden musste. Durch die in diesem Jahr zu erwartenden Besucherzahlen sind die Infrastrukturanforderungen explodiert, wir hätten beinahe den 5-fachen Aufwand des letzten Jahres betreiben müssen, dies werbefrei und ohne Eintritt zu finanzieren war leider nicht mehr möglich.

Welche Erfahrungen sind euch von den Festivals bekannt?
TddT war in den letzten Jahren ein sehr friedliches und freundschaftliches Festival, welches eine breite Publikumsschicht angesprochen hat. Mit unserem Familien- und Rahmenprogramm waren wir immer auch für Publikumsschichten attraktiv, die nicht auf typische „Technopartys“ gehen, wir haben immer versucht, mehr als das zu bieten und der Publikumszuwachs der letzten Jahre hat uns bestätigt, dass wir mit diesem Ansatz sehr großen Anklang finden.

Was erwartet/erhofft ihr euch von euerer Demo?
Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass ein großer Teil des Stadtraums für die Öffentlichkeit nicht mehr frei zugänglich ist, dass es kaum noch niederschwelllige Veranstaltungen mit freiem Zugang gibt, dass der Stadtraum immer mehr kommerzialisiert und reglementiert wird. Deshalb demonstrieren wir für mehr Mitgestaltungsrecht in Wien und die Möglichkeit für ein selbstbestimmtes Kulturleben.

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Welche Parole kann man schon jetzt für die Demo üben?
Mehr Recht auf Freiraum!
Wir fordern frei zugängliche Plätze!
Wir fordern mehr Mitbestimmungsrecht im Stadtraum!
Regeln beugen, Freiraum erzeugen

Was wird man diesen Sommer von euch hören?
Darüber dürfen wir leider noch nichts verraten!

Zu guter Musik wird am 14.05. durch die Straße getanzt:

Treffpunkt: Platz der Menschenrechte beim Marcus Omofuma Gedenkstein:

Wann: 14.05. um 14:00

Start der Demo: 15:00

Abschlusskundgebung: 19:00-22:00 Praterhauptallee

After(Demo) Hour: Pratersauna

Isabella ist auf Twitter: @isaykah

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