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So wird dein erbärmlicher „Walk of Shame" zu einem graziösen „Walk of Fame”

Dein Heimweg ist das, was du daraus machst.

Alle Fotos von der Autorin.

Partys können lustig sein. Oder zumindest ein bisschen unterhaltsam. Unterhaltsamer, als auf die Decke zu starren und mit einem Kumpel deines Ex zu tindern, sind sie allemal. Man darf nur nicht vergessen, dass alles im Leben zurückkommt. Wenn man sich ein lockeres und spaßiges Gefühl ausborgt, muss man es auch früher oder später zurückzahlen. Mit „früher” ist der Tag nach der Party gemeint.

Wenn du die Partynacht nicht bei dir im Bett ausklingen hast lassen und so die Möglichkeit verpasst hast, am Tag danach die Gesellschaft aktiv zu meiden und dich im Bett stöhnend zwischen kalten Pizzastücken zu wälzen, wirst du wohl irgendwann den Heimweg antreten müssen. Um eben das zu tun.

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In der guten alten Zeit, also so 2010, sprach man von einem „Walk of Shame” wenn der Heimweg von deinem One Night Stand gemeint war. 2015 sind wir intelligenter und aufgeklärter. Deshalb wissen wir, dass wohl keine Generation so ungevögelt und ergo auch untervögelt war, wie unsere. Heute und hier ist—damit keine alten Wörter sterben müssen—mit „Walk of Shame" einfach der Heimweg nach einer Party gemeint. Ob von einer Afterhour, von deinem Gspusi, oder, weil du eben um zehn Uhr in der Straßenbahn aufwachst—ich dehne die Defintion des „Walk of Shame" aus. Scham ist grundsätzlich toll. Das Gefühl kann dich jederzeit übermannen—zum Beispiel wenn du ausnüchterst—und es gibt einfach keine Grenze nach oben. Heutzutage braucht man eben keinen Sex um abgefuckt auszusehen und sich zu schämen.

Zur Klarstellung: Du hast keinen „Walk of Shame", wenn du von deinen Freunden heimgehst. Da kann man sich nämlich duschen und eventuell Sachen ausborgen. Schlimmstenfalls Geld für ein Taxi. Das ist ein Luxus—spätestens dann, wenn du es nicht hast, trifft dich diese Erkenntnis. Mit „Walk of Shame" ist ein Heimweg gemeint, den du mit deiner Partykleidung, deiner Nicht-Frisur und deinem verlorenen Selbstwert antrittst. Untertags. Ich sage dir, wie du ihn mit einfachen Tricks zu einem „Walk of Fame” ändern kannst.

Wasser ist nicht umsonst ein Lebenselixier—nütze dieses wertvolle Element.

Werde eins mit dem Wasser. Trinke es. Trinke unheimlich viel davon. Wasser gibt es überall wo es eine Wasserleitung gibt. Such eine Wasserleitung. Versuche auf einer öffentlichen Toilette die Leitung nicht mit deiner Schleimhaut zu berühren. Oder deiner Haut. Versuche nur das Wasser zu berühren. Nachdem du unheimlich viel Wasser getrunken hast, wasche dir das Gesicht. Fühle, wie der Grind von letzter Nacht ins Becken tropft. Nachdem du Wasser in und auf dir hast, benutze die Toilette und werde einen Teil des Wassers los. Ansonsten überkommt es dich mitten auf deinem Heimweg. Warum das semi-optimal ist, muss ich nicht erwähnen.

Die Augen sind der Spiegel deiner Seele—deshalb solltest du sie lieber verstecken.

Solltest du dummerweise nicht meine wertvollen und äußerst intelligenten Artikel lesen, wie diesen hier, in dem ich die Wichtigkeit einer Sonnenbrille mehrmals herausstreiche, dann: SSKM (Selbst Schuld, kein Mitleid). Solltest du die Sonnenbrille eh mitgenommen, aber genau wie deinen Selbstwert in einer dunklen Ecke der Disco verloren haben, dann ist Hopfen und Malz noch nicht verloren.

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Du suchst jetzt den nächstbesten SEWA, Takko der einen ein Euro Laden, um dir so bald wie möglich eine Sonnenbrille zu checken. Wenn Sonntag ist oder du auch keine zwei Euro übrig hast, dann gibt es eine Möglichkeit, die moralisch eigentlich nicht vertretbar ist. Kann dir ja theoretisch, eigentlich jetzt auch echt wurscht sein.

Du gehst in jedes Lokal, Museum und öffentliche Ortschaft, die offen hat und sagst: „Grüß Gott. Ich war letzte Woche mit meiner Familie hier, und ich habe meine schwarze Sonnenbrille hier vergessen. Wurde die vielleicht gefunden?” Davon rate ich aber ab, weil das ist eine Straftat. Es sei denn, du warst letzte Woche wirklich da. Oder in der Nähe. Du bist verwirrt und restfett. Du kennst dich nicht mehr aus. Du Armes!

Du würdest sie ja eh eines Tages nüchtern zurückgeben. In dem du dich unter der Woche nochmal ins Lokal schleichst und sie einfach liegen lässt. Dann, mein Freund, spricht man von Leihgabe oder auch temporärem Diebstahl. Hat bei einer guten Freundin von mir, der Fridi, schon ein paar Mal funktioniert. Aber eigentlich ist es nicht OK. Edit: Gerade hat man mir gesagt, dass man es eigentlich gleich mit der ehrlichen Art versuchen könnte. Geht auch.

Die zweite Möglichkeit wäre eine Kappe, die dein verquollenes und restfettes Gesicht versteckt. Die hast du entweder mit, oder du kaufst sie. Oder siehe Möglichkeit eins.

Deine Haare sind nicht zersaust—das ist der sexy Bad-Hair-Day-Look.

Als Mensch mit längeren Haaren, machst du dir einen Zopf. Wenn du kein Gummiringel hast, dann versuche ein Knödel aus deinem verklebten Haar zu basteln. Wenn du dir Sushi to go mitnimmst, gibt es einen „Bürohaargummi“ gratis dazu. Tipp zwei: Wenn du keine Kohle für Sushi hast oder dich der Gedanke an rohen Fisch zum Speiben bringt, dann frag irgendjemanden nach einem Gummiringerl.

Als Mensch mit kürzeren Haaren machst du diese sexy Bewegung öfters hintereinander. Also dir mit einer Hand von vorne nach hinten durch die Haare streichen. Bis es sich sexy anfühlt. Sollte sich das sexy Gefühl nicht einstellen, kauf dir ein Bier. Wird schon wieder.

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Oder du hast eine Kappe oder Haube mit. Dann bist du sowieso aus dem Schneider. Du Genie!

Deine Kleidung ist nicht kaputt—du bist einfach ein Hipster im coolen Sandler-Look.

Kaputte Strumpfhosen sind richtig ekelhaft. Sie sehen auch genauso aus, wie sie sich anfühlen. Also scheiße. Da wir hier in Mitteleuropa sind, ist die Wahrscheinlichkeit grundsätzlich gering, dass es warm genug ist, um sie auszuziehen und nicht komplett irre dabei zu wirken. Deshalb lasse sie an. Trage sie mit einer Selbstverständlichkeit. Denk an Heidis Weisheiten: Auch wenn uns die Mode nicht gefällt, wir sind Models und müssen das Produkt verkaufen. Ja genau. Du bist ein Model. Schau dein kurzes und knappes Partyoutfit an—natürlich bist du ein Model. Wieso solltest du sonst bei Sonnenlicht so rausgehen?

Gerissene Jeans bei Männern sowie auch bei Frauen—geh bitte, auch die waren sicher irgendwann in Mode. Oder du machst sie jetzt dazu. Ja, auch der Riss im Schritt ist cool. Jeder, der das nicht versteht, ist ein Spießer ohne Modesinn. Das ist der „Ich-lass-meine-Eier-baumeln"-Chiller-Look. Jogginghosen sind so Dezember 2014.

Schuhe sind ein leidiges Thema, aber es heißt durchhalten. Wenn sie drücken, Stöckel gebrochen sind oder sonst einfach abgefuckt sind—dagegen gibt es absolut nichts, was dir helfen könnte. Du musst es wirklich durchstehen. Verstehst du? Durch-stehen. OK. Ich höre schon auf.

Du liebst Sport—deshalb gehst du Heim.

Wir gehen ja davon aus, dass du nicht genug Geld für ein Taxi hast. Deshalb wird dein erster Impuls sein, dass du den öffentlichen Verkehr benutzt. Vermeide diesen aber. Es gibt nichts beschisseneres, als in der U-Bahn zu sitzen, während dich ein 8-jähriger Junge ansieht und seine Mutter fragt, warum du so stinkst.

So etwas sehr ähnliches, ist meiner guten Freundin, der Fridi, schon passiert. Sie berichtete nach diesem Ereignis von tagelangen depressiven Verstimmungen und der allgegenwärtigen Lust ein Gotteshaus zu besuchen. Weitere Menschen—außer kleine 8-jährige Schisser—in öffentlichen Verkehrsmitteln, die dir begegnen werden: Ehemalige Gspusis, zukünftige Gspusis, Menschen die fit und frisch sind und arbeiten gehen, noch mehr Familien, begeisterte Touristen. Bleibe da einfach weg. Oder reduziere die Fahrten auf ein Minimum. Wenn du fahren musst, dann suche dir den letzten Platz in der Ecke, wo sich auch kaum jemand dazusetzen kann. Und parfümiere dich ein. Kleine Pisser haben einen ausgeprägten Riechsinn. Und dein ehemaliges Gspusi wahrscheinlich auch.

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Wenn deine Schuhe nicht kaputt sind, kannst du dir als Wiener zum Beispiel ein City Bike checken. Oder einfach zu Fuß gehen. Wenn du zu Fuß gehst: Die Straße ist dein Laufsteg. Gehe aufrecht und selbstbewusst. Es ist nunmal dein „Walk of Fame”. Verwende weniger frequentierte Straßen. Laufstege sind ja auch für Einzelpersonen und nicht die halbe Bevölkerung gedacht.

Einstellung ist alles, Baby

Gehe selbstbewusst nach Hause. Ehrlich: Wenn du Sex hattest, egal wie schlecht, dann bist du doch sowieso eine geile Sau. Wenn du keinen Sex hattest, dann tue so, als hättest du welchen gehabt. Wenn du nicht mehr weißt, wie es ist Sex zu haben, dann tue so, als würdest du von der Oscar-Afterparty kommen. Jedenfalls: Strahle Selbstbewusstsein und Selbstverständlichkeit aus. Dann stellt dich auch niemand in Frage. Mach es wie dieses Lied:

Fridi hat leider kein Twitter, Fredi aber schon: @schla_wienerin

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