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The Noisey Guide to

So führst du eine Beziehung mit jemandem, der einen komplett anderen Musikgeschmack hat

Ist es überhaupt möglich, auf jemanden zu stehen, mit dem man nicht zusammen Nas’ B-Seiten abfeiern kann?
Emma Garland
London, GB

Gibt es etwas Schlimmeres, als vollkommen in seine Musik vertieft zu sein – du weißt, dass gleich dieser richtig coole Part kommt – und kurz bevor du laut "Man, I feel like a woman!" ausrufen kannst, macht irgendein blödes Arschloch die Anlage aus? Und was ist, wenn dieses blöde Arschloch gleichzeitig dein/e Liebste/r ist? Was ist, wenn dir keine andere Wahl bleibt, als deine bessere Hälfte aus dem Zimmer zu schmeißen und der Polizei glaubwürdig zu vermitteln, dass es sich um einen Brian Harvey-mäßigen Freakunfall gehandelt hat? Na gut, du musst nicht sofort jemanden umbringen, aber ernsthaft, wie schafft man es, eine Beziehung am Laufen zu halten, in der ihr beide einen total unterschiedlichen Musikgeschmack habt? Kann man sich überhaupt zu jemandem hingezogen fühlen, mit dem man nicht tiefgründig über Nas’ B-Seiten diskutieren kann?

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Ja, kann man, und ich werde dir auch gleich sagen, warum. Es gibt nämlich eine Menge guter Gründe, warum du besser mit jemandem ausgehst, der einen anderen Musikgeschmack als du hat. Es ist sogar so, dass es eher abträglich für das Liebesleben ist, mit jemandem zusammen zu sein, der genau die gleiche Musik hört wie du. Hast du jemals in einem Raum mit zwei Radiohead-Fans gesessen, die darüber fachsimpeln, ob Amnesiac oder Kid A jetzt das größere Meisterwerk ist? So eine Unterhaltung ist trockener als die Plastik einer Menopausenvagina bei einer Tracey Emin-Ausstellung.

Es ist immer gut, aus seiner eigenen Wahrnehmungsblase herauszutreten, weil du auch nur dort die wirklich aufregenden Erfahrungen deines Lebens machst – es sei denn du bist so jemand, der sich weigert, irgendetwas anderes als Insane Clown Posse zu hören (in diesem Fall bitte ab auf JuggaLove, dort findest du deine/n Hatchet-Partner/in für‘s Leben). Hier sind also ein paar Gründe, warum es dich nicht davon abhalten sollte, mit jemandem auszugehen, nur weil dein Partner nicht dein unglaublich umfangreiches Wissen über Childish Gambinos Sample-Historie teilt.

Du kannst jemandem deine ganze Lieblingsmusik zeigen

Foto von Almos Bechtold via Unsplash

Es gibt da diesen schmalen Grat zwischen ,wie ein Besessener über Musik reden, bis allen die Ohren abfallen und man dir den Mund mit diversen Fäusten stopfen will‘ und ,deiner neuen Lieblingsperson erfolgreich deinen Lieblingskünstler nahebringen‘. Da du wahrscheinlich auf Letzteres abzielst, solltest du Folgendes unbedingt vermeiden:

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  • Deine neue Flamme als leeres Gefäß sehen, das du mit deinem ganzen unnützen Wissen über Pavement füllen kannst, das du dir über die Jahre angeeignet hast und von dem deine Freunde absolut nichts mehr hören wollen
  • Der Typ sein, der andere wie Vollidioten behandelt, nur weil sie noch nie was von seiner obskuren Lieblingsband gehört haben
  • Die Person sein, die zum Beziehungsanfang erst mal einen USB-Stick mit ihren 50 Lieblingsalben überreicht, als wären das irgendwelche Hausaufgaben
  • Das egoistische Arschloch sein, das sich nie die Empfehlungen anderer Leute anhört
  • Anderen sagen, dass sie Unrecht haben, nur weil sie nicht die gleichen Sachen mögen, wie du. Echt jetzt. Das lässt dich wie ein fünfjähriges Gör rüberkommen.

Versuch es stattdessen lieber so: "Hey, ich würde dir gerne Tango In The Night ausleihen. Da ist dein Lieblingslied von Fleetwood Mac drauf und ich glaube, dir wird auch der Rest gefallen", oder, "Oh, du hast noch nie von Gorky’s Zygotic Mynci gehört? Kann ich dir mal diesen wirklich coolen Track zeigen? Der dürfte dir gefallen, aber kein Ding, wenn nicht." Ganz bestimmt aber nicht so: "The Story So Far sind total beschissen. Wenn du Pop-Punk willst, dann hör The Descendents, die haben das Genre erfunden. Hier hast du alle ihre Alben. Lass dich erst wieder blicken, wenn du was gelernt hast. Es sei denn, du willst schnell wieder Single sein."

Es lässt dich attraktiver und klüger aussehen

Weißt du, was total anziehend ist? Jemandem zuzuhören, der leidenschaftlich über das spricht, was ihm oder ihr wirklich am Herzen liegt. Vielleicht hat dein Schatz nicht ganz so viel Ahnung, wie er oder sie vorgibt, und vielleicht bringt er oder sie auch durcheinander, wer jetzt genau welche Lines bei "Protect Ya Neck" rappt, aber du hast ja selber keinen Plan davon. Dementsprechend kannst du auch die ganzen Aussagen nicht so schnell in der Luft zerfetzen, wie du das sonst, als der unverbesserliche Klugscheißer, der du nun mal bist, so gerne tust. Auch wenn bei ihm der Anus an einer Stelle sitzt, an der andere Menschen einen Mund haben, gibt es einen Grund, warum Russell Brand und seine Revolution so populär sind: Überzeugung – und schöne Haare, aber vor allem Überzeugung. Wenn du irgendwas von seinem letzten Feldzug für oder gegen (???) lernen kannst, dann wie du unglaublich attraktiv du aussiehst, während du am laufenden Band totalen Schwachsinn redest.

Ihr werdet euch nicht gegenseitig das Leben versauen, indem ihr euch über einen Künstler streitet

Foto von Jon Tyson via Unsplash

Wenn jemand deinen Lieblingssong von Elliott Smith nicht mag – einfach weil die entsprechende Person Elliott Smith nicht mag – dann bleibt dir nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren. Wer kann schon was gegen diese wasserfeste Logik sagen? Wenn allerdings jemand deinen Lieblingssong von Elliott Smith nicht mag, der selber riesiger Elliott Smith-Fan ist, dann stellt sich schon die Frage, wie zur Hölle man bitte damit umgehen soll? ‚Was? "Between The Bars" ist nicht sein bestes Lied?' – ‚Bist du jetzt sauer?' – Ich kann die ganzen Vorfälle nicht mehr zählen, in denen ich hitzige Streitereien in der Küche – inklusive Drohgebärden mit Kochutensilien – über unterschiedliche Ansichten zu Kurt Cobains Biografie hatte. In dem Fall empfiehlt es sich vielleicht sogar, jemanden zu daten, dessen Grunge-Wissen bei Puddle of Mudd anfängt und aufhört.

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Was macht man allerdings, wenn die Lieblingskünstler zu den großen Weltstars gehören? Da draußen wird es wahrscheinlich niemanden mehr geben, der noch nie Kanyes Yeezus gehört hat, oder? Falsch. Ich hatte letztens erst die Ehre, jemanden mit Drakes Werk bekannt zu machen. Ich weiß! Versuch nur mal kurz, dir ein Leben ohne Drake vorzustellen. Jetzt stell dir kurz vor, du würdest Drake zum ersten Mal hören. So, und jetzt stell dir mal vor, wie dankbar du der Person wärst, die Drake in dein Leben gebracht hat. Ich, als diese Person, kann sagen, es ist toll. Ich fühle mich wie Jesus, der Musik in noch bessere Musik verwandelt hat.

Mixtapes!!!

Hast du jemals ein Mixtape gemacht? Das ist ein super Zeitvertreib. Beziehungsanfänge sind auch großartig, weil das die Phase ist, in der man sich ständig seine Lieblingslieder zeigt, um dann stundenlang tiefgründige Gespräche darüber zu führen. Du scheust weder Zeit noch Mühen, um die ganzen Tracks rauszusuchen, die die verschiedenen Aspekte deiner Persönlichkeit repräsentieren, die dein Partner noch nicht zu hassen gelernt hat. Auf diese Weise erfährt jeder von euch ein wenig über seinen neuen Lebensabschnittsgefährten, jeder wird so ein Stück erwachsener, entwickelt sich menschlich weiter und wir alle kommen dem Weltfrieden mal wieder ein kleines bisschen näher.

Auf der Kehrseite gibt es nichts Abturnenderes, als jemandem einen Mix zu geben und dann diese oder eine ähnliche Unterhaltung zu führen:

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"Hey, ich habe hier was für dich gemacht. Darauf ist auch mein Lieblingssong von den Throwing Mu-"

"Ja, ich habe die Throwing Muses gehört, da war ich fünf oder so."

"Oh, OK. Dann werfe ich es am besten direkt mal IN DEN MÜLLEIMER."

Du brauchst jemanden, der dich auf dem Boden hält

Foto von Natalie Perea via Unsplash

Es gibt da draußen Menschen, die dir deinen bescheuerten Musikgeschmack kommentarlos durchgehen lassen, und solche, die das nicht tun. So elaboriert deine Vinylsammlung auch ist, ich kann dir garantieren, dass sich darin ein paar Songs oder Künstler finden, die du toll findest, obwohl sie für all das stehen, was du eigentlich ablehnst. Für jeden Dilla findet sich ein Danzig. Für jeden Teenage Fanclub findet sich ein Right Said Fred. Ich glaube nicht an geheime Laster, aber für mich ist die einnehmende Kraft eines Justin Bieber-Albums viel stärker als jede Breaking Bad-Episode und manchmal vergesse ich deswegen alles um mich herum. Mir selbst überlassen hätte ich kein Problem damit, Journals in Dauerschleife zu hören und untätig rumzusitzen, während sich meine Persönlichkeit langsam in etwa transformiert, das nur noch mit Männern in Lederwesten ausgeht.

Jeder Seth Cohen braucht seine Summer Roberts, die ihn gelegentlich daran erinnert, dass Death Cab For Cutie "nur eine Gitarre mit einer Menge Rumgeheule" ist. Du brauchst in deinem Leben jemanden, der dich auf den Boden der Tatsachen zurückholt, damit du nicht wie Mariah Carey endest – ohne irgendwelche der Qualitäten zu haben, die es für Mariah Carey OK machen, Mariah Carey zu sein. Du brauchst jemanden, der deine Entscheidungen in Frage stellt – selbst wenn es nur darum geht, eine plausible Erklärung dafür vorzubringen, warum du im Besitz von fünf Kopien von Sabrians "Boys Boys Boys" bist.

Mehr fantastische Beziehungsratschläge von Emma bekommst du bei Twitter – @emmaggarland

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