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Noisey Blog

So gibst du deinen Musikertraum endgültig auf

Dieser Artikel zeigt dir die vier möglichen Enden deiner Musikerkarriere auf.

Foto via Flickr | The Cosmopolitan of Las Vegas | CC BY 2.0

Der große Held auf der Bühne, dem alle zujubeln. Der internationale Künstler, welcher in allen Gesellschaftsschichten höchstes Ansehen genießt. Der Großkotz, dem man seine Arschloch-Art mit einem charmanten „Der ist halt Künstler“ durchgehen lässt. Die meisten hatten irgendwann einmal so einen Traum, den meisten war es nicht vergönnt ihn zu erfüllen. Es gibt verschiedene typische Endszenarien deiner Musikerkarriere, das Wahrscheinlichste ist jedoch dieses: Du versuchst in 20 Jahren verzweifelt bei deinen Kindern als cool zu gelten, mit deiner vom Dachboden geholten Gitarre und erzählst ihnen von diesem einen Halb-Groupie, mit dem du im Abstellraum deines Jugendzentrums über Adorno geredet hast. Dass besagtes Halb-Groupie die Mutter deiner Kinder ist, lässt du dabei bewusst weg.

Möglichkeit 1: Sei niemals wirklich Musiker

Foto via Flickr | JoshBerglund19 | CC BY 2.0

Du bist verliebt in das Image, verliebt in dein Luftschloss des Ruhms und nicht ins Musikmachen selbst. Du wirst bei der ersten Schwierigkeit oder beim ersten Mal, wenn der Spaß zu pickelharter, ernüchternder Arbeit wird, deine Gitarre in die Ecke werfen und nie mehr wieder ernsthaft aufheben. Es ist gar nicht so einfach, aus diesem mysteriösen Holzbrett irgendetwas Hörbares herauszuholen. Du hast nicht die Stamina, dich über die hohe Einstiegshürde zu quälen. Meistens landen diese Instrumente dann gut sichtbar an der Wand, da sich der Besitzer noch nicht mit der Realität abgefunden hat und die staubige Gitarre als Totem des „Ich habs ja mal vielleicht so irgendwie versucht“ sieht. Wie die rote verdrehte Basecap die Uniform der 00er-Douchebags war, ist die Harley Benton an der Wand die Uniform der möchtegern Rockstars.

Möglichkeit 2: Sei arm, frierend, frustriert und werde Investmentbanker

Foto via Flickr | Sinn Féin | CC BY 2.0

Du bist zwei Monate mit der Miete hinterher, hältst deine Wohnung kurz über null Grad, weil es Winter ist, Warmwasser ist unnötiger Luxus für bourgeoise Weicheier und du kannst dir das jetzt wirklich nicht mal mehr selbst schönreden. Entweder ist dein Marketing nicht am Start oder deine Geld- und Lebensspender haben endlich genug von dem Blödsinn. Vielleicht ist deine Musik einfach nicht gut genug. Auf jedenfall trifft dich die Realität mit einer noch nie gefühlten Verzweiflung und du schreibst dich an der Wirtschaftsuni ein, um zumindest die elterliche „Aus dir wird nochmal was“-Monatsrate zu bekommen. Falls du es nach Jahren in deinem Beruf schaffst auch wirklich zum Mittelstand zu gehören, wirst du mit relativer Zufriedenheit auf deine Entscheidung zurückblicken, dass du doch noch zum verantwortungsvollen, steuerzahlenden Erwachsenen wurdest.

Möglichkeit 3: Sei die Bitch in deiner Beziehung

Foto via Flickr | Ron Bennets | CC BY 2.0

Du bist spät nachts nie Zuhause, faselst davon, wie du wen kennengelernt hast, der wen kennt, der mal der Mercher für irgendeinen B-Level Deutschrapper war und bist prinzipiell irgendwie mehr das Haustier denn gleichwertiger Teil deiner Beziehung. Spätestens an diesem Punkt wird dich deine schlechtere Hälfte vor die Wahl stellen: Beziehung oder Krachmachen. Aus dieser Zwickmühle gibt es leider kaum ein Entkommen. Gibst du die Musik auf, wirst du es deinem Partner immer vorhalten. Gibst du deinen Partner auf, wirst du dir bei einem—sehr wahrscheinlichen—musikalischen Misserfolg immer Vorwürfe machen. Diese Vorwürfe enden dann meistens in „Du bist das Beste in meinem Leben, Baby, bitte nimm mich zurück“-Spätnachtsverzweiflungsanrufen. Nicht sehr taktvoll.

Möglichkeit 4: Sei ein rationaler Mensch

Foto via Flickr | Chris Erwin | CC BY 2.0

Die unbeliebteste Möglichkeit, denn man würde sich ja selbst eingestehen, einfach nicht das Zeug zum Musiker zu haben. Es herrscht leider noch der Glaube, dass wenn man es wirklich nur genug will, alles schaffen kann. Leider ist das nicht die Wahrheit. Sogar wenn du wirklich gut bist, dein Image am Start hast und deine Promo kreativ ist, könntest du einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Dank dem Internet hat fast jedes Genere sein Publikum, jedoch ist das meistens nicht groß genug, dass die Künstler auch davon leben können. Du bist der hübscheste, charmanteste und sozial präsenteste Progressive-Blackend-Hardcore Musiker? Deine 200 Diehard-Fans wissen das sicher zu schätzen, aber von Anerkennung bezahlt sich leider keine Miete.

Alles in allem gibt es viel mehr Gründe aufzuhören als weiterzumachen. Den „Sei still du Negativ-Mensch“-Sagern sei gesagt: Wenn du wirklich Musik machen musst und willst, wirst du auch immer Musik machen. Dann wird dich niemand davon abbringen können, schon gar nicht dieser Artikel.

Der Autor versucht jetzt über Musik zu schreiben: @igrpp

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