Do They Actually Suck? 30 Seconds to Mars

In unserer Rubrik „Do They Actually Suck“ gehen wir einigen der größten Rätsel der aktuellen Musikwelt auf den Grund und finden für dich mit einem Set an musikjournalistischer Expertise und soziologischen Feldstudien heraus, wie es sein kann, dass Bands, die gemeinhin als Running Gag wahrgenommen werden, trotzdem von Millionen Fans gefeiert werden. Ist es vielleicht tatsächlich an der Zeit, unsere Musik-Snob-Meinung zu revidieren? Na gut, zugegeben: Die bisherigen Kanditaten dieser Rubrik haben sich durch die Bank weg, auch aus Sicht der blinden Noisey-Justitia als superscheiße erwiesen. Doch als die Philanthropen, die wir sind, geben wir nicht auf! Wenn sich nur eine einzige Band findet, die wir vor ungerechtfertigtem Spott und Hohn bewahren können, dann hat sich die ganze Sache gelohnt. Heute versuchen wir es mit 30 Seconds to Mars. Uff.

Hierbei arbeite ich mit unserer etablierten 10er-Skala, anhand derer die Attribute Musik, Verhalten, Auftreten und Fanbase nach Beschissenheit bewertet werden, wobei 10 das Maximum an Scheiße ist.

Musik 5/10

30 Second to Mars sind als Emo-Band groß geworden und reihen sich musikalisch auch schön artig in die Schlange aus Emo-Bands ein, die hauptsächlich deswegen gehasst wurden, weil sie Emos waren, während man die Musik mit ein wenig Wohlwollen irgendwo zwischen „Ist mir egal“ und „Ist zwar nicht gut, kann man aber noch verschmerzen“ einordnen konnte. Leider hatten die darauffolgenden Jahre voller persönlicher und künstlerischer „Weiterentwicklung“ zur Folge, dass 30 STM neuerdings so klingen, als hätte Skrillex persönlich ihren ultraemotionalen, megalomanischen Stadion-Pop-Pock abgemischt. Das hört sich nun aber wirklich scheiße an. Dennoch: Wenn das im Radio kommt, schaltet deine Mutter sicher nicht weg: Nervt weniger als Katy Perry (obwohl Sänger Jared Leto ähnlich viel herumbrüllt).

Erscheinungsbild: 9/10

Viel problematischer als die belanglose Musik gestaltet sich das Erscheinungsbild der Band. Ich schätze, es geht den meisten Menschen wie mir, wenn sie 30 STM sehen: Ich falle jedes Mal als Übersprungshandlung in eine Art Wachkomma, weil mein Bewusstsein überfordert damit ist, sich zwischen hin- und wegschauen entscheiden zu müssen. Die unglaubliche Attraktivität, die von Jared Letos Körper ausgeht, steht leider in direktem Widerspruch zu dem buchstäblichen Ekel, den sein albernes Rockstar-Gehabe auf der Bühne und sein Styling hervorrufen.

Sowieso sieht die ganze Band ganz fürchterlich aus: Du denkst, es geht kaum schlimmer als schwarzgefärbte Emo-Matte, schwarzer Nagellack und eine Tonne Kajal in der Fresse? Da hast du dich geschnitten. 30 STM sind neuerdings fleischgewordene Karikaturen eines Hipsters, inklusive aller Insignien, darunter das Dreicks-Tattoo, eine an sexuelle Belästigung grenzende Spandexhose/Cut-Out-Shirt-Kombo, sowie das verhasste Fixie. Typen, die aussehen wie 30 STM wurden sogar schon von Kraftklub gedisst, was das Ganze noch unerklärlicher macht. Bis die Jungs endlich einsehen, dass Hosen auch zu eng und Shirts zu weit ausgeschnitten sein können und Sonnenbrillen in geschlossenen Räumen einfach nur affig sind, verbleibe ich mit unbarmherzigen 9 von 10 Beschissenheitspunkten.

Verhalten: 9/10

Passend zu ihren Hipster-Kostümen benehmen sich 30 STM wie prätentiöse Arschlöcher. Jeder ihrer nervtötenden Versuche, ihrer Langweiler-Musik und ihren verzogenen Hollywood-Ärschen auch nur einen Hauch an Tiefe und Magie zu verleihen, endet in der Erkenntnis, dass sie ideenlose Idioten sind, die vor allem viel klauen. Zwar promoten diese gerissenen Füchse als Band-Credo das lateinische Sprichwort: provehito in altum (was laut Wikipedia: „Spring vorwärts ins Unbekannte“ bedeutet) aber das inoffizielle Motto ist mit Sicherheit Copy und Paste.

Falls du in Anbetracht dieser Affektiertheit noch immer keine Kopfschmerzen vom ganzen Augenverdrehen hast, dann möchte ich dein Augenmerk noch auf folgende Punkte lenken: Es reicht nicht, dass die Band sich immer wieder selbst als „Kunstprojekt“ bezeichnet (Würg!). Weil die Musik alleine offenbar nicht als Kunst herhält, beliefern 30 STM ihre Fans mit einer ausgeklügelten, kryptischen, bandeigenen Symbolik (Würg!!), was ihren Jüngern nicht nur coole Tattoomotive liefert, sondern auch ganz viel gehobenen Rätselspaß. Und um uns zu zeigen, dass sie es verdammt ernst meinen mit der Kunst, machen sie nur noch epische artsy-fartsy Videos (Würg!!!), in epischer Länge, mit epischen Abspännen. Dieses Maß an Größenwahn sah man zuletzt bei Michael Jackson, aber der war immerhin der King of Pop und keine popelige Emo-Band.

Fanbase: 4/10

Wenn es um das große Rätsel geht, wer zur Hölle eigentlich die Millionen sind, die bei 30 STM-Konzerten regelmäßig die Stadien füllen, gibt uns Jared Leto eine geheimnisvolle Hilfestellung: „Some people ask us if this is a cult. I say this: It's something special. It's not for everyone—it's only for those who understand.“ Aha! Er leugnet also nicht, dass es sich hierbei um einen Kult handelt. Menschen, die in den Klauen von 30 STM gefangen sind, sind mental oder in echt 14—also Pubertätsmonster, ein Fall für die Sektenberatungsstelle.

Tatsächliche Beschissenheitswertung: 6,75/10, runde ich auf zu 9/10.

Alles in allem sind 30 STM diebische Schnösel, die sich an Subkulturen und Künstlern bedienen, die sie nur aus dem Fernsehen kennen und dabei verwirrten Teenagern vorgaukeln, sie hätten irgendetwas zu sagen. Das ist ja wohl ganz schlechter Stil! Mit ihrem Bombast, den vielen kryptischen Dreiecken und Linien und Jared Letos einlullenden blauen Augen, blockieren 30 STM die treuen Fan-Seelen von Millionen Teenies, die stattdessen auch Bands lieben könnten, die sich nicht irgendwann als inhaltsleere, dumme Copycats entpuppen. Voll gemein!

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