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Rucksäcke im Club sind ein Ärgernis

In den 90ern haben deutsche HipHopper entschieden, es sei OK, seinen Rucksack auf Konzerten und in Clubs aufzubehalten. Das ist es nicht.

photo credit: ruei_ke via photopin cc

Letztens war wieder eine dieser sagenumwobenen Veranstaltungen in Wien, wo dann plötzlich alle zu sein haben: von den 19-jährigen, die in der Prä-Social-Media-Ära von so etwas nichts mitbekommen hätten, bis zu den Hipstern Ende 20, also uns. Es war stickig, es gab Musik, es gab Freigetränke. Es war also ganz OK. Und eigentlich wie immer.

Natürlich war es auch gesteckt voll. Das geht mir ohnehin schon meist auf die Nerven, aber halt völlig zu unrecht. Es gilt natürlich der Satz „You're not stuck in traffic, you are traffic“—wer auf einer Veranstaltung ist, kann kaum jemand anderem den Vorwurf machen, dass er dort auch ist. Was mir aber wirklich die Galle hochkommen ließ: Ein Mensch, der mir eigentlich ziemlich sympathisch ist, legte den ganzen Abend seinen Rucksack nicht ab und rammte diesen ständig allen um sich herum in den Bauch.

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WTF, Menschen?! Warum? Ich weiß, dass deutsche HipHopper irgendwann in den 90ern entschieden haben, dass Rucksäcke auf Konzerten aufzubehalten irgendwie cool wäre. Aber das ist es nicht. Es ist einfach nur nervig.

photo credit: peretzp via photopin cc

Ihr nehmt euch mehr von dem begrenzten Platz, als ihr eigentlich benötigen würdet. Dafür, meine Freunde, gibt es ein Wort: Egoismus. Ja ja, ich weiß: Ihr zeigt jetzt mit dem Finger auf andere und redet euch mit den großen oder dicken Menschen raus. Aber die haben kurzfristig halt keine Wahl. Die können sich nicht Freitag um 19:45 Uhr dafür entscheiden, ihren Bauch zuhause zu lassen. Ihr könnt das schon.

Der Rucksack ist auch nicht die Herrenhandtasche. Dort ist nichts drin, was ihr im Club dringend benötigen würdet. Alles, was ihr dort braucht, passt verdammt nochmal in eure Hosen. Sofern diese nicht zu skinny sind, was sie eh nicht sein sollten. Ich lass mir ja noch einreden, dass man bei 24-Stunden-Berghain-Aktionen einen Rucksack mitnimmt—aber so gebt den doch bitte, bitte an der Garderobe ab.

photo credit: Incase. via photopin cc

Eigentlich liegt das Problem ja viel tiefer. Genau wie Menschen, die im Club ihre Jacken anlassen—OK, da bin ich auch oft genug schuldig im Sinne der Anklage—wollen die Backpacker unter den Clubgängern damit primär symbolisieren, dass sie etwas Besseres sind—zumindest ein bisschen. Dass sie eventuell nicht lange bleiben, weil sie noch andere Optionen auschecken. Dass sie zu cool sind, um sich mit dem normalen Fußvolk auf der Tanzfläche gemein zu machen und einfach loszulassen.

Aber wir wissen eigentlich alle wie es ist: Die Kopfnicker-Fraktion macht nicht die Party, sondern setzt sich eigentlich aus Party-Vampiren zusammen, die davon leben, dass sich andere auf der Tanzfläche zum Affen machen. Die Menschen, die mit Rucksack, Bier und einem coolen Gesichtsausdruck irgendwo herumstehen und die Szenerie im Blick behalten sind quasi die Aristokraten der Clubgesellschaft. Und wir haben in der Geschichte oft genug gesehen, wie aristokratische Gesellschaften untergehen.

Also ist der Aufruf eigentlich tiefergehend. Lasst euren Rucksack zuhause, aber nicht nur den. Sondern auch eure Zurückhaltung. Oder gebt zumindest beides an der Garderobe ab.