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New music

Robb funktionieren in Indie-Clubs wie im Frühstücksfernsehen

Robb machen soulige Musik mit einigem Herzblut, ohne dabei retro zu sein. Die Zielgruppe reicht dabei vom Plattennerd bis zum GNTM-Zuschauer.

Diese Gesichter sollte man sich merken. Alle Fotos von Patrick Domingo.

Ende 2013 ging ein kleines, feines Musikvideo durch die Wiener Facebook-Gemeinde. Eine bis dato eher unbekannte Band setzte in dem ambitionierten One-Shot-Teil dem damals frisch geschlossenen Morrisson—einem kleinen, ranzigen, schwitzigen Club, von dem jeder Storys von großartigen Abenden und zumindest akzeptablen Schmusereien erzählen kann—ein Denkmal. Das schöne an dem Video: Für mich und viele andere funktioniert es als Dokument eines Orts, der gleichzeitig auch eine bestimmte Zeit war; in zwei oder drei Jahren wird es für andere auch einfach als ästhetisches Kunstwerk funktionieren.

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Kurz nach dem Video tauchte bei uns im Büro ein neuer Kollege auf, der bei unser angeschlossenen Agentur als Projektmanager anfing. Ein junger, freundlicher, rothaariger Kerl namens Rob, der sich als der Hauptdarsteller aus dem Video und Frontmann von Robb herausstellte. Im letzten halben Jahr ist bei der Band einiges passiert, und diese Woche steht beim Soundframe Festival der erste richtige Wien-Auftritt an. Ein guter Grund, sich von der Arbeit wegzustehlen und mit Rob auf einen Kaffee zu gehen.

Robb machen, ganz grob gesagt, extrem soulige, gefühlvolle Musik. Es soll aber kein reiner Retro-Soul sein, wie Rob entschieden betont. Es geht darum, so viel Soul wie möglich in „normale" Songs reinzubringen. „Also quasi Soul, der im Kontext anderer Musik funktioniert. Sting hat das echt gut hinbekommen. Ich liebe Sting." Der Anspruch dahinter: Jede Nummer soll breit und professionell produziert werden, aber im Grunde auch nur mit Stimme und einem Instrument funktionieren.

Aber gehen wir mal einen Schritt zurück. Wer sind eigentlich Robb? Rob selbst stammt aus Münster, das ist im äußersten Westen der Bundesrepublik Deutschland. Dort begann er mit 15, 16 eigenen Singer/Songwriter-Kram zu machen. „Münster-bedingt“, wie er es selbst ausdrückt. Sein Vater stammt aus Chicago, weswegen er jedes Jahr drei Monate in den Staaten verbrachte und dort Musik von den Temptations&Co aufsaugte.Mit 16 besuchte er Wien und verliebte sich, zuerstmal nur in die Stadt. Kann passieren. Als er dann mit Anfang 20 nach einem Ort suchte, Musik und eine andere Profession gleichzeitig vernünftig auszuüben, kam dann auch nur die österreichische Haupstadt in Frage. Er spricht auch immer noch sehr gut über Wien, was sympathisch ist, aber für eine mangelnde Integration spricht.

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Eigentlich wollt Rob nie Musik studieren, landete dann aber letztlich doch am Konservatorium. „Ich hab das nie zuende gemacht, es war aber doch sehr wichtig." Nicht zuletzt weil er seine komplette Band im Dunstkreis des Konservatoriums kennenlernte. Das hört man auch. Das gesamte Projekt ist professionell—die Musik, aber auch der gesamte visuelle Auftritt, den die Jungs mit Bekannten erarbeiten— ohne dabei das Gefühl zu vermitteln, es würde an Herzblut mangeln. Anders gesagt: Die Musik ist poppig, aber weder süßlich noch scheiße. Breitenwirksam im besten Sinne des Wortes. Und die Band, vor allem mit Rob als Frontmann, kann ihre Musik auch glaubhaft genauso im kleinen Indie-Club wie auch im Frühstücksfernsehen verkörpern, ohne dabei irgendwen zu verjagen.

Rob ist das Aushängeschild von Robb, auch wenn es ein Bandprojekt ist und das zweite B im Namen auch für „Band“ steht. Das ist auch überhaupt kein Problem. Dass man monatelang nach einem Bandnamen sucht, um dann letztlich ein B an den Namen des Frontmanns zu hängen, klingt zwar unglaublich bescheuert, ist dann aber doch wieder konsequent und ehrlich: Rob schreibt die Songs, die alle gemeinsam arrangieren. Rob spielt mit seiner Band, und die Band spielt mit Rob.

Bleibt nur noch die Frage, wie vor einigen Wochen auf einmal 32 Sekunden Robb in Germany's Next Topmodel kamen. Rob lacht und druckst ein bisschen herum. Es passierte über mehrere Kanäle, und die Band selber wusste davon auch nicht wirklich etwas. „Mich haben dann ungefähr 10 Freunde aus Deutschland angerufen und mir davon erzählt. Natürlich nicht ohne zu betonen, dass sie gezwungen wurden GNTM zu schauen." Letztlich kann das Robb aber eigentlich auch egal sein. Schaden wird es ihnen nicht.

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